Energetisch, massiv und wuchtig repräsentieren Moonbootica das Gegenteil von Light-Kultur und Neuer Bescheidenheit. Was Herkunft und Selfpromoting betrifft, sind sie purer HipHop. tobitob war noch produzierender Kommandant der Fünf Sterne Deluxe als er im Duo mit Kumpel KoweSix beschloss, künftig als Moonbootica den Geistern der musikalischen Zwänge mit dem Auflegen von Lieblings-Tracks zu begegnen. Ihr Amüsement war ein dreckiger Job, und weil den kein anderer erledigen wollte, mussten sie eben selbst ran. Was als Partyspaß begann, führte zwangsläufig zu Höherem. Während sich deutsche DJ-Kollegen noch im Reinheitsgebot dem Rausch des Minimalen hingaben und sanftes Knistern zu Symphonien verklärten, arbeitete Moonbootica bereits am Gegenteil, einer ständigen Maximierung der Reize.
Ihrem unbekümmerten Breitwand-Anschlag auf die stetig um sich greifende Sophistication folgte schnell die adäquate Selbstverortung als Großmaul-Duo. Natürlich haben Moonbootica die dicksten Eier und sehen besser aus als George Clooney. Sie sind HipHop ohne Rap, ihre Musik ist ein stilgerechtes Amalgam aus allem, was uns schön, stark und erfolgreich macht oder auch nur für einen Augenblick die entsprechende Illusion schenkt. Wer ihrer Überhöhung auf den Leim geht, steht schon mit einem Fuß im Honigtopf. Selten wurde in den letzten fünf Jahren effizienter um die Gunst des Augenblicks gebuhlt, und noch nie wurden die Ohrenzeugen mit einem ähnlichen Maß an Witz und Charme belohnt.
Osteuropa, Mittelmeer oder Australien, ihre straffen Sets funktionieren weltweit als eine Verdichtung von Höhepunkten. Rücken an Rücken begeben sich die beiden im eingespielten Wechsel auf die Jagd nach den Momenten, in denen die Spannung unerträglich wird und der Himmel nur noch einen Takt entfernt zu sein scheint. Für übertriebene Geschmacksverfeinerungen ist die Zeit zu kurz, lieber drehen Moonbootica die Flamme noch etwas höher – if you can’t stand the heat, leave the kitchen!
Als Musiker- und Produzenten-Team haben KoweSix und tobitob bisher mit eisernem Work Harder-Ethos an der Überdramatisierung des vermeintlich Banalen gearbeitet. Die Moonbootica-Remixe sorgten in ihrem extremen Reichtum für Glücksmomente und das bei sehr unterschiedlichen Auftraggebern, darunter Mousse T, Richard Dorfmeister und Wir sind Helden. Ähnlich wie Aphex Twin oder auch Masters At Work hätten Moonbootica den Remix zum eigenen Geschäftsmodel erheben können. Wollten sie aber nicht.
Nach einem Gros von 12inches und der Mix-CD “DJ Sounds Good”, haben sich die beiden nun daran gemacht, mit ihrem klassisch wie schlicht “Moonbootica” benannten Debüt-Album erstmals einen etwas tiefer gehenden, facettenreicheren Einblick in ihre Künstlerseelen zu gestatten. Lobte DJ-Kollege Hans Nieswandt noch anlässlich der Mix-CD die “großspurige Durchsetzungsbereitschaft” und “breitbeinige Battle-Mentalität” der DJs, zeigen sich KoweSix und tobitob als Musiker von einer der etwas verspielteren Seite.
Wer die beiden bisher als Männer fürs Grobe verstanden hat, wird sich über die ungewohnten, zum Teil sehr leichtfüßigen Zwischentöne im Wildwuchs wundern. Was als Moonbootica typischer Imperativ beginnt – “Bring your love to the club and rock that shit!” – entzieht sich in der Folge dem Klischee vom Chefrocker. Bei aller Liebe zum Drama schlägt in ihren gestählten Körpern ein Herz aus Gold. Natürlich ein doppeltes, schließlich sind Moonbootica größer als das Leben.
promo-moonbootica.de
No Comment