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Die Singer/Songwriterin aus Oregon ist keine Drama Queen. Sie macht einfach nur ganz reizende Musik. Reicht doch, oder?
Nein, eine schlagzeilenträchtige Erscheinung ist Laura Veirs bestimmt nicht. Die theatralische Kauzigkeit des “Weird Folk” beispielsweise geht ihr weitestgehend ab. Stattdessen verströmt die bebrillte Songwriterin mit der unprätentiösen Mädchenstimme die wenig spektakuläre Aura einer Waldorflehrerin: vernünftig, mit dezentem Eso-Fimmel. Letzteres ist nur eine Vermutung, sind Veirs’ Texte doch stets ein Füllhorn an Naturmetaphern, bevölkert von Gletschern und brennenden Wäldern, Nachtigallen und Meereswesen, Meteoren und Wetterleuchten.
Daran hat sich auch auf dem siebten Album der Dame aus dem amerikanischen Nordwesten wenig geändert. Eine Pfirsichsorte stand Pate für dessen Titel, der passender kaum sein könnte. “July Flame” ist eine Sommerplatte im tiefsten Winter, an der man sich zwar nicht die verfrorenen Hände, aber immerhin das Herz wärmen kann. Ein Album, das Gedanken an laue Abende voller Grillengezirpe weckt. Ausgelassenheit und Melancholie liegen gleichermaßen in der Luft. Die Schönheit des Moments und das Bewusstsein seiner raschen Vergänglichkeit, um es mal geschwollen zu formulieren.
Laura Veirs kann beides. “Life is good when you dance all night and the world transmits electric power” verkündet sie zur beschwingt gezupften Akustikgitarre und nennt es den “Life Is Good Blues”. Mit dem jubilierenden, Klavier- und Bläser-verstärkten “Summer Is The Champion” verbreitet sie ein wenig Swing-Feeling, um kurz darauf das schwermütige “Sleeper In The Valley” zu intonieren. Letzteres basiert auf dem gleichnamigen Gedicht von Arthur Rimbaud und hat das Zeug zu einem der poetischsten Anti-Kriegslieder aller Zeiten.
Letztlich funktioniert “July Flame” wie jedes Laura Veirs-Album: Auf den ersten Höreindruck wirkt es etwas zu nett und unscheinbar, wie seine Macherin. Doch mit der Zeit entfaltet Veirs’ Country-Folk einen enormen Charme. Sicherlich auch dank ihres Gespürs für wohldosierte, herzallerliebste Arrangements, die auf dem neuen Album vermehrt Verstärkung durch Streicher und Chorgesänge finden.
Ganz am Ende singt Laura Veirs in der Klavierballade “Make Something Good” von ihrem Wunsch, etwas zu erschaffen, das stark und rein und dauerhaft ist: ein Flaschenschiff mit goldenem Mast, das jedem Sturm standhält oder eine tausendjährige Orgelpfeife in einer Kathedrale. Nicht notwendig, Mrs. Veirs: Ihre Platten sind völlig ausreichend.
Nina Töllner
Wer sich live von Laura Veirs Können überzeugen möchte, kann dies an folgenden Terminen tun:
02.02. Köln – Studio 672
03.02. Münster – Gleis 22
05.02. Berlin – Lido (mit Cataldo, Led To Sea)
06.02. Hamburg – Übel & Gefährlich (mit Cataldo, Led To Sea)
»Hier geht’s zu den Tickets.
VÖ: 08.01.10
Label: Bella Union / Cooperative Music
Tracklist:
01. I Can See Your Tracks
02. July Flame
03. Sun Is King
04. Where Are You Driving?
05. Life Is Good Blues
06. Silo Song
07. Little Deschutes
08. Summer Is The Champion
09. When You Give Your Heart
10. Sleeper In The Valley
11. Wide-Eyed, Legless
12. Carol Kaye
13. Make Something Good
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