Was hat die Ankündigung von Radiohead, ihr neues Album „In Rainbows“ zu einem selbst bestimmten Preis auf der Homepage der Band runter laden zu können, nicht für Reaktionen ausgelöst. Einige sprechen gar vom letzten Zucken der ergrauten Musikindustrie andere von einer äußerst cleveren Marketingstrategie.

Vergessen wird dabei, dass Radiohead nach wie vor mit den vier großen Mayorlabels in Verhandlungen stehen, da sie ihre Platte auch in physischer Form an die Leute bringen wollen.
Nach Aussagen der Band erhofft man sich zudem einen Anstieg der Verkaufszahlen ihrer für 2008 geplanten Tour. Unbestätigten Angaben zu Folge soll „In Rainbows“ allein am ersten Tag 1.2 Millionen Platten verkauft haben. Zudem sollen knapp ½ Millionen Alben ihren Weg über Online Tauschbörsen auf den heimischen PC gefunden haben. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahl jedoch bald die legalen Downloads überholt. Wobei sich natürlich die Frage stellt was beim Runterladen eines kostenlosen Albums illegal ist.

Einen wichtigen Punkt haben Radiohead allerdings bewusst beim Zuhörer getroffen. Und zwar den Moment des kurzen Innehaltens, in dem man sich die Frage stellt: Wieviel ist mir Musik in der heutigen Zeit noch wert?
Brauche ich die Qualität einer CD oder reichen mir mp3 Files?
Eine weitere aufgeworfenen Frage ist die nach der Chartsplazierung des Albums. Schließlich werden ja legale Downloads über Internetplattformen mit in die Berechnung einbezogen.

Sympathisanten für das Radiohead Experiment gibt es viele. Ex The Smith Gitarrist Johnny Marr:
“Ich denke, es ist eine fantastische Idee, denn es gibt den Leuten Verantwortung zurück und behandelt sie wie Erwachsene.“

Zudem äußerte sich der vertragsfreie NIN Frontman Trent Reznor äußerst positiv über das Vorgehen der Band und kündigte an, in naher Zukunft mehr den direkten Weg zu den Fans zu suchen. Was auch immer man daraus schlussfolgern will, die Musikindustrie steht ohne Zweifel in Frage und das nicht erst seit gestern.
Jedoch zeigt sich auch ein ganz neuer Berufszweig den es de facto auch schon in Ansätzen gibt. Ich spreche von all den Webmastern von Bandhomepages und Networkingseiten, welche die Interessen der Bands online vertreten. Hier kann man am direktesten für sich Werbung machen z.B. mittels Livestream zum aktuellen Album. Der nächste Schritt wäre dann der Verkauf der Alben direkt über MySpace.

Viele Bands beklagen seit längerem die großen Zeitspanne, die zwischen den Aufnahmen und der Veröffentlichung vergehen. Außerdem wird von einigen das Album als solches in Frage gestellt.
Eine möglich Lösung bietet die Band Ash. Sie haben sich vorgenommen nur noch Singles zu veröffentlichen, da sie so direkter und schneller mit den Fans kommunizieren können.
Eine interessante Erörterung zum Pro und Kontra gibt es übrigens hier.

Eine weitere unkonventionelle Möglichkeit im Umgang mit Musik und Copyrightrechten beschert uns Moby. Auf seiner Homepage bietet er nicht kommerziellen Filmemachern 64 Songs, darunter unveröffentlichte Stücke, zur freien Verfügung an.