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Straßenmusik kann uns aus den tiefsten Gedanken reißen und so eine ganz neue Perspektive auf den Alltag werfen. Für Sonny Casey, die mit 17 anfing auf der Straße zu musizieren, ist die Straßenmusik bis heute ein besonderer Moment, in dem sie sich sowohl mit sich selbst als auch mit anderen Menschen extrem verbunden fühlt. Sonny kommt ursprünglich aus dem verregneten Westen von Irland, nachdem sie viel umhergereist ist, spielte sie nun vor allem auf den Straßen von Berlin, um die Menschen mit ihrer Stimme zu verzaubern. Ein Gespräch über die Achterbahnfahrt der Straßenmusik und die ambivalenten Gefühle, die diese bei ihr auslösen.
Motor.de: Welche Bedeutung hat das Spielen auf der Straße für dich?
Sonny: „Vor einer Woche habe ich Straßenmusik in Berlin gemacht. Irgendwie fühlte ich eine gewisse Müdigkeit in mir, die mich nicht ruhen ließ. Ich habe versucht sie vergeblich abzuschütteln, doch es fiel mir schwer. Es fehlte etwas. Mein innerstes fühlte sich nicht verbunden zu meiner eigenen Musik, die mir normalerweise so viel Kraft gibt. Dieser innerlich schwierige Moment hielt so lange an, bis ein kleines Mädchen zu mir kam, sich neben mich setzte und mir zuhörte. Sie hatte mich vor einiger Zeit singen gehört und in ihrer Anwesenheit kam das Gefühl der inneren Verbundenheit zu der Musik und den Menschen um mich herum wieder. Solche Momente erinnern mich immer wieder daran, wie viel Straßenmusik mir bedeutete. Es sind solch schöne Momente, dass ich sie gerne in einem Glas festhalten würde, damit sie mir nicht davon fliegen.”
Motor.de: Welcher Moment hat dich beim Musizieren auf der Straße bewegt und was konntest du aus diesem Moment für dich mitnehmen?
Sonny: In Dublin begegnete mir dieser Moment. Ich wurde zu einem Gespräch von einer Manager Company eingeladen. Das Gespräch verlief aber nicht sonderlich gut(lacht), aber irgendwie fühlte ich mich danach trotz alledem gestärkt und selbstbewusst und spielte auf der Straße in Dublin. Eine Frau kam näher und hörte mir sehr lange zu. Nach der Session schrieb sie mir eine Mail und beschrieb darin, was in ihrem Leben gerade vor sich geht. Es war so verrückt, wie die Geschichte des Songs so sehr zu ihrer Lebenssituation passte. Der Song war dafür gedacht von ihr gehört zu werden. Er hat sie so sehr berührt. Dieser Moment fühlte sich für mich als einer der schönsten Momente, die ich je beim Straßenmusik machen erlebt habe an. Jemand fremdes zu treffen und sich so verbunden zu fühlen, ist etwas sehr Besonderes. Solche Momente erfüllen mich sehr, denn am Ende geben sie mir sehr viel zurück. Sie gab mir das Gefühl, dass ich Menschen mit meiner Musik berühren kann. Sie hat mir genauso geholfen, denn dieses Feedback zu bekommen hat mir in dem Moment wieder neues Selbstbewusstsein gegeben. Und auch, wenn ich es noch liebe Straßenmusik zu machen, ist es jetzt ein guter Zeitpunkt weiterzugehen.
Motor.de: Wie fühlst du dich, wenn du auf der Straße spielst? Und wie hat sich das Gefühl im Laufe der Jahre für dich verändert?
Sonny: Puh, ich habe eine komplizierte Beziehung mit meiner Straßenmusik. Jetzt gerade ermüdet es mich eher und es fühlt sich nicht mehr so wie früher an. Es war für mich so erfüllend, ich fühlte mich selbstbewusst und frei dabei. Dadurch das ich so viel gereist bin, lebte ich vom Straßenmusik machen. Seit ich hier in Berlin bin, hat sich in mir etwas verändert. Ich möchte mich weiterentwickle und mein Traum und ein großes Ziel von mir ist irgendwann meine eigenen Shows zu spielen, zu denen Menschen kommen, die mich kennen und die meine Songs hören möchten. Dieser große Wunsch kam beim Aufnehmen meines neuen Albums mit einer tollen Band. Straßenmusik spielen war für mich ein Weg, um jetzt dazustehen, wo ich gerade bin. Ich glaube was noch sehr wichtig ist, eine gute Balance zu finden, nicht eine Sache zu viel zu machen und all seine Energie darin zu verschwenden.
Motor.de: Die Momente, die du beschrieben hast, erlebst du solche heute auch noch?
Sonny: Diese Momente sind natürlich jetzt auch noch da, aber es fühlt sich nicht mehr ganz so magisch an wie früher. Ich möchte es aber nie aufgeben und werde auch noch weiterhin auf der Straße spielen.
Motor.de: Wie sieht es mit deinen Texten aus – Hast du sie in besonderen Momenten geschrieben? Und wo findest du die Inspirationen dafür?
Sonny: Meine Texte, die ich schreibe, entstehen meist in kleinen stillen Momenten. Sie kommen meist aus dem Nichts. Wörter kommen in meinen Kopf geflogen und dann schreibe ich sie nieder oder fange an sie zu singen. Diese Momente kommen meistens, wenn ich etwas lese, etwas hören oder etwas in einer ganz bestimmten Art und Weise anschaue. Ich lasse mich sehr inspirieren von Menschen. Vor allem, wie sie Sätze bilden, Wörter formen. Von Gespräche, von Poesie lesen oder Büchern bekomme ich viel Inspiration. Ich liebe es sehr kleine private Details in meine Lyrics einzubauen, die zu der Situation passen, aber die etwas ganz anderes bedeuten können. So wie versteckte Bedeutungen, die nur ich kenne oder die Person, über die der Song geht. So fühle ich, dass ich dadurch eine geheime Welt eröffnen kann. Etwas besonders teilen möchte, aber in einer Art, in der ich mich sicher fühle.“
Ihr könnt Sonny Casey hier auf Instagram folgen und hier geht es zu ihren Streamingprofilen.
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