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Categories: Konzertbericht

Was für ein Musik-Theater!

Großes Entertainment vor eindrucksvoller Kulisse: Die franko-amerikanische Band Moriarty begeistert im Leipziger UT-Connewitz.

Ein Gongschlagen hallt durch die altehrwürdigen Gemäuer des UT-Connewitz. The Band is marching in! Die Moriarty-Familie steigt auf die Bühne, greift zu den Instrumenten, zu Resonator-Gitarre, Kontrabass und Mundharmonika. Frontfrau Rosemary Moriarty legt das dünne Wolljäckchen ab und haucht ein sanftes, aber bestimmtes „Hello Leipzich“ ins Mikrofon. Dann dreht die Band auf, bringt zwei schnelle Up-Beat Blues-Gospel Nummern.

Je schneller und lauter die Musik wird, desto mehr passiert auf der Bühne: Luftsprünge, Verausgabungen, ganzer Körpereinsatz, endlich wieder mal ein Konzert, wo die „Bühne“ auch als solche gebraucht wird. Sie ernten offene Münder und begeisterte Jubellaute. Was für eine Kraft und Dynamik im Zusammenspiel der sechs Musiker steckt. Geradezu mühelos wird hier mit Lautstärke und Tempo hantiert. Zusammengehalten durch den Gesang von Rosemary, genannt „Crime Diva“.



Welche Präsenz
diese Frau hat, im langen türkisen Kleid, autoritär und selbstsicher über die Bühne wandelnd, der strenge und doch stets ein Stück kecke Blick ins Publikum gewandt, als wenn sie genau wüsste, was in unseren Köpfen gerade vor sich geht. Und diese Stimme, glasklar, als könne sie nichts erschüttern. „I surely know, yes, I have sinned“ – singt sie und es ist klar, auch dieses Mal wird sie damit durchkommen.

Das ist perfekte Inszenierung, das ist professionelle Dramaturgie, da spricht jahrelange Bühnenerfahrung, bei der dennoch genug Platz für Improvisation und kleine Spitzfindigkeiten ist. Zum Beispiel wenn Rosemary ihrem Bandkollegen Tom Moriarty die Mundharmonika aus der Gürteltasche stibitzen möchte, oder wenn zur Depeche Mode Coverversion „Enjoy the Silence“ ein ausgestopfter Hirschkopf namens Gisbert in den Schlaf gesungen wird. Es wurde aber auch Zeit, dass großes Entertainment wieder Einzug in die Indie-Konzerthäuser hält.

Moriarty – Motel (live, Nancy)

Nach dem letzten Song ist die Stimmung im UT aufgewühlt und emphatisch, es ist klar, Moriarty müssen wieder auf die Bühne. Aber was soll jetzt noch kommen? Wie wollen sie das noch toppen? Müssen sie gar nicht. Eine ruhige, atmosphärische Nummer mit vielen harmonischen Brechungen, danach noch ein Mid-Tempo Stück und die Gemüter sind wieder beruhigt. Tief befriedigt und glücklich endet diese musikalische Inszenierung, begeistert möchte man fast meinen: Es ist die beste seit Jahren gewesen.

Fotos: Stephan Klingebiel
Text: Arne Hirsemann

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