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“Wir machen das, was wir am Besten können” – Mister Mother im motor.de Interview

Zum Jahreswechsel machte es sich motor.de in der Leipziger Kulturlounge gemütlich und sprach mit Mister Mother über die erste gemeinsame Tour sowie das bevorstehende Album “Mondrakete”.

(Foto: Mister Mother)

Drei Hansestädter geben ihren Einstand in Leipzig – Tim, Philipp und Philipp alias Mister Mother aus Hamburg bestreiten in der sächsischen Universitätsstadt mit der ansässigen Grunge-Band In Pieces den Auftakt ihrer ersten Tour. Richtungsweisend wie rückgreifend vereint das Rocktrio auf der Bühne seine Musik zu einer explosiven Mischung, geprägt von den Einflüssen aus Blues über Funk bis Metal, welche gleichermaßen zum Tanzen einlädt und Erinnerungen an die Helden fast vergessener Genres wachruft. Im neuen Jahr soll das langersehnte Debütalbum “Mondrakete” erscheinen und die Erwartungen sind groß: Über vier Jahre lang hat das Rocktrio an den richtigen Songs gewerkelt, mit denen sie unter anderem bereits die Wohnzimmer der Republik stürmten. Im motor.de-Interview erzählen uns die drei Hamburger Jungs mehr von ihrem bisherigen musikalischen Werdegang auf dem Weg zur ersten Platte:

motor.de: Erzählt uns einmal kurz, wie ihr euch 2007 gefunden habt.

Philipp L.: Ich hab schon vorher mit Philipp zusammen Musik gemacht. Er ist nach Hamburg gekommen, wo wir uns schließlich über den Weg gelaufen sind. Aus den Connections ist schließlich noch Tim dazugestoßen.

Philipp S.: Ja, wir haben bereits ab und zu im Proberaum gejammt. Aber eigentlich haben wir uns kennengelernt, weil ich gesagt habe, ich hätte Rotwein und ‘ne Kerze zu Hause und wollte wissen, was er abends so macht (lacht).

motor.de: Wie habt ihr euch denn rückblickend musikalisch weiterentwickelt?

Tim: Am Stil hat sich im Laufe der Zeit nicht viel getan, nur die Songs verändern sich.

Philipp L.: Natürlich haben wir alle einen anderen Background bei einer Schnittmenge an Musik, wobei sich die verschiedenen Einflüsse mit der Zeit immer homogener vermischten. Hier mal ein bisschen mehr Metal, da mal ein bisschen mehr Funk – wir wollen uns in dieser Hinsicht nicht auf einen festgelegten Stil beschränken, nur um hinterher behaupten zu können: “Wir machen Post-Black Metal” (lacht).

motor.de: Es steckt also wesentlich mehr dahinter als Grunge, Pop und/oder Alternative?

Philipp L.: Das sind wohl die Einflüsse, die man am ehesten heraushören kann, aber wir wollen uns da wie gesagt nicht limitieren lassen. Wenn zum Beispiel ein Part mit Doublebass in ‘nem Song ganz gut passt, lassen wir uns nicht von irgendwelchen musikalischen “Grenzen” aufhalten. Wir machen ganz einfach das, was wir am Besten können.

Philipp S.: Ich denke wir sind Menschen mit sehr offenen Ohren und beeinflusst von jeglicher Musik, die man so hört und das merkt man den Liedern auch an. Man kann das nicht wirklich benennen.

Mister Mother – “Meeting Mister Mother”


motor.de: Seid ihr euch untereinander immer einig, wenn ihr an euren Songs arbeitet?

Philipp S.: Diskussionen gibt es eigentlich nicht. Da hat jeder seinen Freiraum, ich sage kaum etwas zu Philipps Drumming und schreibe Tim auch nicht vor, wie er Bass spielen soll.

motor.de: Wie entstehen eure Songs bei so vielen Freiheiten?

Tim: Es gibt oftmals schon Skizzen, die wir zur Probe mitbringen und dann gemeinsam zu einem Song erarbeiten. Vieles ist da bisher auch eher zufällig aus einer Jamsession heraus entstanden.

motor.de: Euer Album soll im nächsten Jahr erscheinen. Gibt es schon mehr Details?

