Vier Englishmen in – Berlin: Die Myriad Creatures haben sich mit Sack, Pack und flotten Songs in die deutsche Metropole begeben. Weder Stadt noch Band dürften das bereuen, wenn am 24. Juli ihr Debütalbum “The Right Way To Do Wrong” erscheint. Vorher gibt es bereits eine digitale Single und Konzerte, Konzerte, Konzerte…

Von A nach B ist immer einer relative Distanz. Vom Millionär zum Tellerwäscher (und andersherum) geht es bespielsweise manchmal schneller als man denkt. Im Falle der Myriad Creatures liegen zwischen A und B tatsächlich satte 1.100 Kilometer – das ist in etwa die Entfernung zwischen ihrer ursprünglichen Homebase London und dem 2007 angepeilten neuen Domizil Berlin.

Die Band stellt sich vor…
Die Myriad Creatures sind entgegen ihrem Namen keineswegs “unzählige Geschöpfe”, sondern stattdessen vier Briten: drei Engländer und ein Schotte. Im Spätsommer 2006 – noch als Trio ohne Bassist Duncan – fand eine erste Spähreise in die deutsche Hauptstadt statt. Berlin, von deren Szene mit all ihren crazy Happenings Drummer Matt und die Gitarren/Gesangs-Doppel-Aktivisten Jamie und Andy schon so viel gehört hatten. Schnell waren die drei Feuer und Flamme, es hier einmal im großen bzw. erstmal kleinen Stil mit der Musikerkarriere zu versuchen.

Der zunächst zögerliche Duncan war flugs überzeugt, und so kletterte er mit den anderen in den Band-Van, um die gesamte Strecke in einem einzigen – für europäische Verhältnisse – gigantischen Road-Trip zurückzulegen. Immerhin hatten ihm seine Kollegen mit ihren Erzählungen von all den durchzechten Nächten mit “Jurger Meister’s”, straßenwandelnden Philosophen und durchgeknallt-unterhaltsamen homosexuellen Magiern ordentlich den Mund wässerig gemacht.

Myriad Creatures – The Hero

Einmal in Berlin angekommen, bezogen sie ihr Band-Headquarter in einem Hinterhof in Mitte (dessen Vorderhaus besser unter dem Namen “Scala” bekannt ist) und machten sich daran, die Stadt von hinten aufzurollen. Fortan war eine strenge Diät aus emsigem Üben, Kontakte knüpfen, Konzerte absolvieren und Parties feiern angesagt. Als der für den Hinweg benutzte (und für den unwahrscheinlichen Fall des Scheiterns, eine beruhigende theoretische Rückreisemethode bedeutende) Van nicht mal mehr vom verhältnismäßig freundlichen Berliner TÜV abgenickt wurde, beschloss das Quartett dies als Zeichen zu nehmen, ganz und gar Berliner zu werden. Zumindest fürs Erste.

Die Entscheidung versüßt haben dürfte ihnen dabei die Tatsache, dass besagte Diät erste Früchte zu tragen begann. Die Myriad Creatures erhielten hochprofilige Auftritte bei Events wie der Popkomm und der Berliner Fashion Week 2008. Hand in Hand gingen damit größer werdende Fanscharen und die Gigs führten die Band sogar zu ersten Werbeverträgen. Wohlgemerkt – vor Veröffentlichung eines Debütalbums.

Myriad Creatures – Legend

Einen entscheidenden Schritt weiter auf ihrem Weg dorthin, kamen die Creatures, wie sie und ihre Fans sie rufen, als ihnen der semi-legendäre Produzent und ebenfalls Wahlberliner Raphael Gordon zufällig über den Weg lief. Besitzer von Strokes-Platten dürften ihn kennen.

Gemeinsam mit ihm spielten sie ihr Debüt-Album “The Right Way To Do Wrong” ein, das am 24. Juli erscheint. Die 13 darauf enthaltenen Titel verbinden sozusagen das Beste beider Welten, klingen nach Berlin wie London. Die Tracks erinnern an The Police, The Jam und die Klaxons – und sogar ein bisschen an die Beatsteaks. Sie haben Pop genau so verinnerlicht wie Rock, Punk und New Wave, können die Tanzfläche genau so zufrieden stellen wie ein freundliches Pogo-Publikum – und die Titel der Songs sprechen Bände.

“London, Can You Hear Me?” heißt es da etwa in einem so groovendem wie eingängigem Song – nur eine Frage der Zeit! Auch der “Doktor Faustus”, eine der berühmtesten literarischen Gestalten des neuen Heimatlandes, bekommt einen Song gewidmet, wohingegen Szenepolizisten und hypokritische Moralapostel mit dem unverschämt fröhlichen “Indier Than Thou” gezeigt kriegen, wo es lang geht. Und das sind nur drei Beispiele…

Dass die Zeit bis zum Erscheinen des Albums noch eine relativ lange ist, macht nichts. So können Andy, Jamie, Matt und Duncan noch schnell cirka 63 Konzerte spielen, um sich und uns die Zeit bis dahin zu vertreiben.

Text: Ralph Schlegel