Die Trip Hop-Pioniere Massive Attack über Damon Albarn, ihre Heimatstadt Bristol und Quellen der Inspiration.
Mit “Heligoland“, ihrem fünften regulären Studioalbum haben sich Massive Attack in diesem Jahr zurück gemeldet. Fünf Alben in 20 Jahren sind sicher alles andere als eine überragende Quote, zumindest wenn es um Quantität geht. Dass Massive Attack aber dennoch zu den stilprägendsten Musikern der vergangenen zwei Dekaden gehören, ist wohl unbestritten. So hat das Trio aus Bristol Anfang der 90er Jahre das Trip Hop-Genre fast im Alleingang aus der Traufe gehoben und somit Kollegen wie die ebenfalls aus Bristol stammenden Portishead maßgeblich mit beeinflusst. Das Debüt “Blue Lines” und ihr 1998er Werk “Mezzanine” gelten schon heute als Klassiker ihres Genres. Wir trafen Robert Del Naja vor der Show von Massive Attack auf dem diesjährigen Southside Festival und sprachen mit ihm unter anderem über die Zusammenarbeit seiner Band mit Damon Albarn, seine Heimatstadt Bristol und die perfekte Location für eine Massive Attack-Show.
motor.de: Ihr habt bei einigen Songs auf „Heligoland“ mit Damon Albarn (Blur, Gorillaz) zusammen gearbeitet. Wie kam es zu dieser Kollaboration und wie ist es mit ihm zu arbeiten?
Robert: Wir haben mit ihm zusammen sechs Songs in zehn Tagen aufgenommen, von denen zweieinhalb auf dem Album sind. Wir kennen ihn seit Mitte der 90er Jahre und ich denke wir haben viel von ihm gelernt, genauso wie er von uns. Damon ist einfach ein sehr kreativer Kerl und es hat Spaß gemacht, in sein Studio zu fahren und auf eine andere Art und Weise zu arbeiten als wir das gewöhnlich tun. Es war alles ein wenig spontaner und impulsiver als sonst.
motor.de: Wie wählt ihr generell die Vokalisten für eure Stücke? Habt ihr immer schon eine konkrete Idee, wessen Stimme zu den Tracks passen könnte?
Robert: Nicht wirklich. Häufig hängen wir mit Leuten rum und spielen ihnen verschiedene Tracks vor und das Ergebnis ist dann ganz anders, als man zunächst erwartet hätte.
motor.de: Eure Heimatstadt Bristol ist bekannt für seine vielen kreativen Einwohner. Woran liegt das?
Robert: Bristol ist ein merkwürdiger Ort. Zwar spürt man auch dort die Einflüsse aus London, aber auf der anderen Seite hatte Bristol immer auch seine eigene Szene. Viele kreative Leute schaffen es auch gar nicht erst raus aus der Stadt. Bristol war immer ein Ort mit einer alternativen Szene. Die erste Elektro-Musik kam aus Bristol und wurde in den gleichen Clubs gespielt, in denen sich Punks gegenseitig durch den Raum gepogt haben. Dadurch haben sich die verschiedenen Stile gegenseitig beeinflusst. Ich denke die Musik die in den 90er Jahren aus Bristol kam, war gerade dadurch geprägt, dass sich Hip Hop-, Reggae-, New Wave- und Punk-Acts gegenseitig beeinflusst haben.
motor.de: Woher habt ihr damals die Inspiration für eure Musik genommen?
Robert: The Clash und das politische Klima in England hatten immer einen großen Einfluss auf uns. Damals war Großbritannien in einer großen Depression, etwa so wie heute auch wieder. Es gab eine große Protestbewegung und die politische Stimmung war ziemlich aufgeheizt. Außerdem gab es Ende der 70er, Anfang der 80er eine große Szene an Indie- und New Wave-Bands in Bristol und nicht zuletzt die Rave-Kultur, die aufkam. Auch das Dubstep-Ding und Drum’n’Bass haben uns natürlich inspiriert. All diese Faktoren hatten ihren Einfluss auf Massive Attack. In Bristol war die Clubszene aber immer größer als die Szene an Garagenbands.
Massive Attack – Teardrop
motor.de: Was haltet ihr von so großen Festivals wie dem Southside? Fühlt ihr euch da besonders wohl oder bevorzugt ihr Clubshows?
Robert: Es ist weird, dass man auf Tour ständig seine Perspektive ändern muss. Wir haben in diesem Jahr in den USA in kleineren Theatern und historischen Kinos gespielt und anschließend im Opernhaus von Sydney, nun stehen die ersten Festivals auf dem Programm. Du musst dich immer an die Umwelt anpassen, der Sound und das Licht wirken plötzlich ganz anders. Aber es ist cool, diese Abwechslung zu haben.
motor.de: Was ist für dich die perfekte Umgebung für eine Massive Attack-Show?
Robert: Ich denke ein smoother, verschwitzter Club (lächelt).
Text: Thomas Kasperski
Interview: Alex Beyer
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