Es ist weder einfach, noch fair einzelnen Bands die Erfindung von Musikstilen zuzuschreiben. Tatsache ist aber, dass es oftmals DEN Vertreter überhaupt eines bestimmten Genres gibt. Massive Attack ist genau in dieser Beziehung mit dem Trip-Hop verbunden. Sie sind die elektronische Alternative zum 90er Jahre Jungle gewesen und gegenwärtig ein Down-Tempo-Kollektiv, welches regelmäßig phänomenale Soundprojekte präsentiert. In ihrem Style integrieren sie aktuelle politische Statements als Street-Art-Elemente.

Robert Del Naja (3d), Grant Marshall (Daddy G) und Andrew Vowles (Mushroom) gründen diese stark stil-prägende Musikgruppierung Ende der 1980er in Bristol. Die musikalisch sowie gestalterisch ambitionierten Djs und Sprayer gewinnen schnell, auch über Briston’s Stadtgrenzen hinaus an Beliebtheit. Ihre Qualitäten zeichnen sich besonders im beherrschten Mixen von Punkrock-, Soul-, Reggae- Hip Hop- und Dubsounds aus.
Das Trio beschließt das Musikprojekt auszuweiten; und so wird 1987 aus „The Wild Bunch“, wie sie sich während ihrer ersten Erfolge mit den DJs Nellee Hooper, Milo Johnson und Claude Williams nannten, „Massive Attack“.

Der erste erfolgreiche Song für das geschrumpfte Kollektiv ist „Daydreaming“ von 1990. Auf dem Weg zum fertigen Album „Blue Lines“ (’91) werden noch „Unfinished Symphathy“ und „Safe From Harm“ veröffentlicht. Lieder, die man kennt. Auf sie beruht ein ziemlich großer Teil der mit ihnen entstehenden Popularität der Band. Das „Rolling Stone“-Magazine nimmt „Blue Lines“ daraufhin in die Liste der 500 wichtigsten Platten auf. Nach einer richtig gescheiterten Tour, scheint die Welt vorübergehend ohne Massive, wie sie sich zu der Zeit des Golf-Kriegs protestierend umbenannten, auskommen zu müssen. Groß in Erscheinung treten – nun wieder – Massive Attack erst wieder 1994 mit ihrer neuen Platte „Protection“, wobei ihre „EP“ von ’92 schon die Richtung dieser und folgender Schöpfungen andeutete. Diese ist eindeutig intensiver, weil direkter und härter. Neben dem Titelsong werden noch erfolgreich und oft gespielt „Karmacoma“ und „Sly“ ausgekoppelt. Ebenfalls Kultsongs der Trip-Hop-Abteilung. Gegenstück „No Protection“ kommt ein Jahr darauf in die Läden, ist jedoch lediglich ein Remix-Album des Vorgängers, das durch Dub-Star „Mad Professor“ an basshaltiger Schwere gewann. „Mezzanine“ dagegen ist ein Umbruch, ja ein Stilbruch, welchen Andrew Vowles nicht duldet und die Band 1998 verlässt. Massive Attack besinnt sich auf rockende Gitarren, was selbstverständlich auch einige außenstehende Anhänger der Gruppe verschreckte. Das nächste Album „100th Window“ von 2003 hält diesen aggressiveren Ton bei und erschreckt Kritiker, die eine Wiederbelebung der gewohnten Musizierpraxis erwartet hatten. Robert „3d“ Del Naja produzierte es vorrangig selbstständig. 2 Jährchen später wird der Soundtrack zum Film „Danny the Dog“ verkauffertig, für welchen sich Massive Attack bereit erklärte, worauf bis heute nur die Best of-Scheibe „Collected“ (2005) erschien. Diese gibt einen zusammenfassenden Überblick der eingängigsten Tracks und mit „Live With Me“ einen genialen Zusatz, gesungen von Terry Callier.

Wenn allgemein noch etwas zum Typus der Gruppe gesagt werden muss, so ist das ihr Projektcharakter: MA ist niemals festgelegt und lässt sich gerne auf andere, aber durchweg talentierte Musiker ein. Dazu gehörten im Verlauf des Band-Daseins außer Callier auch Tracey Thorn, Nicolette, Horace Andy und Sinéad O’Connor.

Eine „Collected“-CD veröffentlicht die Band 2006, welche 15 Jahre Bandgeschichte enthält. Hinzu kommt eine Special Edition heraus, die neben CDs auch eine Dual-Disc mit unveröffentlichtem Material – Remixes und Videos – hat. Massive Attack gehen ebenfalls auf Tour, für die sie Elizabeth Fraser als Gastsängerin engagieren. 2007 kehrt ein wenig Ruhe ein, denn Massive Attack arbeiten an ihrem 5. Studioalbum. Doch ein Jahr später Touren die Herren wieder und stellen neue Songs vor. Ein Highlight für sie sowie für Fans ist das Meltdown Festival, bei dem Grace Jones ihr Comeback feiert.

Ende 2009 releasen sie die EP „Splitting The Atom“, auf unter anderem Horace Andy zu hören ist.
Im Februar 2010 bringen die Briten von Massive Attack ihren neuesten Longplayer heraus.