Diesen Freitag erscheint Mando Diaos fünftes Album. Im motor.de Interview sprechen sie vorab über die Vorteile der Wirtschaftskrise und die Erweiterung ihres Sounds.
Man kann jeder Sache gute Seiten abgewinnen, so schlecht sie auch scheinen mag. Das gilt auch für die aktuelle Wirtschaftskrise, findet C.J., der Bassist von Mando Diao. “Wenn man in die Geschichte schaut, sieht man, dass in Krisenzeiten immer gute Alben erschienen sind. Die Leute wollen Spaß, wenn sie kein Geld mehr haben.” Eine faszinierende Theorie: Wird der ökonomische Einbruch zu einem Boom in der Musik führen? Ist gerade die richtige Zeit für epochale Meisterwerke?
Vielleicht kann man auch “Give me Fire“, das fünfte Album von Mando Diao, als Reaktion auf die Krise deuten. Als einen Versuch, die Menschen mit einfachem Pop über die triste Tagespolitik hinwegzutrösten. So sah jedenfalls der Plan der fünf Schweden aus. Mando Diao haben sich vorgenommen, diesmal bewusst Musik für die Massen zu komponieren, wie Sänger Björn Dixgård erklärt. “In den Songs auf dem neuen Album erzählen wir ganz einfache Storys. Es sind Texte, mit denen sich jeder identifizieren kann.” Bei der ersten Single ‚Dance With Somebody’ geht es um eine Frau, die ihrem traurigen Arbeitsalltag in einer Fabrik entflieht, indem sie die Nächte in der Disco durchtanzt.
Mando Diao – Dance With Somebody
Und der Song “Gloria” handelt von einer weiteren Frau. Die löst sich wiederum von ihrem gewalttätigen Freund.
Solch universell verständliche und größtenteils zuversichtliche Gebrauchstexte sind aber eher die Nebensache. Das aktuelle Hauptinteresse von Mando Diao und der von ihnen momentan am liebsten verwendete Begriff lauten: Groove. Und da haben sie sich ganz schön umgehört. Die Schweden erweiterten auf dem neuen Werk ihren Garagen-Rock-Sound um Einflüsse aus Disco und HipHop. Auch das allgegenwärtige Motown–Revival hat auf “Give me Fire” Spuren hinterlassen – wobei Mando Diao betonen, dass mit “Lady” schon auf ihrem Debüt ein echter Motown-Song enthalten gewesen sei. Aber warum stehen eigentlich gerade alle auf Soul? “Weil es so gut ist“, ist C.J.s einfache Antwort: “Die Welt braucht mehr Motown“. Keyboarder Mats Björke hingegen sieht eine Verbindung zur Wirtschaftskrise. “Die Menschen brauchen gerade etwas, das echt ist. Und das war Motown, egal wie kommerziell es gleichzeitig war.“
Ein musikalischer Meilenstein, wie er in schlechten Zeiten angeblich zu erwarten sei, ist “Give Me Fire” zwar nicht unbedingt geworden. Aber es ist Mando Diao gelungen, ein tanzbares und inspiriertes Album einzuspielen, das durch seine für die Band ungewohnten Einflüsse überrascht. Kurz: “Give me Fire” macht Spaß. Und den können wir Menschen immer gebrauchen, egal ob Wirtschaftskrise oder nicht.
Arne Lieb
VÖ: 13. Februar 2009
Label: Vertigo
Tracklist:
01. Blue Lining, White Trenchcoat
02. Dance With Somebody
03. Gloria
04. High Heels
05. Mean Street
06. Maybe Just Sad
07. A Decent Life
08. Give Me Fire
09. Crystal
10. Come On Come On
11. Go Out Tonight
12. You Got Nothing On Me
13. The Shining/Give Me Fire (Hidden Track)
No Comment