Anderssein ist der resolute Masterplan. Mit spielerischer Leichtigkeit die allgegenwärtige Gefahr der Konformität in den Wind schlagen. Lily Allen, die 22 jährige Göre aus Hammersmith, London, besitzt genau das, was vielen ihrer Zunft fehlt: Autonomie. Sollen sich doch S Club 7, Carl Barât (The Libertines) und Luke Pritchard (The Kooks) an ein und demselben Sound die Zähne ausbeißen, nur weil er gerade den meisten Erfolg verspricht, sie
geht ihren eigenen Weg. Und das sehr erfolgreich. Allein ihre erste Single „LDN“ (2006) verkaufte sich weltweit millionenfach.
Bereits in Kindestagen befand sich für Lily Rose Beatrice Allen das normale, konventionelle Leben in ungreifbarer Ferne. Sie besuchte insgesamt dreizehn verschiedene Schulen, darunter ein Internat, befand sich nach eigener Aussage zwischen 16 und 19 Jahren die meiste Zeit im Cannabisrausch und war letztlich nur mit Kumpel Musik ernsthaft befreundet. Durch ihn konnte sie Erlebnisse, Gefühle und Stimmungen verarbeiten. So entstand letztlich auch ihr ironischer Schreibstil.
Prägend war neben der Wurzellosigkeit auch der elterliche Plattenschrank. T.Rex, The Clash, Bob Marley, alles Künstler, die auf die junge Allen einen großen Reiz ausübten und bis heute ausüben.
„Internet kills the old music star“
Bei Allen kam der Ruhm über Nacht. Ähnlich wie die britischen Kollegen von Enter Shikari stellte sie ihre ersten Lieder auf die MySpace eigene Internet-Seite. Ihre Songs kommen schnell in Umlauf und erfreuen sich einer rasant wachsenden Hörerschaft. Über 25. 000 setzten sich auf ihre Mailingliste. Hinzu kamen die anderthalb Millionen Klicks ihrer Lieder in den ersten Monaten.
Viele gute Gründe die Debüt-Single „LDN“ zu veröffentlichen, dachte sich auch Lily und presste den Hit zunächst in limitierter Auflage auf Vinyl. Die Exemplare gehen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmel.
Logische Folge, die großen Plattenfirmen klopfen bei Lily an. Den Zuschlag bekommt letztlich Parlophon/ EMI bei denen Allen im Dezember 2005 unterschreibt.
Im Juli 2006 kommt das Debüt der Sängerin mit der Glöckchenstimme auf den Markt. „Alright, Still“ nennt es sich und ist ein bunter Mix aus Indie, Reggae, Ska und Pop. Kess, zart und immer mit dieser gewissen mädchenhaften Attitüde. So gelingt es ihr, schon oft gehörte Texte übers Beenden und Beendet werden von Beziehungen nicht profan erscheinen zu lassen. Alles besitzt Witz und Charme, und ist dabei schonungslos ehrlich. Großstadtpop mit dem Mut zu Ironie. Es folgen Kollaborationen mit anderen Künstlern, etliche Remix-Alben und umjubelte Konzerte bis Ende 2006.
Hans Erdmann
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