2006 enterten Friska Viljor mit ihrem Debütalbum “Bravo!” Deutschland. Neun Jahre, fünf Kinder und unzählige Konzerte später sitzen Friska Viljor an einem schattigen Tisch im Innenhof ihres Hotels und beantworten mit Witz und Charme jede Frage. Im Juni erscheint das neue Album der Schweden “My Name Is Friska Viljor”. Im Interview mit Joakim Sveningsson und Daniel Johansson haben wir nicht nur über die neue Platte gesprochen, aber lest selbst.

2013 wart ihr ja schon mal in Berlin, damals habt ihr euer bislang größtes Konzert gespielt.

Daniel: Im Huxleys, ja. Das war das größte, eigene Konzert das wir bislang gespielt haben. Das ist einer unserer Meilensteine.

Habt ihr deshalb so eine spezielle Beziehung zu Berlin?

Joakim: Ich glaube wir hatten diese spezielle Beziehung zu Berlin schon seit einer langen Zeit. Wir haben unsere erste Show hier in Deutschland 2006 in Berlin gespielt. Das war bereits ein sehr erfolgreiches Konzert für uns. Seitdem wächst das Ganze Jahr für Jahr. Es ist immer super hier zu sein.

Seid ihr denn in Schweden auch so ein großes Ding?

Daniel: Die Musik-Szene in Schweden ist so anders. Es leben nur 9 Millionen Leute in Schweden und fast genauso viele Bands gibt es. Die Live-Szene in Deutschland ist fantastisch. Als wir dann die Chance bekamen unser Album hier zu veröffentlichen dachten wir nur daran, wie verrückt das alles eigentlich ist. 2009 spielten wir 28 Konzerte in 30 Tagen. In Schweden kann man nur Freitag und Samstag ein Konzert spielen, ansonsten kommt niemand. Was das angeht sind die Leute in Deutschland uns Lichtjahre voraus. Was die Presse angeht ist es hier in Deutschland ein bisschen schwieriger. In Schweden haben wir ein nationales Radio, dass das komplette Land abdeckt. Das macht es ein bisschen einfacher.

Ich hab so das Gefühl, dass ihr die Medien gar nicht so wirklich gebraucht habt um dahin zu kommen, wo ihr jetzt seid?

Daniel: Genau, die Medien haben uns nie wirklich gehyped. Wir haben vieles ganz alleine gemacht. Das haben wir vor allem unseren Live-Shows zu verdanken. Wir haben alleine hier in Deutschland 300 bis 400 Konzerte gespielt. Wir haben also schon ziemlich hart gearbeitet um an diesen Punkt zu kommen und jetzt müssen wir uns eben nicht bei den Medien dafür bedanken.

Joakim: Naja wir bedanken uns schon bei den Medien aber eben nicht bei den ganz großen. Wir hatten vor allem damals viel Hilfe von Studentenradios.

Daniel: Das Grundgerüst für unsere Musik haben aber wir geschaffen.

Joakim: Der Meinung bin ich nicht.

Daniel: Nicht?

Joakim: Nein, das seh’ ich nicht so.

Daniel: Wir sind uns einig, dass wir uns nicht einig sind (lacht).

Was unterscheidet die Band 2006 von Friska Viljor 2015?

Daniel: Fünf Kinder?!

Hat euch das sehr verändert?

Beide: Oh ja!

Daniel: 2006 konnten wir all das machen was wir wollten, wann wir wollten, wo wir wollten. Jetzt können wir einmal im Monat das machen, was wir wollen.

Also ist die Tour auch eine Auszeit?

Joakim: Du kannst natürlich auch nicht mehr so lange auf Tour gehen. Du kannst deine Frau oder deine Verlobte nicht für ein Monat mit den Kindern alleine lassen. Wenn du dann wieder heimkommst ist die Wohnung leer und in der Mitte des Raumes liegt der Ehering.

Hat das denn auch den Sound beeinflusst?

Daniel: Ich glaube nicht, dass wir deshalb unseren Sound geändert haben. Wir haben das gemacht, weil es ansonsten langweilig wäre, quasi dieselbe Platte jedes Mal neu zu veröffentlichen. Wir entwickeln uns einfach.