Philipp L.: Das Album ist noch in der Planungsphase. Bisher haben wir im Laufe der Zeit mehr Songs geschrieben, als es letztlich auf das Album schaffen werden – also darf man auf ein Konzentrat von denen, die wir am besten und griffigsten finden, gespannt sein. Das Album wird auf jeden Fall “Mondrakete” heißen.

motor.de: Warum habt ihr euch für einen deutschen Albumtitel entschieden?

Philipp L.: Es gibt ja eine Menge deutscher Begriffe, die im englischen Sprachgebrauch üblich sind…

Philipp S.: Und es ist eine Alliteration: “Mister Mother, Mondrakete”!

Philipp L.: Stimmt! Das ist ein ganz netter Nebeneffekt (lacht). Es ist, wie ich finde, einfach ein schönes Wort.

motor.de: Was wollt ihr den Leuten da draußen mit auf den Weg geben?

Philipp S.: Das, was sie schon kennen – eine explosive Mischung aus Rock-Geschichten, vorgetragen von tighten Musikern (lacht) und gepaart mit schönen Melodien. Musik, die den “emotionalen Frickel-Charakter schön auf den Punkt bringt“, wie uns erst gestern gesagt wurde.

Mister Mother – “Explode”

motor.de: Warum habt ihr euch mit eurem Debüt so viel Zeit gelassen?

Philipp L.: Es waren in dieser Zeit eben noch andere Projekte am laufen. Wir machen nebenbei noch in anderen Bands Musik, bei denen viel passiert ist. Daneben waren auch persönliche Gründe entscheidend, ein Umzug beispielsweise oder die Arbeit sowie finanzielle Umstände.

Philipp S.: Wir haben natürlich viel geprobt, es sind auch sehr viele Songs entstanden. Dann war die Ausbildung vorbei und wir sind alle nach und nach ins Berufsleben eingestiegen. Uns ging und geht es jedoch vorrangig nur ums Spielen.

Tim: Es war uns enorm wichtig, dass das Debüt am Ende ordentlich klingt.

Philipp S.: Ja, ich möchte die Platte auch in 10 Jahren noch hören wollen.

motor.de: Gibt es denn schon erste Hörproben von neuerem Material?

Tim: Man kann sich einige Songs auf unserer Soundcloud-Seite anhören. Ob es diese dann auch auf die Platte schaffen, bleibt abzuwarten.

motor.de: Ihr seid zurzeit auf eurer ersten Tour mit In Pieces unterwegs. Was erhofft ihr euch
von den Konzerten?

Philipp S.: Spaß, Leute erreichen, lächelnde Gesichter  und hoffen, dass die Zuschauer nicht gleich davonrennen, wenn wir anfangen zu spielen (lacht) – einfach eine schöne Zeit für alle Beteiligten.

motor.de: Warum habt ihr euch entschieden, mit unterschiedlichen Support-Acts zu spielen?

Tim: Es macht für uns noch Sinn, in den Städten, wo man weniger bekannt ist, eine lokale Band mit ins Boot zu holen. Jedes Mal, wenn du mit einer anderen Band ein Konzert spielst, ergibt sich die Chance, Folge-Gigs zu organisieren. Außerdem ist es immer eine interessante Erfahrung, neue Leute kennenzulernen.

motor.de: Ihr habt gestern ein Wohnzimmerkonzert in Leipzig gespielt. Wie waren da eure Eindrücke?

Philipp L.: Es war einfach nur cool! Ein sehr intimer Rahmen für uns, weil wir unplugged spielen mussten. Das war eine kleine Herausforderung für uns, gerade für mich, da ich sehr gerne laut spiele (lacht), aber wir standen ganz vielen netten Menschen gegenüber.

Tim: Sie hatten alle offene Ohren und blieben dementsprechend leise, als wir gespielt haben. Es ist eine tolle Erfahrung, wenn rund 50 Leute um dich sitzen und du selbst während des Konzerts mit ihnen kommunizieren kannst.


Interview: Tim Schedler

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