Dass die Reggae-orientierte Supergruppe Seeed mit drei “e” geschrieben wird, ist nicht auf mangelhafte Englisch-Kenntnisse zurückzuführen. Vielmehr soll schon der Name auf eine Besonderheit der Berliner Big Band hinweisen: Sie arbeitet gleich mit drei Sängern am Mic, die sich Enuff, Eased und Ear nennen. Enuff, der im richtigen Leben Pierre Baigorry heißt, ist dabei der Mastermind hinter allem. Hauptsächlich unter seiner Regie bitten Seeed zum Tanz. Weitere Mitglieder sind neben Frank Eased Dellé und Demba Ear Nabé der Drummer Based, Tobias Tobsen Cordes am Bass, Alfi Trowers für die Percussions, Posaunist Jerome Tchamp Bugnon, DJ Illvibe, Keyboarder Dubmaster Reibold, Moritz Mo Delgado am Saxofon und Gitarrist Rudeboy Rudy.
Elf Mann, ein Ziel: Die Dancehall rocken! 2001 mischen Seeed mit ihrem Sommerhit “Dickes B” die Charts auf, bevor schließlich das Debüt “New Dubby Conquerors” nachgeschoben wird. Für viele kommt dieser Erfolg überraschend, aber dem fetten Sound kann sich einfach niemand entziehen. Schließlich haben die Jungs seit 1998 gemeinsam an ihrem Stil gefeilt und schon erste Songs probeweise veröffentlicht. “New Dubby Conquerors” bietet neben der in Zusammenarbeit mit Black Kappa eingespielten mitreißenden Berlin-Hymne “Dickes B” u.a. noch die zweite Single “Dancehall Caballeros”, die Kooperation Sensimilla mit Denyo von der HipHop-Crew Beginner und eine sehr eigenwillige Coverversion von “The Tide Is High”, die Sebi Professionell und Buddy von Deichkind für die vorab veröffentlichte Vinylversion von “Dickes B” remixen.
Der Durchbruch kann mit über 130.000 verkauften Einheiten und dem Echo-Preis für den besten Newcomer 2001 gefeiert werden. Bereits 2002 erscheint ein neues Stück von Seeed. “Waterpumpee” wird zusammen mit Anthony B aufgenommen und zusammen mit einigen Remixen veröffentlicht, darunter auch die “Top Of The City”-Version von The Herbaliser aus England. Dass das zweite Album dann aber doch erst ein Jahr danach erscheint, liegt daran, dass Pierre zwischenzeitlich schwer erkrankt ist und sich eine längere Auszeit gönnen muss. Aber schon 2003 melden sich Seeed dann mit “Music Monks” zurück. An Energie haben sie nichts verloren. Trotzdem wird der Kosmos von Seeed auch erweitert. Frank Eased Dellé hat als sein Solostück “Jackpot Girl” beigesteuert, Demba Ear Nabé gemeinsam mit Illvibe den Song “Goldmine”.
Überhaupt leben die Mitglieder von Seeed ihre Kreativität auch außerhalb der gemeinsamen Basis aus. Einige der bekannteren Seitenprojekte sind Lychee Lassi, Moabit und Appear. So wird z.B. ein Moabit-Remix genauso wie das Stück “Massive” von Appear auf der “Electric Boogie”-EP von Seeed veröffentlicht. Außerdem sind darauf noch zwei eigenständige Versionen von “What You Deserve Is What You Get” enthalten, dessen Riddim sich Elephant Man und Ward 21 zur Brust genommen haben.
Legendär sind natürlich auch die Videos der Band. Egal, ob als Cowboys, Fußballer, Mönche oder Urmenschen, die Gruppe macht in jedem Outfit eine gute Figur. Live sowieso. Folglich sind Seeed 2004 nun endgültig auf dem Weg zum internationalen Erfolg. Mit ihren Riddims heimsen sie u.a. Credits auf den Alben “Serious Times” von Luciano und “Gangsta Blues” von Tanya Stephens ein. Seeed selber gehen zudem mit einer neuen Version von “Music Monks” an den Start, auf der die deutschen Texte durch englische Lyrics ersetzt wurden. Somit ist der Weg endgültig frei für Touren im europäischen Ausland und weit darüber hinaus. Mit Spannung darf also auf das dritte Album gewartet werden, dass all diese neuen Eindrücke verarbeiten wird.
Text: Holger Köhler
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