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“Aufhören fällt wahnsinnig schwer” – Muff Potter im Interview

Muff Potter über Höhen und Tiefen der Bandgeschichte, Konzertreisen in Afrika und Dankbarkeit gegenüber den Fans.

Nach 16 Jahren Bandgeschichte hat die Münsteraner Punkband Muff Potter im Juli ihre Auflösung angekündigt. Somit bleibt das aktuelle Album “Gute Aussicht” das letzte der Band. motor.de traf Bassist Dominic “Shredder” Laurenz und Gitarrist Dennis Scheider zum Gespräch auf ihrer “Alles war schön und nichts tat weh” betitelten Abschiedstour. Doch zum Grund ihrer Auflösung wollten sich die Beiden nicht wirklich äußern und verwiesen leicht genervt auf das Statement auf ihrer Homepage.

motor.de: Ihr spielt eure letzte Show in Münster…

Dennis: Wir haben alle lange dort gewohnt, ich persönlich acht Jahre. Münster ist einfach unsere Bandheimat. Dort sind die meisten Leute, mit denen man am meisten Zeit verbracht hat.

motor.de: Ihr habt im Juli bekannt gegeben, dass ihr euch auflösen werdet – genau wie A-HA. Ich nehme an ihr habt euch abgesprochen…


Dennis:
Ach wirklich? [räuspert sich] Natürlich haben wir uns abgesprochen!

motor.de: Was ist der Hauptgrund für eure Trennung nach 16 Jahren?


Dennis:
Eigentlich haben wir das schon in unserem Newsletter und auf unserer Homepage gesagt und wollen es auch nicht mehr weiter thematisieren. Wir glauben einfach, an einem Schlusspunkt angekommen zu sein und halten es für die richtige Entscheidung.

Dominic: Aufhören, wenn es am schönsten ist.

motor.de: Aber fällt es euch nicht schwer, nach so langer Zeit Schluss zu machen?

Dennis: Natürlich. Ich bin 13 Jahre in der Band, Dennis zehn, und Muff Potter gibt es schon seit 16 Jahren. Wir haben viele Höhen und Tiefen erlebt, sind sehr gute Freunde. Deswegen fällt es wahnsinnig schwer.

motor.de: Rückblickend betrachtet, was waren der schlimmste und der schönste Moment der Bandgeschichte?

Dennis: Es gibt viele kleine gute und weniger gute Momente. Ich weiß aber noch, dass wir bei unserer ersten Tour mit Hot Water Music nach unserem Konzert in Wiesbaden vor dem Club standen und das Gefühl hatten, es passiere jetzt etwas Großes mit unserer Band. Das war mit Sicherheit ein Meilenstein.

motor.de: Dominic, war das für dich auch ein so großer Moment?

Dominic: Auf der Tour war ich noch gar nicht dabei. Für mich gibt es nicht den einen Punkt, der das absolute Highlight darstellt.

motor.de: Und ein Neagtiv-Highlight?

Dominic: Als in Spanien unser Bus aufgebrochen wurde.

Dennis: Das war während unserer Tour durch England, Frankreich und Spanien. Da wurden wir in Barcelona ausgeraubt und dann noch einmal in Leeds. Alle unsere CDs wurden dabei geklaut. Zwei Wochen später gab es dann bei eBay ganz viele „Bordsteinkantengeschichten“ zu kaufen, und der Verkäufer saß in Leeds.

Dominic: Das war irgendwie sogar lustig. Eine Art willkommene Promoaktion. Aber von wegen Highlight fällt mir noch ein, dass wir vor ein paar Jahren über das Goethe-Institut in Afrika waren, was ohne die Band nicht möglich gewesen wäre. Das waren drei Konzerte in Algerien, Tunesien und Marokko.

Dennis:
Das war echt super. Wir haben in fünf Tagen sieben Flugstrecken zurückgelegt. Wir wollten gar nicht viel schlafen, weil wir soviel sehen wollten. In Marokko sind die Leute auch total auf deutschsprachige Musik abgefahren, weil Tokio Hotel kurz vor uns dort waren. Uns wurde erzählt, dass viele Kinder wegen ihnen jetzt deutsch lernen. Die Kids haben super auf uns reagiert.

Dominic:
Das lag aber nicht unbedingt an Muff Potter, dass sie so abgegangen sind, sondern mehr daran, dass ihnen einfach sonst nichts geboten wird. In Algerien waren beim Konzert sogar bewaffnete Polizisten im Saal, die Leute durften nicht von ihren Stühlen aufstehen und auch nicht zu laut sein. Das ist glaube ich mehr eine Respektsgeschichte. Sie dürfen nur aufstehen, wenn sie vom Künstler dazu aufgefordert werden, nicht von alleine. Das haben wir dann natürlich gemacht.

motor.de: Muff Potter sind nach 16 Jahren verstummt. Noch irgendwelche letzten Worte an eure Fans?

Dominic:
Danke. Es ist zwar eine Floskel, aber ohne sie hätten wir die Band nicht so lange machen können. Zumindest nicht auf unsere Weise.

Dennis: Es ist ein gutes Gefühl, dass so viele Leute zu unseren Abschiedsshows kommen.

Dominic:
Es ist schön zu sehen, dass Viele kommen, und die Band nicht einfach verebbt. In Münster kommen 1800 Leute nur wegen uns. Das finde ich super.

Interview: Mark Lomenick
Photo: Florian Kresse

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