In der Zeitrechnung nach Brit-Pop zählen Coldplay, ebenso wie Travis, zu den ganz großen Hoffnungsträgern der schöngeistigen Pop-Musik, und sind mit ihrer melancholisch schwelgerischen Art und ihrer fast schon traumwandlerischer Melodiesicherheit auch gleichzeitig Ausdruck einer wiederentdeckten, verkuschelten und romantischen britischen Pop-Schwärmerei dies- und jenseits des Atlantiks. Dass Coldplays unaufhaltsamer internationaler Siegeszug sich mehr oder minder über Nacht vollzogen hat, macht man sich dabei selten klar, so sehr kommt einem die Band mit ihren bisherigen zwei Alben schon vor wie gute alte Bekannte.

1996 lernen sich Chris Martin (Gesang, Gitarre, Piano), Guy Berryman (Bass), Jonny Buckland (Gitarre) und Will Champion (Schlagzeug) am University College of London kennen und entdecken ihre gemeinsame Vorlieben für klassische Songwriter wie Dylan, Neil Young, Eric Clapton, englischen Indie-Rock und gelegentliche Sessions, die in dieser Besetzung aber alsbald zur Konstante werden sollten. Als erste (Selbst-)Veröffentlichung erscheint dann 1998 auch ‘The Safety EP’. Bereits die zweite EP ‘Brothers And Sisters’ ein Jahr darauf, erscheint über das legendäre ‘Fierce Panda’-Label, das sich schon als Karrieresprungbrett für Bands wie Supergrass, Ash, die Bluetones und Embrace einen Namen gemacht hat.

Auch im Falle von Coldplay bewahrheitet sich diese Regel, die junge Band streicht 1999 einen Deal mit EMIs ‘Parlophone’-Label ein. Man bleibt der liebgewonnen EP-Tradition noch mit ‘The Blue Room’ (1999), ‘Shiver’ und ‘Yellow’ (beide 2000) treu, bis Coldplay Ende des selben Jahres, unter stetig wachsendem Medieninteresse, ihren ersehnten Debüt-Langspieler ‘Parachutes’ veröffentlichen. In den Staaten benutzt die Fernsehanstalt ABC die Single ‘Yellow’ für all seine Sender-Promotionspots, womit Coldplay auch in amerikanischen Haushalten zum Dauergast werden.

Der Erfolg bleibt Coldplay auch 2001 mit drei Brit Awards-Nominierungen und einer ausverkauften US-Tour treu. Und Erfolg hat bekanntlich Neider. Martins Dauererkältungszustand und Stimmbandprobleme zwingen die Band zur Absage diverser europäischer und amerikanischer Dates – Unkenrufe über das kurzbevorstehende Aus für die Band werden laut.

Nichtsdestotrotz erholen sich Martin und die Band und buchen für Herbst 2001 ein Studio. Das Ergebnis dieser Arbeit dokumentiert 2002 das nachfolgende Album ‘A Rush Of Blood To The Head’, welches beweist, dass all dieser Überflieger-Rummel Coldplay nicht zu Kopf gestiegen ist, und die Band zu mehr als nur einer exzellenten Platte imstande ist. Martins gereiftes Falsett kommt in Intensität und emotionalem Ausdruck noch eine Stufe weiter auf dem Jeff Buckley-Höhenmesser. Und auch das Songwriting bordet abermals vor melodischer und harmonische Finesse über. Zum Heulen schön.

Mit Martins Beziehung zur nahe am Wasser gebauten Schauspielerin Gwyneth Paltrow indes, haben nunmehr nicht nur Musik-Gazetten, sondern auch die Boulevardblätter einen triftigen Grund, den Sänger auf die Titelseiten zu hieven.

Nachdem die beiden Mitte 2004 ihr erstes Kind erwarten, gehen Coldplay in der Zwischenzeit mit ihrem dritten Album schwanger, welches einer Veröffentlichung im Frühjahr 2005 entgegensieht. MTV News gegenüber erklärt Chris die Arbeit daran als den Versuch, “das Beste zu machen, was jemals jemand gehört hat”. Was für Songs auch immer Coldplay in Zukunft spielen werden, kalt lassen wird es einen sicherlich nicht.