Abseits jeglicher Genrekonventionen: LILABUNGALOW wecken den Entdeckergeist und bringen trotz fantasievollem Allerlei Homogenes und Natürliches zum Vorschein.
Der Begriff Bungalow ruft ohne Frage spießbürgerliche Assoziationen hervor: der Sommer frohlockt mit seinen Sonnenstrahlen gerade die biederen Gemüter und obwohl das Frühstück beinahe ohne Pause vom üppigen Mittagsmahl abgelöst wurde, brüht auch schon der Kaffee für das Vesper vor sich hin. Auf der viel zu kleinen Veranda wird dann nicht aufgetischt, sondern kredenzt – eben dort, wo der versehentlich übergeschwappte Kaffee-Klecks auch sofort aufgewischt wird. Was sollen auch die Nachbarn denken? Im LILABUNGALOW wird auf derartige Etikette nicht nur verzichtet, im bunten Ferienhaus nebenan, gelten andere Prinzipien: Unkonventionalität, Naivität und gute Laune. Nichts anderes bietet die Musik dieser fünf imposanten Künstler.
LILABUNGALOW – “Ridersports”
Es hat schon gute Gründe, warum Patrick Föllmer (Klinke auf Cinch) und seine Band nicht Graue Datsche heißen. Bei der multiregionalen Band handelt es sich keineswegs um ein nostalgisches Honecker-meets-Provinz-Kollektiv. Um im Bild zu bleiben, am Bungalow des Quintetts muss man lange nach einem Schild mit der Aufschrift “Wir müssen draußen bleiben” suchen. Zusammen mit Kreativkopf Föllmer bewohnen Jan Rößler (Posaune, Synthie), Alexander Binder (Bass), David Bönch (Percussion, Synthie) und Paul Tetzlaff (Schlagzeug) den kleinen Verschlag. In und an ihm arbeiten sie permanent, ist es doch ihr musikalisches Transportmittel. Gegründet Mitte der Nullerjahre bezeichnen sie ihr eigenes Projekt als Laboratorium – eine Klangfabrik mit Karawanen-Charakter, die in Berlin, Erfurt, Weimar und München arbeitet.
Wagt man die gemeinsame Reise, so darf man sich als kleiner Christoph Kolumbus fühlen. Die Erkundung des Kontinents LILABUNGALOW führt einen von der borstigen Country-Steppe über kunterbunte Pop-Wälder, lebendigen Jazz-Savannen bis hin zu einladenden Beat-Bergen. Ob kleinere Synthies, jubelnde Bläser, staubtrockene Gitarrenlinien oder verträumte Perkussion – ihre Musik liefert eine Fülle an Farben, nicht nur Lila. Sie ist ein buntscheckiges Konglomerat. Beim Gesang beweist Föllmer eine ungeheure Spannbreite: identifiziert man ihn als Damon Albarn, so hält sein Timbre rudimentäre Chris Cornell-Züge und gar einen Hauch von Maxi Jazz bereit. Soll heißen: am Mikrofon wird nicht nur gesäuselt, die Vocals sind kräftig, emotional und mit einer beeindruckenden Gabe gesegnet: Empathie.
Ja, die Band lässt eine Vielzahl an Strömungen zu, spielt mit ihnen, jongliert mit Geschwindigkeiten und Stimmungen. Im Vordergrund steht dabei immer der Song. Es geht nicht nur ums Experimentieren des Experimentieren willens – das Quintett versucht den Brückenschlag zwischen Struktur und freizügiger Ungezwungenheit. Doch was bei diesem Spektrum als überambitionierte Zügellosigkeit abgewertet werden könnte, ist schlichtweg mit der unbändigen Lust am Musizieren zu erklären. LILABUNGALOW ist nicht mehr, aber auch nicht weniger, als ein Haufen talentierter Musiker, die sich in ziemlich vielen Schubladen unwohl fühlen und durch ihren hedonistischen Habitus einen nicht zu vernachlässigenden Stimulus auszusenden wissen. Kurz: Vielfalt ist Trumpf.
LILABUNGALOW – Kleines Audio-Portfolio
Nach der EP “Give Me A Chicken Sandwitch”, die 2008 auf Analogsoul erschien, hat das Quintett sein Debütalbum bereits in den Startlöchern. Noch vor der im Oktober startenden “Meat And Greed“-Tour, die LILABUNGALOW unter anderem ins Berliner Lido führen wird, soll die selbstbetitelte LP erscheinen. Auf ihrer kleinen Deutschland-Sause werden sie auch namenhafte Unterstützung bekommen: Nicht nur, dass sie mit Paul Tetzlaff den Schlagzeuger von Clueso an Bord haben, mit Niklas Kraft konnten sie einen talentierten Saxophonisten gewinnen, der bei zahlreichen Jungwettbewerben seine Verve für außergewöhnliche Jazz-Musik unter Beweis stellte. In den kommenden Wochen macht der LILABUNGALOW mit seiner eklektischen Kaleidoskop-Musik sicherlich auch bei euch Halt. motor.de präsentiert und empfiehlt euch folgende Termine:
motor.de präsentiert LILABUNGALOW – Live 2011:
10.11. Berlin – Lido
11.11. Erfurt – Stadtgarten
12.11. Magdeburg – Moritzhof
13.11. Cottbus – Bebel
15.11. Dessau – Beatclub
16.11. Hamburg – Astra Stube (mit Viva Con Aqua)
18.11. Lüneburg – Salon Hansen (mit Viva Con Aqua)
19.11. Leipzig – Absturz
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