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Mit griffigen Gitarrenklängen und sanfter Stimme, singt Mirel Wagner in ihren Liedern in dunkler Manier über ebenso düstere Themen wie Tod und Verzweiflung. Und so kommt es, dass auch ihr erst kürzlich veröffentlichtes Album "When The Cellar Children See The light Of Day" dazu einlädt, den ruhigen Rhythmen bei gleichmässig auf das Dach prasselndem Regen zu lauschen. Wir haben Mirel Wagner getroffen und ihr Fragen über die finnische Kultur, die Düsterkeit ihrer Lieder und Britney Spears unterhalten.
Draußen scheint die Sonne, während wir uns in einer Hotellobby sitzend zum gemütlichen Plausch zusammengefunden haben. Von einem Interview zum Nächsten eilend, schien der Terminkalender der jungen Finnin doch recht überladen. Und als eine müde und dennoch ehrlich lächelnde Mirel Wagner vor uns Platz genommen hat, schienen alle Stressfaktoren mit einem Mal von ihren Schultern gefallen zu sein. Wenn man die Künstlerin danach fragt, wie sie ihren eigenen Stil beschreiben würde, dann folgt eine eher etwas erschütternd sparsame Antwort: "Ich versuche es lieber nicht. Ich versuche sehr stark, es nicht zu tun. Vielleicht akustisch im Moment (lacht). Ja, ich versuche es besser nicht.". Während viele andere Künstler die Begeisterung über ihre Gesichter zeichnen lassen, sobald ihnen die Chance geboten wird, zu sich selbst oder ihrer Arbeit representativ Stellung nehmen zu können, wirkt Mirel Wagner eher schüchtern. Wie kam es eigentlich dazu, dass sich der Weg zur Musik für Mirel Wagner so eindeutig ergeben hat?
"Ich glaube, dass alles begonnen hat, als ich anfing, Gitarre zu spielen. Das war der Moment, in dem ich angefangen habe, meine eigene Stimme, im Sinne des Songschreibens, zu finden. Vielleicht als früher Teenager."
Die Musik Mirel Wagners klingt tatsächlich so, als ergäbe sie sich aus purer Leidenschaft zu klangvollen Akustikklängen ihrer Gitarre. Auf der Suche nach möglichen Inspirationsquellen, Künstlern, die der jungen Finnin von Beginn an das rechte Input gegeben haben, um mit viel Klasse und gut gewählter Intonation mit bluesigem Beat zu überzeugen, nennt die Künstlerin Nick Drake als einen ihrer Favoriten.
"Der eine ist Nick Drake, der in gewisser Weise sehr einflussreich ist, weil er auf eine bestimmte Art seine ganz eigene Stimme hat. Die Tatsache, dass er Songs machen wollte, die nicht notwendig, sondern vielmehr Dinge gewesen sind, die die Menschen wirklich hören wollten." Auf dem neuen Album von Mirel Wagner lassen sich auch keine Lieder finden, die ein bestimmtes Ziel verfolgen, die versuchen, sich als Träger einer bestimmten Botschaft an unsere Gedanken zu heften. Der Künstlerin scheint es dem gegenüberstehend vielmehr um die Vermittlung von Tiefgängen, Trauer und dem Kampf eines Jeden gegen die Abgründe des Lebens zu gehen. Oder haben wir das missverstanden? "Nein, während ich die Lieder geschrieben habe, gab es keine Intention, eine bestimmte Botschaft auszudrücken. Aber am Ende, als ich angefangen habe, darüber nachzudenken, habe ich einige Themen sowie eine Art "roten Faden" gefunden, der alle Lieder miteinander verknüpft. Ich versuche, nicht allzu viel darüber nachzudenken, denn gerade wenn ich Songs schreibe, kann ich Dinge zu sehr analysieren. Andernfalls würde ich nicht zum Liederschreiben kommen."
Und während wir in der etwas kalt wirkenden Hotellobby über viel und doch zu wenig sprechen, muss die Frage des letzten Ohrwurms einfach sein. Plagen Künstler wie Mirel Wagner die gleichen Ohrwürmer, die Tag ein, Tag aus ihren Weg aus dem konstanten Geräuschpegel einer Großstadt, dennoch den Weg in unsere Gedanken, bis hin in unsere Träume finden? Wenn es ein Lied, eine Melodie oder auch bloß einen einzelnen Ton gäbe, der die junge Künstlerin so manches Mal schon vom Schlaf abgehalten hat, dann wollen wir davon doch bitte etwas mehr erfahren. "Oh, daran kann ich mich nicht erinnern. Ich hatte mal diesen ganz schlimmen Fall von Ohrwurm mit dem Lied "Womanizer" von Britney Spears. Zum Teil konnte ich nicht mal mehr schlafen, weil dieser Part des Liedes, Du weißt schon, der, in dem es heißt (singt) 'Womanizer, Womaniiiizer…' , das hat sich in meinem Kopf immer wiederholt. Das war wohl der ernsthafteste Fall von Ohrwurm, den ich je hatte." Am Ende unseres Gesprächs blieb dann nur noch die neugierige Frage unsererseits, ob Mirel Wagner nachts von einer bestimmten Sorte an Hoffnungen in ihren Träumen gejagt wird? Denn vielleicht hat sich schon alles erfüllt, was sich die junge Finnin bis dato an ereignisreichen Musikerfahrungen hat ausmalen können. "Ich habe so viele (lacht)! Willst Du, dass ich sie alle nenne?" Aber natürlich wollen wir das. "Nun, gute Musik zu machen, vor Menschen zu spielen und mich als Sängerin sowie Songschreiberin weiter zu entwickeln. Das sind meine größten Hoffnungen für die Zukunft. Ach, und ein Swimmingpool voll mit Geld (lacht)!"
Wir wünschen der Finnin, mit der unverkenntlichen Stimme viel Glück bei all den (innovativen, nun ja) Hoffnungen und sind gespannt, was die nähere Zukunft an Neuerscheinungen aus der bluesigen Akustikschiene Finnlands so zu bieten hat.
(Foto: Aki Roukala // Text: Hannah Ziegler)
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