Was haben wir aufgeatmet und den Tagträumen freie Bahn durch die Redaktion geboten, als wir erfahren durften, dass die fünf Freunde Maybeshewill sich mit instrumentalen Rhythmen und elektronischer Attitüde zurückmelden. Denn mit ihrem neuen Album “Fair Youth” wollen Maybeshewill diesen Freitag, den 22.08.2014, zum vierten Mal die Plattenregale erklimmen und uns mit dem Hauch von instrumentalen Klängen umgeben. Wir durften vorweg schon mal in die Tracks des Albums reinhören und wurden ob des leichtfüßigen Klangs positiv überrascht. Und da wir von motor.de neugierige Nasen sind, haben wir uns eines der Bandmitglieder geschnappt und zum Gespräch gebeten.
Robin Southby hat sich die Zeit genommen und auf die durchlöchernden Fragen unserer Redaktion mit Ruhe und Ausführlichkeit geantwortet. So konnte uns der Gitarrist beispielsweise dabei helfen, gleich vorab eine Kurzbeschreibung des neuen Albums „Fair Youth“ zu geben – Wäre es denn überhaupt möglich, in einem Satz zu beschreiben, was die Liebhaber der Maybeshewill Musik mit dem vierten Album so erwartet?
Es ist eine Verfeinerung des Sounds, eine Ausbesserung der Klangpalette und hoffentlich unsere einheitlichste, strukturellste und schönste Platte.
Und mit welchen Musikern würdet ihr euch musikalisch vergleichen oder gegebenenfalls gegenüberstellen?
Wir werden häufig mit Post-Rock Gruppen, wie Explosions In The Sky, Mogwai, etc. verglichen. Diese waren auch mit Sicherheit einflussreich in den ersten Tagen unserer Bandgeschichte, aber heute ist unser Geschmack sehr vielseitig. Viele Seiten des Albums wurden von Künstlern beeinflusst, die außerhalb des instrumentalen Rock-Kreises stehen, in dem wir arbeiten. Electronic Music Produzenten, wie Rustie und Ryan Hemsworth, Indie Rock Bands, wie Arcade Fire und Wild Beasts sowie Japanese Soundtrack Komponisten Ryuichi Sakamoto und Joe Hisaishi – sie alle haben „Fair Youth“ zu einem gewissen Grad beeinflusst.
Als wir uns das neue Album „Fair Youth“ angehört haben, hatten wir das Gefühl, dass ihr dieses Mal insgesamt Songs mit schnelleren Rhythmen kreiert habt, die eine fast schon glückliche Stimmung versprühen, sodass wir einfach fragen müssen, welche Intention denn eigentlich hinter der Arbeit an eurem neuen Album steht?
Das war definitiv ein übergreifendes Thema der neuen Platte. Als wir angefangen haben, die ersten wenigen Lieder für das Album zu schreiben, gab es einige Vorfälle (zumindest in meinem Leben), die ziemlich negativ waren, sodass das Schreiben zunehmend zu einer Art Flucht wurde – es war der Versuch, positive und aufbauende Musik zu schaffen, die einem dabei hilft, mit den Schwierigkeiten des von-Tag-zu-Tag Lebens zurecht zu kommen. Jedoch setzten sich bei einigen Tracks auch die Ideen vom Älterwerden und etwas Nostalgischem durch, ebenso wie eine ungewohnte träumerische / trübe Stimmung, die sich mit der Zeit, durch das ständige Reisen und dem Gegenwärtigsein einer herumtourenden Band notwendigerweise entwickelt.
Überrascht haben wir bei dem Hören von "Fair Youth", im Vergleich mit einigen älteren Alben, außerdem festgestellt, dass die Atmosphäre auf der Platte im Ganzen um einiges leichter wirkt. Wie würdest Du diese Veränderung erklären?
