(Foto: A. Simmelbauer)

motor.de: Ihr seid ja mittlerweile schon seit über einem Monat auf Tour: erst Support-Act für Leslie Clio und jetzt noch Vorband von Laing. Genießt ihr die Zeit oder ist sie sehr anstrengend?

Daniel: Der Körper musste sich erst an den Tour-Rhythmus gewöhnen, aber mittlerweile können wir die Zeit auf der Bühne genießen. Wir spielen an den Off-Days sogar noch kleinere Malky-Konzerte. Also ja ..

motor.de: Und was bekommt ihr für Ressonanz so als Newcomerband?

Daniel: Wir haben bisher durchweg positives Feedback bekommen, nach den Konzerten kamen immer nur positive Kommentare von den Besuchern, das freut uns natürlich.

motor.de: Heute habt ihr ja gewissermaßen Heimspiel!?

Michael: Ja, die Hälfte da draußen ist auf der Gästeliste (lacht). 

motor.de: Habt ihr Rituale bevor ihr auf die Bühne geht? 

Daniel: Ich bevorzuge es sehr, dass wir alle gemeinsam in einem Raum sitzen und die Stimmung aufsaugen. Vor dem Konzert in Bochum saßen wir einfach vier Minuten in der Dunkelheit und das war wirklich super. Kurz davor machen wir noch so einen kleinen Kreis und motivieren uns gemeinsam. Ich habe eine Zeit lang alte Uhren vor den Shows verteilt, aber dann kamen mir einige beschädigt zurück und seitdem mache ich das nicht mehr (lacht).  

motor.de. Habt ihr die Rituale um die Nervosität zu bekämpfen oder…

Daniel: Wenn man sich vorher noch einmal in einem Kreis zusammenstellt, dann wird das Gemeinschaftsgefühl gefördert – man wird zur Einheit und dieses Gefühl bringt man dann auch auf die Bühne. Aber das ist auch gegen die Aufregeung, na klar. 

motor.de: Seid ihr noch aufgeregt, ja? 

Daniel: Ja, natürlich. 

Michael: Ich finde sogar es wird schlimmer.

motor.de: Schlimmer?

Michael: Bei mir wird es tatsächlich schlimmer. 

motor.de: Aber warum denn? Kommt man nicht irgendwann in so einen Trott rein?

Daniel: Aber genau dann wird es gefährlich. Wenn du jeden Abend draußen bist, musst du lernen mit dem Adrenalin so umzugehen, dass du dich noch kontrollieren kannst, aber du auch nicht gelangweilt bist. Wir spielen jetzt zwar jeden Abend die gleichen Songs, aber man muss veruschen, sich dennoch in den Entstehungsprozess hineinzudenken und dieses Gefühl dann zu transportieren. Die letzten vier, fünf Konzerte hat das gut geklappt und ich war sehr zufrieden.

motor.de: Wenn du gerade vom Entstehungsprozess sprichst, wie läuft das bei euch ab?

Daniel: Wir haben ein kleines Studio im Dachgeschoss hier in Leipzig und dann sitzen wir beide in diesem Raum – Michael vor dem Rechner und ich vor dem Mikro und dann lässt man sich treiben und korrigiert nur ein wenig. Man versucht erst einmal einer Sache näher zu kommen, die man irgendwie über die Zeit verloren hat. Das ist auch ein Grundgedanke von Malky, dass wir zu einem bestimmten Punkt in unserem Leben das Gefühl hatten: jetzt wollen wir erfahren, was wir tatsächlich für Musik machen wollen, 
spüren um was es geht. Auf dieser Reise sind wir jetzt mit unserem ersten Album. 

motor.de: Warum fiel denn die Wahl auf Leipzig und nicht auf Berlin?

