12 Songs mit soviel Power wie Gefühl, schwer beladene Riffs und ein gekonntes Mixing von Metal und Melodie – unüberhörbar: STAIND haben ihr fünftes Album mit dem trefflichen Titel Chapter V fertig, das am 8. August erscheinen wird. Unter den Händen von Producer David Bottrill (Peter Gabriel, Godsmack, Tool) haben STAIND einen würdigen Nachfolger für das 2003 erschienene Album 14 Shades Of Gray auf die Beine gestellt und eröffnen damit das tonnenschwere fünfte Kapitel der mittlerweile zehn Jahre währenden Bandgeschichte.

„Es ist das fünfte Kapitel in einem sechs Jahre langen Buch – gerechnet seit dem Durchbruchsalbum Dysfunction (1999). Eine Geschichte von Gefühlen und Eindrücken aus dem Leben,“ erklärt Frontmann Lewis, für den ein Song immer eine Auseinandersetzung mit persönlichem Empfinden darstellt. So wirft Aaron Lewis auch auf Chapter V schonungslose Blicke auf das Leben und die Vorgänge, die einen Menschen ausmachen. Das Gute, das Böse und das Hässliche – nichts entgeht der Introspektion des Sängers, für den Singen mehr ist als nur seine Stimme zu benutzen. „Die persönlichen Songs sind für mich ein Weg, Dinge aus mir herauszubekommen, die ich niemandem ins Gesicht sagen möchte. Ich bin schlecht darin, Gefühle mit mir selbst abzumachen. Ich halte sie zurück, bis ich explodiere. Und ich glaube, es ist besser für mich und für alle in meiner Umgebung, wenn ich sie in Texte kleide.“

Einen Künstler erkennt man an der Fähigkeit, das Gesagte von sich selbst zu lösen und geschickt zu verallgemeinern, so dass ein Hörer, der ähnlich empfindet, Text und Musik auf seine eigene Situation beziehen kann. Eine Kunst, die Aaron beherrscht: „Ich versuche meine Texte so vage wie möglich zu halten. Ich meine, will irgendjemand wirklich wissen, wie ein Regisseur seinen Film exakt interpretiert haben will?“ Doch Aarons Gefühle dringen selbstverständlich durch, und so ist es unschwer zu erkennen, dass das letzte Stück des Chapter V von dem Gefühl der Dankbarkeit erzählt, das die Band ihren treuen Fans gegenüber empfindet. In Reply singt Aaron: „So thank you for the letters that you thought you wrote in vain/And for the times you choose to stand out in the rain and wait for me…The life I live would never be the same, without you here.”

Seit gut zehn Jahren können sich STAIND auf ihre treuesten Fans verlassen. Ihren ersten Gig spielten sie im Februar 1995, und es ist dem persönlichen Wachstum der einzelnen Mitglieder zu verdanken, dass die Band nicht wie so viele andere an aufgeblasenen Egos und schnellem Erfolg zerbrochen ist. 1996 erschien das selbst herausgebrachte Album Tormented, mit dem sie dann die folgenden Jahre zunächst in New England und dann USA-weit on the road gingen. 1999 erschien dann Dysfunction, das mehrfach US-Platin mit sich brachte und Hits wie Just Go, Mudshovel und Home enthielt. Outside, von der „Family Values Tour 1999“-CD wurde zu einem US-Number-1-Hit, der zugleich auf Break The Circle (2001) vorbereitete. Es katapultierte sich direkt auf die 1 der Billboard-Charts, verkaufte sich weltweit 8 Millionen Mal und machte STAIND zu internationalen Superstars. Das Album ging in Deutschland auf Platz 5 und enthielt die Single-Charterfolge It’s Been A While und Outside.
Die DVD MTV Unplugged (2002) erreichte Gold in den USA, ein Jahr bevor 14 Shades of Grey zum zweiten Billboard-No.1-Album wurde. An diesem Punkt glaubten STAIND, ihren Höhepunkt erreicht zu haben, doch die Herausforderung, nicht nur das Niveau zu halten, sondern auch eine Weiterentwicklung zu vollbringen, spornte die Band an.

