Meißen, eine typische ostdeutsche Kleinstadt ist für Sakralbauten, das älteste Porzellan Europas, Rechtsradikalismus und Flutkatastrophen bekannt. Für popkulturelle Überlegungen ist die Stadt einer von vielen blinden Flecken des Lande. Ein soziokulturelles Zentrum „Hafenstraße e.V.“ ist daran schuld, dass sich vier Jungs an diesem Missstand durch intelligente Rock- und Punkmusik abarbeiten. Das soziale Zentrum war das bisschen Freiraum, den heute – so beklagt die Band – rechte Kader für sich nutzen. Engagierte Leute von damals haben Meißen verlassen. Antriebskräfte von damals waren banale Dinge wie Konzerte organisieren, sich im Proberaum von der Gesellschaft für einen Moment lang wegschließen und abschirmen und das selbstgeschriebene Material beim Konzert im Freundeskreis, der sich schnell vergrößerte und zum echten Fan- und Liebhaberkreis wuchs.

Als Mikrokosmos23 landeten sie schließlich 2008 beim Hamburger Szenelabel Kids In Misery: „Als Wir Jung Waren Ist Jetzt“ war ein Geheimtipp, rauhe kratzbürstige und offenherzige Musik mit einem rotzfrechen Rage Against The Machine-Zitat. Für das Visions Grund genug für das Demo Des Monats. Was für eine Auszeichnung! Das Label trug allerdings nicht viel dazu bei, die Band war für sich selbst verantwortlich und wurde dieser Rolle gerecht. Über 100 Konzerte spielten Mikrokosmos23 bereits, ehe eine Verbindung zum Lieblingslabel der Band – unterm durchschnitt – entstand.

2009 erfolgte ein Beitrag auf der Split-Compilation „Kids In Misery Split“ mit drei weiteren Bands, darunter die Szenegrößen Matula und Captain Planet auf gleichnamigen Label in Kooperation mit unterm durchschnitt. Hier erschien schließlich auch am 3. September 2010 das Nachfolgealbum „Memorandum“. Es wurde von Kurt Ebelhäuser (Blackmail) produziert, der gemensam mit seinem Bruder Carlos erklärter Fan der Band ist und viel Herzblut in die Produktion und Feinarbeit mit der Band steckte.