Seit Mitte September sollte die “Future Deutsche Welle” bereits durch eure Ohrmuscheln rauschen, sonst wird es höchste Zeit. Newcomerin LARY bewegt sich irgendwo in den weiten Gefilden zwischen Pop, Soul, Trip-Hop und Elektro – findet sie selbst kompliziert und hat das Genre kurzerhand Future Deutsche Welle getauft. Die erste Kohle hat sie schon früh während ihrer musikalischen Ausbildung verdient: Für jeden auswendig gelernten Klassiker der Pop-Geschichte gab’s 20 Mark vom Onkel auf die Hand. Die Arbeit hat sich gelohnt, schließlich hat sie gerade frisch ihre erste Headliner-Tour in ausverkauften Locations beendet. Motor.de hat sich LARY zur Seite genommen um über Sex, Liebe, Angst – und Power Rangers zu sprechen.

Was war dein bestes Erlebnis auf der Tour?

LARY: In Hamburg ist beim letzten Song einfach mittendrin der Strom ausgefallen und es war sehr lustig, weil ich dadurch dem Publikum so unglaublich nahe gekommen bin. Es war sehr echt.

“Wer liebt uns wenn wir nicht mehr jung und schön und wild sind” lautet eine Zeile aus dem Opener von FDW. Ist das eine Frage vor der du mit Ende zwanzig ernsthaft Angst hast?

LARY: Nö, ich habe da keine Angst vor, aber es sind natürlich Dinge mit denen man sich auseinander setzt oder darüber reflektiert. Aber nicht so “Oh mein Gott, was ist jetzt” – also nicht so wie ich die Frage stelle – sondern es ist einfach, sich darüber generell bewusst sein, dass alles seine Zeit hat.

“Ich habe keine Angst da hin zu gehen, wo es weh tut”

In deinen (Liebes-)Songs  nimmst du häufig die schwache oder zumindest selbstzerstörerische, vom anderen abhängige Position ein. Wie passt das mit deinem selbstbewussten Auftreten zusammen? 

LARY: Ich finde das ist kein Gegensatz. Gerade als Frau erwächst eine krasse Kraft daraus, wenn man Schwäche zeigen kann. Es macht sehr stark wenn man mit seiner Verletztlichkeit umgehen kann und diese sogar zielgerichtet herbeiführt, weil man sagt: “Ich habe keine Angst da hin zu gehen wo es weh tut, weil ich weiß, dass ich daran wachse“. Deswegen ist es meiner Meinung ein krasser Denkfehler, das als Gegensatz zu sehen.

Wenn man allerdings immer wieder den gleichen Fehler begeht, kann es eine Schwäche bleiben bis man damit aufhört…

LARY: Es kommt eben immer darauf an, was man daraus macht. Man kann sagen, “Ok, ich weiß eigentlich, dass ich gerade in einer Situation bin, die nicht gut ist für mich, die mich zerstört – und mir gefällt das.” Das ist ja eine ganz andere Haltung. Ich stehe hier und singe darüber, ich rede darüber und heule nicht.

Die beste Stimmung zum Schreiben: Himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt?

LARY: Melancholie. Ich bin relativ fertig mit happy, das habe ich 25 Jahre lang gemacht. Dann habe ich Schmerz entdeckt. Ich kann sehr schlecht Songs schreiben wenn ich glücklich bin. Das ist eine wenig komplexe Emotion, die nicht besonders vielschichtig ist, im Vergleich zu Melancholie.

“Glück ist eine wenig komplexe Emotion”

Du sagst von dir selbst, dass du ein sehr sexueller, körperlicher Mensch bist. Hattest du jemals Angst, auf die nackte Haut und das laszive Tanzen reduziert zu werden?

LARY: Nicht richtig Angst, aber ich hatte das natürlich auf dem Schirm. Doch ich wusste gleichzeitig auch immer, dass ich darauf nicht zu reduzieren bin. Ich sehe es auch nicht ein, diesen Teil meiner Persönlichkeit aus Angst einzuschränken. Angst soll nicht beeinflussen in wen ich mich verliebe, was ich anziehe oder welches Bild ich poste. Es gibt immer Facetten der Persönlichkeit, die sehr laut sind – das Sexuelle bei mir, oder Social Media – und es gibt Facetten die sind leise, aber deswegen nicht weniger wichtig.

Gedankenspiel: Du kannst nur eines haben – entscheidest du dich für ein Leben als erfolgreiche Sängerin oder als echter Power Ranger?

LARY: Woooh, das ist ja quasi das Gleiche. Ich bin dann also ein echter Power Ranger? Dann das, ein eigener Regenbogen-Power Ranger.

Was kommt als nächstes von LARY?

LARY: Eine Support-Tour und dann vielleicht noch eine eigene im April. Ich möchte bald wieder ins Studio. Bei den neuen Songs wird es düsterer und ein wenig mehr Tarantino, mehr Richtung Filmmusik. Gerade will ich mit happy nichts zu tun haben. Auch diese ganze Pharrell-Nummer – finde ich richtig zum kotzen (lacht). Mal sehen, ich habe schon ein paar Ideen.

Im Mixtape gibt es für euch nicht nur LARYs momentanen Lieblings-Track “Touch The Leather” oder ihren Nonplusultra-Artist J*DaVeY zu hören, sondern auch ihre All Time Favorites und aktuelle Perlen auf die Ohren.