Mit Island assoziiert man rohe Naturgewalten. Und genau so eine schaffte es sogar bis nach Deutschland: Mugison. Der Sänger und Gitarrist war auf Tour und rotzte mit wildem Bastard-Blues nur so um sich.
Der bärtige Sänger wirkt ziemlich angetrunken, als er auf die Bühne stolpert. Mit im Gepäck hat er seinen nicht zu bändigenden (in ähnlichen Zustand befindlichen) Schlagzeuger und einen Bassisten. Ein Blick. Eins, zwei, drei, vier – „Mugiboogie“ – der Song seiner gleichnamigen Platte, hämmert von der Bühne herab. Der Aufprall ist gewaltig, besonders im Kontrast zum Vorprogramm, dem Songwriter Peter Broderick. Mugison stellt gleich klar, dass er gewillt ist, mit seinem dreckigen Blues auch außerhalb Islands für Furore zu sorgen. Dort war „Mugiboogie“ 2007 prompt bestes Album des Jahres.
Trotz des vermeintlich hohen Pegels meistert die Band jedes Stück souverän. Kein Wunder, sind sie doch seit 2007 durchgängig auf Tour. Und das hat Spuren hinterlassen. Der kleine Abstand des Publikums von der Bühne trägt seiner ausschweifenden Aussprache Rechnung – er spuckt, schwitzt, schreit, erzählt – und brüllt tief wie ein Bär. Aber nichts wird ihm übel genommen. Zu überzeugend ist der Sound, zu charismatisch der Sänger.
Ein Stück über das Sexleben seiner Mutter erklingt, danach berichtet er die „wahre“ Geschichte, wie er einem schottischen Hochzeits-Pärchen ein Liebeslied sang und anschließend ungewollt dem Mädchen die Gitarre ins Gesicht schlug. Trotzdem kann der Bär auch sanft sein und zarte Balladen von sich geben. Die ungestüme Art überwiegt aber beim Konzert. Der Drummer muss regelmäßig aufstehen, um sein Schlagzeug neu zu richten, so energetisch und kraftvoll tritt und schlägt er es über die Bühne. „Jesus Is A Good Name To Moan“ stöhnt das Publikum begeistert mit.
Am Ende ist der Isländer sichtlich erschöpft und macht den Eindruck alles gegeben zu haben. Ein fast Metal artiger Abschluss (mit seiner verzerrten Akustik-Gitarre) folgt und noch der Hinweis, dass sie keine CDs dabei hätten. Alles ausverkauft bei den vorherigen Gigs in Dänemark. Verständlich, denn wer Mugison live sieht, kann sich dem Merch-Stand nicht mehr entziehen.
Text und Fotos: Stephan Klingebiel
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