Das Haldern Pop-Festival wurde auch im Jahr 2011 seinem Ruf als Magnet für hochkarätige Bands gerecht. motor.de konnte sich das nicht entgehen lassen und war für euch dabei.

Als wir Haldern am Donnerstag gegen 14 Uhr erreichen, ist der Zeltplatz bereits gut gefüllt. Auf den letzten hundert Metern bis zum Festivalgelände reiht sich Auto an Auto, die Sonne scheint, bunte selbstgemalte Mutmacher-Schilder weisen uns den Weg und da ist es wieder, das gute alte Haldern-Gefühl. Darauf folgt das Übliche: Bier kaufen, Zelt aufbauen und los.

Als wir uns auf den Weg zum ersten Interview machen, steht die halbe Welt bereits am Spiegelzelt Schlange. Nach einigem Hin-und Her mit anstrengendem Security-Personal, das sich nicht einig werden will, gelangen wir Backstage und treffen die werten Herren von Brandt Brauer Frick. Die Band ist gerade dabei, einen Tänzer für ihr nächstes Video zu vermessen. Hilfsmittel sind dabei ihre Managerin, ein Zollstock und ein Handy-Ladekabel. Die drei Berliner wirken bestens gelaunt, malen während des Interviews ins Gästebuch und haben viel zu erzählen. Auch hinter der Bühne ist alles so richtig ‘Haldern’: Kinder laufen umher, die Menschen sind entspannt, alle haben sich lieb.

Als ich mich auf den Weg zum Gespräch mit Yuck mache, werde ich bereits erwartet. Die Band steht genau dort, wo in den nächsten Tagen die Kinder der Veranstalter- und HelferInnen betreut werden sollen, winkt und kreischt. Yuck bestehen darauf, das Interview im Stehen vor einem merkwürdig angepinselten gelben Baumstumpf zu machen. Nebenbei wird viel gealbert, Badminton gespielt und umher gehüpft. Überschüssiger Energie soll erst in knapp zwei Stunden Luft gemacht werden. Das merkt man.

Isbells – “Reunite”

Wegen der Gespräche verpassen wir leider zwei extrem spannende Acts in der Halderner Pfarrkirche St. Georg. Beide haben eine spezielle Verbidung zum kleinen Ort am Niederrhein: So veröffentlichte der belgische Solokünstler Isbells Anfang des Jahres sein Debüt-Album via Haldern Pop Recordings während SpringerParker (neben Berlin) einen Zweitwohnsitz in Haldern haben. Ihre Tanz-Oper “There Are Places In Our Heads One Can Travel To” interessiert uns ungemein, soll uns aber vorerst noch verborgen werden.

Als wir von den Interviews auf den Weg zurück zum Zelt machen, um Kamera und Co. ins Auto zu schließen, ist die Schlange vor dem Spiegelzelt noch immer unendlich lang. Aus dem Zelt dröhnen Retro Stefson und als wir uns auf einen Blick hinein wagen, steigt dort eine Riesenparty. Gerade animiert die Band das Publikum zu merkwürdigen Turnübungen. Ein untypisches Bild für Haldern, aber schön. Das Zelt bebt, die Luft ist heiß, wir brauchen ein wenig Frischluft.

Der Haldern-Donnerstag startet jedes Jahr im Spiegelzelt, die Mainstage bleibt beim Festival-Auftakt stets geschlossen. Da die meisten Besucher schon donnerstags anreisen, ist das Spiegelzelt Anlaufpunkt Nummer eins, jedoch passt weniger als die Hälfte der Anwesenden hinein. Übertragen wird zwar auch in den Haldern-Biergarten, die Atmosphäre dort kommt jedoch niemals an die im Zelt heran. Sollte man sich ein größeres Zelt suchen oder einige Acts auf die Hauptbühne verlegen, bedeutete das auf jeden Fall einen Stimmungsverlust. Ein waschechtes Dilemma also. Wir brechen die Diskussion über Alternativen ab und verlegen unseren Standort vorerst zum Zelt.

Das Spiegelzelt ist die einzige Bühne auf dem Haldern, die schon am Donnerstag bespielt wird.

Einige Biere später machen wir uns auf den Weg zu Yuck und da wir ziemlich früh dran sind, bekommen wir noch ein paar Ben Howard-Songs mit. Dieses Jahr gibt es so gut wie gar keine Umwürfe und Verschiebungen und Yuck sind unglaublicherweise live noch besser als erwartet. Sie spielen eine großartige Show, besitzen eine Bühnenpräsenz als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan und haben das Publikum trotz spärlich gesäter Ansagen fest im Griff.

Danach sehen wir Anna Calvi. Die junge Dame mit der großen Stimme scheint zu polariseren. Eine Hälfte des Publikums liebt sie und ist mehr als beigeistert ob der Töne, die die zierliche Dame ihnen da entgegen schmettert. Der Rest meckert. Schade, dass Calvi im Festival-Heftchen auf ihr Aussehen reduziert wird. Das machen doch schon so viele.

Nach einem musikalisch abwechslungsreichen Abend soll der erste Tag noch eine weitere Wendung nehmen: Pünktlich zur Geisterstunde starten Coma aus Köln ihre Show im Biergarten. Mithilfe von Gitarre, Synthies, Laptop und Micro präsentiert das Duo seinem Publikum tanzbare Electro-Songs. Trotz leichtem Nieselregen ist das Konzert gut frequentiert. Der Mix aus Rave und Rock ist eine willkommene Abwechslung auf dem sonst eher ruhigen Festival.

Den — neben Yuck — zweiten Höhepunkt des Abends und Abschluss des Donnerstags liefern Brandt Brauer Frick aus Berlin. Das Trio hat ein halbes Orchester dabei und füllt die kleine Bühne im Spiegelzelt perfekt aus. Schade nur, dass wenig getanzt wird. Statt mit Bewegung honoriert das Publikum den Auftritt des Ensembles mit Applaus.

Weiter ging es beim Haldern dann selbstverständlich am Freitag. Was da so passierte, lest ihr »hier.

Vom Haldern Pop Festival berichtete für euch Lydia Meyer.