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Matthew Herbert ist wohl so jemand den man als ein Zugpferd in Sachen elektronischer Musik bezeichnen muss. Vielseitig begabt ist er heute einer der gefragtesten Remixer bei dem auch gern mal Björk, REM, John Cale oder Yoko Ono an der Studiotür klingeln. Als Produzent ihres Debüts “Ruby Blue” bewahrte er zudem Roisin Murphy (Ex-Moloko) vor einem bösen Solo-Dasein-Erwachen.
Schon in früher Kindheit begann Herbert sein Talent an klassischen Instrumenten herauszufordern. Die unzähligen Unterrichtsstunden an Klavier und Geige hinterließen irgendwann auch ihre Spuren. Mit sieben Jahren sang er standesgemäß im Schülerchor.
In der Schule selbst hatte er dann das Glück an einen idealistischen Musiklehrer zu geraten. Neben Beethoven behandelte der nämlich auch ab und an mal Werke von Reich, Xenakis oder Jazz Standards. Mit Dreizehn engagierte sich Herbert als Keyboarder in verschiedenen Bands. Bis zum Studium der Theaterwissenschaften spielte er regelmäßig im Orchester.
Noch während des Studiums in Exeter begann der Sohn eines BBC-Tontechnikers damit, sich nebenher ein eigenes kleines Heim-Studio einzurichten. Darin reiften und gedeihten seine musikalischen Vorlieben prächtig. Von den Eltern stets unterstützt besuchte er zahlreiche Performance-Kurse in Exeter und versuchte in Folge dessen stets ein gute Performance mit noch besserer Musik zu verbinden.
Nur mit einem Sampler und eine Chipstüte bewaffnet hatte er dann im Januar 1995 seinen ersten großen öffentlichen Auftritt. Schon lange vorher wusste das Multitalent die Vorzüge eines Samplers für sich zu nutzen. Die Chipstüte sollte nur der Anfang einer Reihe von experimentellen Entdeckungsreisen bleiben. In ihm schlummerte eine seltsame Leidenschaft für Haushaltsgeräusche die in der 1998 veröffentlichten “Arround the House” Release ihren ersten Höhepunkt fand. Die ungewöhnliche Zusammenstellung erschien im Jahre 2002 sogar noch einmal in einer Neuauflage bei !K7. Waschmaschinen-, Toaster- und Zahnbürstengeräusche landeten dafür erst auf einem Sampler und von da aus wurden diese unter Begleitung der seidenen Stimme von Dani Siciliano, swingenden Grooves und gepflegten Klangteppichen in ein großes Ganzes verwebt.
1999 produziert er gemeinsam mit Rob Mellow den Soundtrack zum Streifen “Human Traffic”. Im Jahr 2000 erarbeite Matthew Herbert ein Manifest namens “Personal Contract for the Composition Of Music (PCCOM)(Incorporating the Manifesto of Mistakes)”. Vergleichbar ist das Werk etwa mit den Dogma-Prinzipien beim Filmdreh. Dabei ist die Verwendung zuvor aufgenommener Sequenzen verboten – somit auch alle Arten synthetischer Klänge. Ziel ist es die Musik wieder vielfältiger und menschlicher zu gestalten. Das geschieht in dem kleine Fehler und eigentlich missratene Töne zum Einsatz kommen – Zufälligkeit kontra Sterilität.
Mit der “Matthew Herbert BigBand” produzierte er außerdem eine Swingplatte. “Goodbye Swingtime” entstand unter strenger Anwendung der eigens auferlegten PCCOM-Regeln. Unter den Namen “Wishmountain” bzw. “Radioboy” im Techno, “Doctor Rockit” im jazzigen Elektro und “Herbert” im House veröffentlicht er in regelmäßigen Abständen seine neuesten musikalischen Errungenschaften. In den meisten seiner Stücke kombiniert Herbert spielbaren Pop mit kleinen experimentellen Gemeinheiten. Vielleicht als eine Art One-Man-Radiohead oder der Brian Eno des Einundzwanzigsten Jahrhunderts ist er immer darum bemüht den eh schon breiten Horizont elektronischer Musik noch zu erweitern.
Auch sein großes politisches Engagement soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Seine politisch motivierten Alben tragen Titel wie “Plat Du Jour” (Gericht des Tages) und “Scale”. Darin prangert er die Nahrungsmittelindustrie, westliche Esskultur und den Irak-Krieg an und bringt das Thema Erdöl zurück auf die Tagesordnung.
Mario Kreuzer
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