Michael: Mir persönlich ist Berlin viel zu voll, so dass ich mich nicht mehr auf meine Sachen konzentrieren kann, die ich für wichtig halte. Da ist so viel Ablenkung, dass ich mich nicht mehr selbst finde, im Sinne von: was will ich denn eigentlich? Das empfinde ich in Leipzig als sehr angenehm, dass es hier nicht so überlaufen ist und da ist Platz, dass man sich entfalten kann. Berlin ist immer so spektakulär, so viele Menschen. Überall passiert etwas, da komm ich immer in so einen Strudel hinein, da kann ich mich nicht mehr auf die Sache konzentrieren, die ich eigentlich gern machen will. 

motor.de: Aber die Musikszene ist in Leipzig ja nicht so stark ausgeprägt wie in Berlin!

Michael: Ja, noch nicht (lacht). 

Daniel: Aber braucht man die unbedingt? Das ist nämlich die Frage. Hat das denn tatsächlich nur Vorteile? Ich finde es auch sehr interessant irgendwo hinzugehen, wo gar keine Szene ist. Es ist ja eine Szene in Leipzig da, aber das was auf der Platte ist, ist sehr untypisch für Leipzig mit den Souleinflüssen. Wir haben es genossen in einer Gegend aufzuschlagen, in der uns niemand kennt und die erst einmal Fremde für uns waren. 

motor.de: Wie hattet ihr euch überhaupt kennengelernt?

Michael: Über's Internet (lacht). Nein natürlich nicht.Wir haben früher beide in der Mannheimer Gegend gewohnt und Musik gemacht, daher kennen wir uns. 

Daniel: Wir sind uns ein-, zweimal begegnet in Tonstudios und dann auch bei Bandproben und Schreibsessions. Dann haben wir angefangen uns regelmäßig zu treffen und zu schreiben. Man merkt dann halt ob die Chemie stimmt oder nicht, aber bei uns hat es gepasst. Haben wir eigentlich schon in Frankfurt angefangen?

Michael: Nein, so richtig eigentlich erst in Leipzig. 

Daniel: Stimmt, du bist nach Leipzig vorgezogen Anfang 2011, ich habe dir sogar beim Umzug geholfen. 

Michael: Stimmt, du hast sogar an deinem Geburtstag auf dem Boden geschlafen. 

motor.de: Und dann kam Malky. Malky bedeutet ja kleiner Junge..

Daniel: In dem Dorf in Bulgarien, aus dem ich stamme, ist es eher so ein Ausruf. Wenn man sagt "Malky", dann ist es eher so "Komm Junge, komm her". Das ist so ein helles, lebendiges Wort, das hat uns sehr gefallen. Es hat natürlich auch Bedeutung, in dem Sinne, dass wir einen Weg zurück gesucht haben, wie wir eben damals als Kinder Musik gehört und wahrgenommen haben. Unser Ziel war, dem wieder näher zu kommen, die Naivität zu suchen. Das ist ein helles schönes Wort, mit einer tollen Phonetik. 

Michael: Es hat uns sehr beim Schreiben geholfen, das Ziel nicht aus dem Augen zu verlieren, wieder komplett naiv an die Musik heranzugehen. Wenn ich irgendetwas angefangen habe zu spielen und Daniel etwas dazu gesungen hat, haben wir das direkt mitgeschnitten, damit wir dem Konstruierten im Kopf aus dem Weg gehen. Ist ja auch ein Prozess den man sich vorgenommen hat und immer wenn man sich etwas vornimmt, erreicht man das ja auch nicht beim ersten Mal. Wir haben über 20 Songs für das erste Album gemacht und letzten Endes haben es nur 12 Songs auf das Album geschafft. 50% sind also was geworden, das ist okay. 

motor.de: Die Songtexte haben schon einen klar erkennbaren biografischen Bezug. Empfindest du es manchmal für angenehm auf der Bühne so viel preiszugeben?

Daniel: Nein, als unangenehm habe ich es noch nie empfunden. Ich spreche ja keinen direkt mit Namen an und ich nenne keine Namen, deswegen kann auch nur ich diese Situationen, von denen ich singe, einordnen.

motor.de: Was steht nächstes Jahr bei euch an? 

Daniel: Wir werden noch einige Konzerte geben, sogar auf einigen Festivals spielen wir und dann kommt unser Album heraus.

 

Monika Schädlich