Was können die Leute denn von eurem neuen Album „My Name Is Friska Viljor“ erwarten? Ich hatte das Gefühl, dass es ziemlich poppig geworden ist.

Joakim: Ein poppiges Album (lacht).

Daniel: Es ist ein poppigeres und zurückgenommenes Album. Es ist einfach…, keine Ahnung.

Joakim: Das ist eines unserer ersten Interviews, deshalb konnten wir uns noch nicht so wirklich damit auseinandersetzen.

Dann werdet ihr von meinen Fragen schon nicht gelangweilt.

Joakim: Nein überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Es ist super interessant! Es ist jedes mal sehr aufregend, wenn man das erste Mal auf Leute trifft, die die neuen Songs schon gehört haben.

Daniel: Poppig haben wir jetzt aber auch schon zum zweiten Mal gehört während der Interviews also wird da etwas dran sein.

Joakim: Vielleicht ist es aber auch das langsamste wegen unserem Alter? Ich weiß nicht.

Daniel: Nein, das glaube ich nicht. Glaubst du das wirklich? Auf dem Album ist aber auch einer der schnellsten Songs.

Joakim: Ja das stimmt. Uns wurde auch schon gesagt, dass das Album glücklicher klingt als die anderen Alben. Das ist nicht wirklich meine Meinung aber es klingt auf jeden Fall zufriedener. Das ist so der Punkt im Leben, an dem wir uns auch einfach befinden gerade.

Heute Abend spielt ihr ja ein sehr intimes Akustik-Konzert ohne Band. Freut ihr euch denn eher darauf oder dann auf die Shows mit Band im Herbst?

Daniel: Wir freuen uns immer auf alle Konzerte. Dieses mal freuen wir uns mit ganz viel Angst. Wir sind uns so unsicher, wie unsere Songs beim Publikum ankommen und sogar wie wir unsere Songs spielen werden. Wir haben es versucht ein paar unserer neuen Songs auf ein Duo herunter zu brechen. Damit werden wir dann wohl erst heute Abend fertig werden. Es macht mir echt Angst.

Joakim: Wenn man eine Band auf der Bühne hat, kann man sich immer hinter ihnen verstecken, bei unseren Duo-Shows klappt das nicht. Wenn wir es nicht hinbekommen stehen wir mit heruntergelassenen Hosen auf der Bühne. Auf der anderen Seite ist es eine tolle Möglichkeit mit dem Publikum sehr intim zu werden. Ich mag das wirklich sehr. Das wird bestimmt eine tolle Atmosphäre heute Abend und in den nächsten Tagen.

Daniel: Wir haben das ja schon ein paar mal gemacht mit unseren anderen Alben. Es war jedes mal super schön. Es ist einfach eine komplett andere Art und Weise live zu spielen.

Ist es schöner ohne die Band zu touren?

Joakim: Auf einer Art ja.

Daniel: Heute müssen wir auf jeden Fall ja sagen. Es war einfach ein toller Tag bislang.

Joakim: Das Ganze wird einfacher umso weniger Leute es sind.

Ihr seid ja schon lange befreundet. Ist es schwer für euch euer Dasein als Musiker und Band mit der Freundschaft zu vereinbaren?

Daniel: Es ist schwer diesen sozialen Kontakt untereinander zu wahren. Jedes mal wenn wir zusammen rumhängen geht es um die Arbeit, die Band. Wenn man es aufteilen würde, wären es wohl 90% Arbeit und 10% normaler Freunde-Kram.

Joakim: Das Problem hatten wir aber nicht, bevor wir Kinder hatten. Ich glaube das hängt auch damit zusammen. Zeit ist einfach wertvoller geworden. Vor allem während der letzten sechs Monate in denen wir das Album aufgenommen haben, hatten wir einfach keine Zeit für dieses Freundschafts-Ding.

Daniel: Joakim und seine Familie kamen letzten Mittwoch zum Essen vorbei. Das war das erste Mal seit Monaten.