Ein erster Schritt dazu war die Zusammenarbeit mit dem neuen Produzenten David Bottrill. Mike Mushok, STAIND-Mitglied der ersten Stunde, erklärt: „Wir haben Break The Cycle und 14 Shades of Grey mit Josh Abraham aufgenommen und sie haben uns umgehauen, aber wir hatten das Gefühl, dass es Zeit für Veränderungen wäre.
Es gab immer eine Entwicklung von Album zu Album, und ich glaube, diesmal haben wir den größten Schritt getan. Wir konnten das, was wir machen, besser einfangen als je zuvor. Wir sind härter als früher, wenn wir hart sind, und wir sind melodischer, wenn wir melodisch sind, und sanfter, wenn wir sanft sind. Die Songs sind komplexer, man hört jedesmal etwas anderes heraus. Beim ersten Mal vielleicht die Riffs, dann die Texte und die Melodie, und irgendwann noch andere Dinge, die weiter im Hintergrund stehen.“

Durchaus haben sich alle Bandmitglieder stärker ins Zeug gelegt, um auch die technischen Erfahrungen der letzten Jahre besser einzusetzen und dem Album mit gesundem Perfektionismus begegnen zu können. „Ein Song, den ich normalerweise in vier Stunden eingespielt habe, brauchte diesmal manchmal einen ganzen Tag,“ erinnert sich Bassmann Johnny April. „David [Bottrill] wollte es perfekt haben, und das kam uns sehr entgegen.“ Auch Drummer Jon Wysocki ließ seinem Ehrgeiz freien Lauf: „Ich habe diesmal noch einen draufgelegt,“ erklärt er. „Mit Technologie klingt alles gut, aber darauf wollten wir uns nicht verlassen. Jede Band mit durchschnittlichem Talent klingt professionell, wenn sie Technologie einsetzt, und live siehst du dann ihre Schwächen. Also haben wir uns im Studio auf unsere eigenen Stärken verlassen.“

Und die treten im Repertoire von Chapter V deutlich zutage. Etwa mit der ersten Single Right Here, die auf Anhieb auf Platz 13 der Mainstream Rock-Charts einstieg. Die Balance aus kompromisslosen Rocksounds und konsequent durchlebter Melancholie ist perfekt und macht den Song zu einer großen STAIND-Ballade. Was mit verhaltenen akustischen Gitarren im Intro beginnt und sich zunächst langsam voranschiebt, wird nach dem ersten Refrain zu einer Rockhymne ohnegleichen.
Doch auch mit dem rauen und schonungslosen Falling, dem harmonischen Schizophrenic Conversations und dem pathetischen Everything Changes dürfte dieses Fünfte Kapitel zu einem der bedeutendsten Abschnitte der Band werden.

STAIND zeigen sich zufrieden an dem Punkt, an dem sie jetzt sind, mit dem Sound, den sie jetzt haben, mit dem, was sie in den letzten Jahren an Erfahrungen gesammelt haben. „Bis zu einem bestimmten Punkt war mein Leben voll von Scheiße,“ erinnert sich Aaron. „Ich bin in einem Trailer-Park in Vermont aufgewachsen. Das war der Scheiß, den ich mit Tormented und Dysfunction losgeworden bin. Dann kam Break The Cycle, und der Titel verrät eigentlich schon alles. Jetzt, mit Chapter V, haben wir gelernt aufzustehen.“ In Falling heißt es: “the falling is easy, it’s getting back up that becomes the problem,” und Lewis schließt: „Ich kann nicht ewig darüber singen, wie leicht man fällt. Im Leben geht es darum, wieder aufzustehen und sich den Staub von den Klamotten zu klopfen.“


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