Seine Karriere als Folksänger und Songwriter begann Leonard Norman Cohen (*1934 in Westmount/ Montreal) 1967 in New York. Erste musikalische Gehversuche machte er aber bereits mit 13 Jahren, als er anfing Gitarre zu spielen und dies schnell in kleinen Cafes zur Schau zu stellte. Als 17jähriger Student spielte Cohen schließlich an der McGill University in der Country-Folk-Band “Buckskin Boys“.
Dies stellte zunächst das Ende seiner musikalischen Ambitionen dar. Größere Leidenschaft widmete er nämlich seitdem dem universitären Debattierclub und dem Ziel sich als Schriftsteller einen Namen zu machen. Sein Debüt stellte 1956 der Gedichtband „Let Us Compare Mythologies“ dar, welcher schon viele seiner späteren Hauptthemen beinhaltete. Der zunehmend erfolgreichere Schriftsteller Cohen legte mit „The Spice-Box Of Earth“ (1961) einen noch erfolgreicheren Band nach, der ihm sogar außerhalb Kanadas Aufmerksamkeit und erste finanzielle Unabhängigkeit verschaffte.
Durch die Verkäufe seiner Bücher und mehrere Stipendien konnte er in den Folgejahren durch ganz Europa reisen und sich zeitweise auf der griechischen Insel Hydra niederlassen. Hier entstanden auch Cohens Romane „The Favourite Game“ (1963) und „Beautiful Losers“ (1966) sowie der Gedichtband „Flowers for Hitler“ (1964).
Wie eingangs vorweggenommen führte ihn sein Weg 1967 zurück nach Amerika, wo in New York seine eigentliche musikalische Laufbahn ihren Weg nahm. John Hammond, Produzent vom Columbia Records, entdeckte ihn bei seinem ersten Auftritt zum Newport Folk Festival. Sofort von Cohen überzeugt, nahm er ihn unter Vertrag und das erste Album „Songs Of Leonard Cohen“ entstand. Das erfolgreiche Debüt beinhaltet Songs wie “Sisters of Mercy“, “So long“, “Marianne” und “Suzanne” , die noch heute zu Cohens bekanntesten Stücken zählen.
Mit seinem zweiten Album „Songs from a Room“ (1969) konnte Cohen seinen Position als ernstzunehmender Folksänger mit melancholischen Note weiter ausbauen. Das anschließende „Songs of Love and Hate“(1971) stellt wohl das „traurigste“ Album dar, da Cohen zu dieser Zeit in einer persönlichen Krise steckte. Im Folgejahr erschien das erstes Live-Album und 1974 schloss sich das nächste Studioalbum „New Skin for the Old Ceremony“ an.
Nach dreijähriger Alben-Pause meldete sich Cohen 1977 mit „Death of a Ladies’ Man“ zurück, das in Zusammenarbeit mit Phil Spector entstand. Unterschiedliche Ansichten der beiden Musiker führten aber zum Streit. Cohen wurde letztlich sogar von einem “Leibwächter” vom Abmischen ferngehalten, so dass er bis heute ein zwiespältiges Verhältnis zu diesem Album hat. Unabhängig davon behielten die Cohen-Songs ihre äußerst melancholisch-depressive Stimmung.
Eine inhaltliche Veränderung zeichnete sich mit den 1979 erschienenen „Recent Songs“ ab. Cohen wandte sich hier religiösen Motiven zu, was nach längerer Pause seinen Höhepunkt im 1984 erschienenen Album „Various Positions“ fand. Hier ist erstmalig auch eine Stimmungswandel zu spüren. Die Schwere der frühen Alben scheinen überwunden, sogar Humor und Selbstironie tauchen auf.
1988 kam „I’m Your Man“, ein erstmals von Synthesizer-Klängen geprägtes Album heraus. (Unter dem selben Namen erschien 2005 der Film der Produzentin Lian Lunson über Cohens Leben) Hier findet sich neben dem persönlichen „Tower of Song“, das mittlerweile unzählige Male gecoverte „First We Take Manhattan“.
Nach vierjähriger Pause erschien 1992 vom Untergang des Kommunismus und der Wiedervereinigung Deutschlands inspiriert „The Future“. Das bittere und gleichzeitig politischste Werk Cohens verdeutlicht seine pessimistische Weltanschauung. Der Titel „Waiting for the Miracle“ des Albums wurde bezeichnender Weise zur Titelmelodie des düsteren Oliver Stone Films „Natural Born Killers“.
Von den Ungerechtigkeiten der Gesellschaft gänzlich angewidert zog sich Cohen daraufhin zurück, um in einem buddhistisches Kloster Zen-Meditation zu betreiben.
Überraschend meldete er sich 2001 mit dem Album „Ten new songs“ zurück. Von einer ungewöhnlich versöhnliche Note und minimalistisch, poplastigen Arrangement geprägt, ist hier ein deutlicher Stil- und Haltungswechsel zu spüren. Der Mangel an früherer Bitterkeit und vor allem der starke Einfluss der Produzentin Sharon Robinson hat zur Enttäuschung vieler Fans geführt.
Cohen hielt jedoch am neuen Sound fest, wie das 2004 erschienene „Dear Heather“ belegt. Hier rückte zum ersten Mal die Stimme seiner Backgroundsängerin und heutigen Lebensgefährtin Anjani in den Vordergrund. Diese Tendenz mündete in der Veröffentlichung des eigenen Anjani-Albums „Blue Alert“ im Jahr 2006. Cohen produzierte das Album und schrieb die Texte.
Nach 15 Jahren war der 74jährige Cohen im Sommer 2008 erstmalig wieder auf großer Tournee in Kanada und Europa. Zudem erschien eine Live-DVD. Wenige Monate zuvor wurde er in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.
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