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Auf ihrem neuen Album „Quicken The Heart“ flanieren Maximo Park durch Newcastle, LA und die Popgeschichte. Alles beim Alten?
Die neue Welle des New Wave von der Insel ebbt nicht ab. Wir schreiben das Jahr der dritten Alben: Bloc Party finden Computer mittlerweile spannender, Razorlight beißen sich die Zähne an Evergreens aus. The Rakes finden zurück zu alter Hyperaktivität, Franz Ferdinand bedienen sich bei James Joyce und lassen den Ulysses’schen Protagonisten durch Dublin und die Popmusik der Gegenwart flanieren.
Und Maximo Park? Haben ihren eigenen Flaneur. Paul Smith, Hobbypoet, Sänger und Textschreiber von Maximo Park, der vielleicht leidenschaftlichsten aller dieser Bands. Er flaniert durch seine Wahlheimat Newcastle, die Hauptstadt London oder durch Los Angeles – der Stadt, in der er mit seiner Band ihr drittes Album „Quicken The Heart“ aufgenommen hat. Das hätte er ebenso gerne „Time Is Overrated“ oder „Lips That Linger“ genannt – Smith mag seine Zeilen, er feilt lange daran, damit sie klingen, wie daher gesagt.
Die Geschichten findet er in alten Häuserwänden, in Gesichtern von Passanten, in den eigenen vier Wänden. In seinen Texten finden all diese Impressionen, reflektiert oder gerade raus, statt; die ewige Suche nach der Schönheit im Detail treibt ihn voran. Wenn Paul Smith über seine Band und „Quicken The Heart“ spricht, agiert er auch so, als erlebe er seine Gedanken zu seinen Entdeckungsreisen gerade zum ersten Mal. Er kann dann gar nicht aufhören zu reden und zu denken und weiter zu reden. Ein Bewusstseinsstrom – wie der vom Leopold Bloom in Joyces Ulysses.
Ein Gesprächsauszug:
motor.de:
Maximo Park baut auf Romantik und Energie auf, oder?
Paul Smith:
Yeah! Auch wenn ich es nicht so blumig angehen würde: Ich glaube an das, was Baudelaire den Versuch nannte, dem alltäglichen Leben Poesie abzugewinnen. Ich absorbiere die Welt. „Let’s Get Clinical“ ist so ein grundlegender Song. Nicht wegen seines Rhythmus, sondern wegen seines Betreffs. Es hat immer noch etwas sehr romantisches, wenn ich „bare ankles used to mean adventure, and with you they still do“ singe. Da heißt es weiter „I wanna map your body out and circumnavigate your body“. Will sagen: Es ist aufregend, deine nackten Füße zu sehen. Es muss nicht immer alles zu jeder Zeit in deinem Gesicht sein. Das ist nur ein Beispiel. Alle unsere Songs haben diese Aufmerksamkeit gegenüber Details des persönlichen Lebens, die andere Leute sich nicht rauspicken würden. Weil sie es nicht interessant genug finden oder so noch nicht darüber nachgedacht haben. Mir geht es so, wenn ich mir meine Lieblingsmusik anhöre. Die Red House Painters zum Beispiel: „summer dress makes you more lovely than the rest.“ Das nagelt doch einen Moment fest, wenn du ein Mädchen siehst und „summer dress“ sagst. Zugegeben, bei diesem Bezug hat man ein bestimmtes Bild im Kopf. Darum geht es glaube ich in unseren Songs: eine kleine Geschichte zu erzählen und den Leuten erlauben, hereinzutreten. Viele Bands haben einen Style, aber keine Emotionen. Stil kann immer noch Substanz haben, zum Beispiel Ironie. Du kannst damit wichtige Dinge ausdrücken. Es ist aber auch eine Maske, hinter der man sich versteckt. Andere Leute würden vielleicht nicht schreiben: „She ripped me to shreds, I haven’t seen her in ages“. Wieder aber geht es um etwas sehr Simples. Ich wollte dieses „Oh nein, sie hat mich verlassen, wie schrecklich“-Ding vermeiden. Dann sage ich eben „I haven’t seen her in ages”, was viel zwangloser daherkommt und so, wie du es zu deinen Freunden sagst. In einer Sprache, die auch andere nachvollziehen können, um zu sagen: „Das ist auch mein Leben, ja“. Wir sind darin alle verbunden. Jeder hat seinen einzigartigen Dreh darin. Ich habe meine mir eigenen Worte dafür, die Person die uns zuhört aber hat ihr einzigartiges Gedächtnis dafür, mit dem es mit solchen Worten umgeht.
Maximo Park – The Kids Are Sick Again
motor.de:
Und dieses Flanieren, aus dem du deine Musik beziehst, vermittelst du dem Hörer. Auch „Quicken The Heart“ klingt wie ein Spaziergang durch eine Stadt, die man förmlich einatmet – ohne jemals leibhaftig an den Orten gewesen zu sein, die dich dazu inspiriert haben.
Paul:
Ja, die Musik hält viele wohlbekannte Elemente bereit. Melodien, nicht nur eine „Wall of Sound“. Wir nehmen die Leute mit auf eine kleine Reise, versuchen aber, das ein wenig anders als sonst zu machen. „Tanned“ zum Beispiel hat diesen funky Breakdownpart „dodididdodudidii“ und ich denke nur: klingt gut, lasst es uns rein nehmen. Das ist auch ein Argument, es rauszulassen: um den Song etwas simpler erscheinen zu lassen. Irgendwie tendieren wir dazu, Dinge zu verkomplizieren, so dass der Zuhörer jedes Mal etwas zum hinhören hat. Ich fände es toll, würden Leute in vierzig Jahren noch unsere Musik hören können. So wie Leute sich heute Zeug aus den Sechzigern und Siebzigern anhören. Das liegt nicht an mir oder an uns. Aber so gehen wir an die Songs heran. Wir schreiben sie und fragen uns: wie oft kannst du dir das anhören? Hält das ewig an?
Fabian Soethof
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