Es ist aber schön zu sehen, dass das mit der Freundschaft trotzdem klappt.

Beide: Ja!

Daniel: Wir sind keine Gegner.

Joakim: Noch nicht (lacht).

Euer letztes Album kam 2013. Was habt ihr in den letzten zwei Jahren denn gemacht?

Daniel: Wir waren noch ein bisschen auf Tour. 2014, was haben wir da gemacht?

Joakim: Eigentlich gar nichts.

Daniel: Die ersten fünf Monate saß ich fünf Tage die Woche im Studio. Ich hab einige Songs geschrieben und dann immer wieder aussortiert. Während der Arbeiten am neuen Album haben wir das erste Mal über das Studio als Arbeitsplatz geredet. Als ich dann in Vaterschaftsurlaub ging war Joakim da. Und dann haben wir im Januar 2015 wieder gewechselt. Wir haben echt viel Zeit im Studio verbracht.

Joakim: Wir haben das Studio wie ein Büro behandelt. Letztes Jahr haben wir die meisten Songs geschrieben. In den letzten Monaten haben wir dann vor allem die ganzen Songs zusammengetragen und auf ein Platten-Format gebracht.

Seid ihr also froh, dass ihr es endlich veröffentlichen könnt?

Daniel: Ja, es ist jedes mal eine riesige Erleichterung.

Wie fühlt es sich an die neuen Songs das erste Mal vor Publikum zu spielen?

Joakim: Einfach nur nervös, total nervös. Letzte Woche haben wir zwei Konzerte in Schweden gespielt. Dabei haben wir vier neue Songs gespielt. Beide Konzerte waren total spät, irgendwann um Mitternacht. Den ganzen Abend haben wir eigentlich nur nervös darauf gewartet auf die Bühne gehen zu können. Danach fühlten wir uns zwar gut, aber wir konnten es nicht wirklich genießen.

Daniel: Wir haben uns einfach zu sehr fokussieren müssen auf die Lyrics und so. Das wird aber besser.

Joakim: Heute Abend wird es aber nicht besser, da es ja die Duo-Shows sind.

Das Publikum wird wohl immer die alten Songs wie „Shotgun Sister“ mitsingen, das ist immer so.

Daniel: Während der letzten fünf Alben war es jedes Mal so. Jedes Mal haben wir uns schlecht gefühlt, wenn wir ein neues Album veröffentlicht haben. Nach einer Weile haben wir dann doch immer wieder positives Feedback bekommen. Dann konnten wir uns sicher fühlen auf der Bühne.

Joakim: Und dann wieder ein Neues veröffentlichen.

Daniel: Und sich wieder schlecht fühlen.

Das letzte Album ist für das Publikum immer das Bessere.  

Daniel: Für mich ist es immer das Schlimmste.

Joakim: Das wird sich bei uns aber auch nie ändern.

Wie waren denn die Aufnahmen. Ist es euch schwer gefallen neue Musik zu schreiben?

Daniel: Vielleicht, ich hab keine Ahnung. Wir haben so viel Zeit reingesteckt. Wir haben uns einfach so gefühlt als wären wir ständig am Arbeiten. Wir haben dieses Mal mehr Zeit mit den Texten verbracht als je zu vor. Als wir dann angefangen haben, die Songs aufzunehmen dachten wir das ginge einfacher. Auch das Mixing der Songs hat länger gedauert als bislang. Es war einfach ein sehr großer Aufwand aber ich weiß nicht ob es schwer war.

Joakim: Dieses Mal hatten wir sogar mehr Songs als wir am Ende auf das Album gepackt haben. Das hatten wir zuvor auch noch nie. Wir hatten 20 Songs bevor wir uns entschieden haben ein paar Songs wegzulassen. Deshalb glaube ich sogar, das es einfacher war neue Songs zu finden. Dieses Mal haben wir mehr gute Songs auf einem Album als je zuvor. Einige der Songs, die nicht auf dem Album sind, sind gute Titel geworden.

Das läuft bei Friska Viljor im Hotelzimmer: