Als vor ein paar Jahren der erste „Harry Potter“-Film in die Kinos kam, war ich irgendwie der Meinung, mich dazu nicht wirklich äußern zu dürfen. Als gefühlter Maßen einziger Mensch der Welt hatte ich nicht einen einzigen der Romane von Frau Rowling gelesen, also was sollte ich sagen? Selbst der Großteil meines Freundeskreises hatte sich in die Reihe der begeisterten Schüler und Hausfrauen eingereiht und wusste nur zu gut wer Hermine war und was man mit Muggles (oder sagt man wohl: Muggeln?) meinte. Ich aber eben nicht – und ich wusste nicht, ob ich stolz drauf sein oder mich schämen sollte.
Tatsächlich hat sich daran bis heute nichts geändert, und wahrscheinlich ist es niemandem mehr egal als mir, dass Rowling in Kürze den siebten und finalen Band über den gar nicht mehr so kleinen Zauberer auf den Markt schmeißt. Oder eben auch nicht, denn mittlerweile murmelt die Dame mit den vielen Dollars auf der Bank ja schon allerorten Sachen wie „sag niemals nie“. Wie auch immer, ich habe längst keinerlei Hemmungen mehr, zum Thema „Harry Potter“ meinen Senf dazuzugeben. Nach nun auch schon fünf Filmen habe ich – wenn schon nicht von den Bücher – immerhin genug Ahnung von den Leinwandfassungen.
Auch dieses Mal, bei „Harry Potter und der Orden des Phönix“ musste ich zwar wieder lange nachdenken, wer noch mal Sirius war, welches Geheimnis Snape hatte und warum Ralph Fiennes als Voldemort eigentlich keine Nase hat. Aber ich hatte dafür reichlich Zeit, denn der fünfte Film ist nicht nur über zwei Stunden lang, sondern auch ein wenig langweilig. Dabei war ich eigentlich zunächst recht optimistisch gestimmt, schließlich wurden mit der fantastischen Imelda Staunton als vom Zauberei-Ministerium abbestellter Folterknecht in Pink und Helena Bonham-Carter als durchgeknallter Mörderhexe schon wieder zwei exzellente britische Schauspielstars engagiert. Und auf ein Quidditch-Spiel wurde Gott sei Dank auch verzichtet!
Doch wie gesagt: es dauert ein wenig zu lange, bis endlich mal ein wenig Action stattfindet, und irgendwie ist es doch schade, dass Schulalltag, Pubertätsprobleme und überhaupt der Humor eine immer kleinere Rolle spielen. Jetzt ist es immerzu düster, politisch und erwachsen, worüber sich wahrscheinlich nur die jungen Hauptdarsteller freuen, die schon lange viel älter aussehen als ihre Rollen.
Tatsächlich gar keine Ahnung habe ich dagegen von „Clerks“, jenem Kultfilm von Kevin Smith, zu dem in dieser Woche eine Fortsetzung in die Kinos kommt. Zwischen dem Original (das ich nicht kenne) und „Clerks II“ liegen über 12 Jahre, und von damals sind fast alle wieder mit dabei, natürlich auch Jay und Silent Bob, den Smith natürlich selber spielt. Überhaupt konzentriert er sich ja momentan oft auf die Schauspielerei und war gerade in „Lieben und lassen“ und natürlich „Stirb langsam 4.0“ zu sehen. Ist vielleicht ganz gut so, denn es gibt durchaus Leute, die seinen Ruf als Regisseur für überschätzt halten. Ich sage nur: „Gigli“! Um aber noch mal auf „Clerks II“ zurückzukommen: die wunderbare Rosario Dawson ist mit von der Partie, als sexy Nerd mit Hornbrille. Nächste Woche sehen wir sie dann in Tarantinos tollem „Death Proof“ wieder – aber das sei nur schon mal als kleiner Appetitanreger erwähnt.
Nicht viele Worte verlieren muss man schließlich über „Der Italiener“. Gar nicht, weil Nanni Morettis Film besonders schlecht oder langweilig ist. Aber seine Politsatire hat (kaum versteckt) Silvio Berlusconi zum Thema – und der ist bekanntermaßen seit einem guten Jahr nur noch Italiens Ex-Ministerpräsident und deswegen ziemlich weg vom Fenster. Im Frühling 2006, als der Film in Italien zum Kinohit wurde, war das noch anders, und wer weiß, vielleicht hat Moretti auch seinen Teil zu Berlusconis Abwahl beigetragen.
Hier und jetzt aber ist das Thema einfach durch, zumal der schmierige Machtmensch gegen Harry und seinen Zauberstab ohnehin machtlos ist.
Auch Dokumentarfilme werden natürlich gegen den Erfolg des zaubernden Teenagers genauso wenig ausrichten können wie meine harmlos-kritischen Worte. Da wird es auch kaum helfen, dass in dieser Woche gleich zwei prominente Namen aufgefahren werden. „Calling Hedy Lamarr“ erinnert mittels Telefongesprächen an die legendäre Hollywood-Diva aus Österreich.
Und „Henri Cartier-Bresson – Biographie eines Blickes“ blickt zurück auf Leben und Werk des einmaligen französischen Fotografen. Erwähnt seien sie aber natürlich trotzdem – denn die Zeiten, in denen ich zu manchen Filmen nichts gesagt habe, sind lange vorbei!
Text: Patrick Heidmann
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