Nach den Erlebnissen vom Donnerstag, folgt hier nun der zweite Teil des Berichts vom Haldern Pop-Festival.

Unser Freitag startet mit Bodi Bill, die schon um fünfzehn Uhr das Spiegelzelt auseinander nehmen. Die Berliner ziehen zwar dieselbe Prozedur durch wie immer (Stein-Kostüm an, ein bisschen herum wackeln, Stein-Kostüm ausziehen, Maske aufsetzen, ein bisschen herum wackeln, mit dem Knochen wedeln und so weiter), werden aber nicht langweilig. Sie bringen ein paar politische Ansagen und machen ansonsten alles richtig. Im Großen und Ganzen sehr spaßig und tanzbar, nur ein bisschen zu leise.

Bodi Bill im Spiegelzelt

Von weitem lauschen wir Golden Kanine, die das Eröffnungskonzert auf der Hauptbühne spielen. Ihre Mischung aus Indie-Rock und Folk gefällt uns weitaus besser als das Set der Antlers, das uns von der großen Bühne aus kaum zu erreichen vermag. Melancholie schön und gut. Aber auf einer großen Bühne bei Tageslicht wirkt die Band eher einschläfernd.

Der Biergarten

Gegen späten Nachmittag spielen die Wild Beasts im Spiegelzelt. Wir freuen uns tierisch und sind dann umso enttäuschter als wir gehen müssen, weil die Luft im Spiegelzelt so sehr steht, dass es kaum auszuhalten ist. Auf dem Weg zum Bierstand lauschen wir Gisbert. Auch er wirkt auf der großen Bühne eher deplatziert.

Eine der größten Überraschungen ist Miss Li. Im Vorhinein als nervig eingestuft, schmeißt die kleine Schwedin samt Band eine überraschend mitreißende Party und wirkt dabei — trotz starker Soundprobleme — als erster erlebter Act auf dieser Bühne am richtigen Platz.

Die Schwedin Miss Li auf der Hauptbühne

Wegen des unerwarteten Verliebtheitsanfalls und einer kleinen Schwächeattacke zwischendurch verpassen wir die Konzerte von Dry The River und Socalled, die sich währenddessen im Spiegelzelt die Ehre geben. Vor allem den abenteuerlichen Genre-Mix von Socalled hätten wir uns gerne live angesehen.

Schade drum, weiter geht’s. Als es dunkel wird beginnen Okkervil River ihr Konzert auf der Hauptbühne. Das letzte Konzert dieser einstigen Lieblingsband erlebten wir 2007 in einem winzigen Club und in komplett anderer Besetzung, heute spielt Will Sheff mit uns unbekannten MusikerInnen, haut uns aber sämtliche Hits um die Ohren, spielt ein großartiges Konzert und macht uns allesamt glücklich — trotz großer Distanz.

Ganz und gar nicht ins Line-Up dieses Jahres (ja, wenn nicht sogar der gesamten Haldern-Historie) passen die Wombats.

Wir verzichten auf deren quirligen, aber ausgelutschten Indie-Rock und verzeihen dem Haldern-Booking diesen Fauxpas gern. Schließlich läuft alles andere bisher mehr als perfekt.

Rival Consoles – “After Ed.”

Wir gehen erst zum Erased Tapes Special wieder rein, das mit Codes In The Clouds und Rival Consoles ein gewagtes, weil sehr mannigfaltiges Line-Up auffährt. Die Post-Rocker Codes In The Clouds beginnen das Special, um dann an Nils Frahm und Anne Müller abzugeben, deren fragile Songs sehr lang ausfallen und einen Teil der Anwesenden zu vorzeitigem Gehen veranlassen. Ist Nils Frahm vielleicht sogar für das Spiegelzelt eine Spur zu ruhig? Er hält das Publikum an, nicht zu klatschen. Stattdessen solle man doch ‘Makkaroni’ rufen, um Gefallen auszudrücken. Eine betrunkene Holländerin tut das, das Zelt leert sich dennoch. Darauf folgt mit Rival Consoles eine weitere Überraschung. Vor allem im Gegensatz zu den vorherigen Parts wirkt der DJ erfrischend. Das Publikum sieht das ähnlich und tanzt dem Freitags-Ende entgegen. Wir schauen noch ganz kurz bei der inoffiziellen After-Hour auf dem Zeltplatz vorbei. Dort spielt man aber ausschließlich Beastie Boys und so trinken wir nur noch eine Abschiedsapfelschorle und fallen zufrieden ins Bett.

Weiter ging es dann am Samstag. Was da passierte, lest ihr »hier.

Vom Halder Pop Festival berichtet für euch Lydia Meyer.