Nach unserer letzten Platte hatten wir ein wenig das Gefühl, als hätten wir eine Sättigungsstufe mit all den schweren Gitarren erreicht, daher kann man die neue Platte als eine Reaktion auf die Riffs und Powerakkorde unserer früheren Arbeit verstehen. Es war eine interessante Aufgabe, Wege zu finden, um diese Intensität mit verschiedenen Instrumentationen und akustischen Stricken zu reproduzieren. So standen wir zum Beispiel eine ganze Weile im Studio um es zu schaffen, Gitarrenparts nicht wie Gitarren klingen zu lassen. Und von mir persönlich bleibt zu sagen, dass ich einfach das Interesse an vielen der schwereren Bands verloren habe, die wir noch hörten, als wir selbst angefangen haben Musik zu machen – wir machen das nun schon fast seit einem Jahrzehnt und ich denke, dass es natürlich ist, wenn sich der Geschmack über diese Periode hinweg verändert.
Auf der einen Seite fällt es sehr leicht, sich die Lieder auf dem neuen Album anzuhören, da sie sich sehr gut der jeweiligen Situation und Laune anpassen. Und auf der anderen Seite wirkt die Platte sehr komplex in ihrer gesamten Identität. Als wir nämlich versucht haben, einige Songs von allen Tracks herauszupicken, um euch genauer dazu zu löchern, wurde deutlich, dass alle Lieder in ihrer Gesamtheit wie eine Symbiose oder Komposition erscheinen. War das direkt beabsichtigt, während an der Platte gearbeitet wurde?
Nun, die Songs sind über mehrere Perioden hinweg, in den Ruhephasen von Touren des vorherigen Albums, entstanden, sodass das nicht die Idee gewesen ist, die hinter dem Album direkt von Anfang an gestanden hat. Doch treten definitiv musikalische Themen und Motive in den einen oder anderen Songs immer wieder auf, was, wie ich vermute, den Songs damit schon ein gewisses Level an Einheitlichkeit verleiht. Einige der elektronischen Elemente in den Tracks, wie bei „Waking Life“ und dem Intro, waren tatsächlich angelehnt an frühere Songs und Aufnahmen, jedoch auch in vielerlei Hinsicht abgeändert, sodass sie beinahe kaum wiederzuerkennen sind. Auch über die Reihenfolge der Tracks haben wir lange nachgedacht, sodass das Gesamtwerk so gut wie möglich ebbt und fließt.
Nun kommt eine von diesen Standardfragen, aber wie würdet ihr als Band euren Sound im Allgemeinen beschreiben, wenn das in der Form überhaupt möglich sein sollte?
Wir werden häufig als „cinematic“ beschrieben und ich denke, dass das eine faire Reflektion von dem ist, was wir uns vornehmen, musikalisch zu erreichen – Soundtrackmusik für denkbare Filme, die jedoch die Power und Dynamik einer vollen Rockband in sich trägt.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, geradeaus instrumentelle Musik zu machen? War es etwas, das euch irgendwann einfach als Gedanke aufgeleuchtet ist, war es mehr was Initiiertes oder würdest Du es vielmehr als einen Prozess betrachten, der sich über die Jahre hinweg ergeben hat?
John und ich haben die Band gegründet, als wir während der Uni zusammengelebt haben und zu der Zeit ziemlich viel Instrumental Rock und Electronic Musik hörten – und anderes – sodass wir hierdurch eindeutig beeinflusst wurden. Und weshalb wir da noch keine Vocals auf unsere frühen Tracks gepackt haben, lag einfach daran, dass wir beide nicht singen konnten! Seither haben wir mit Freunden gearbeitet und verwenden subtile Vocals auf einigen der Tracks, aber das ist nichts, was wir als Notwendigkeit für die Musik ansehen, die wir machen.
Und abschließend wollten wir natürlich in vorausschauender Manier wissen, wie die Pläne für die kommende Zeit, abgesehen von der bevorstehenden Tour, so aussehen.
Um ganz ehrlich zu sein, denke ich, dass wir uns nach dieser Mamut-Tour erst mal auf eine kleine Auszeit freuen! Das soll heißen, dass wir weiterhin Pläne für mehr Shows im nächsten Jahr machen werden – wir hoffen, einige Länder besuchen zu können, in denen wir zuvor noch nicht gewesen sind (und von denen wir schon oft Anfragen erhalten haben). Also, Finger drücken, dass wir es schaffen, das umzusetzen.
(Foto: Superball // Century Media // Text: Hannah Ziegler)
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