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Branden Campbell von den Neon Trees über zwischenmensch- liche Beziehungen, Publikumskontakt und die ideale Schnittmenge von Pop und Rock&Roll.
Die Neon Trees kommen aus dem sonnigen Kalifornien und sind in ihrer Heimat mitnichten ein unbeschriebenes Blatt. Der Band gelang es mit “Animal”, der ersten Single aus ihrem Debütalbum “Habits”, auf Platz eins der Alternative Rock Charts zu klettern. Nun will die Band, deren Musik als eine Mischung aus Indie und Alternative-Rock mit geschickt eingestreutem New Wave-Einschlag beschrieben werden kann, auch Europa erobern. Im Vorprogramm von Angels & Airwaves gaben sie ihre ersten Konzerte auf deutschem Boden. Grund genug für motor.de, mit dem Bassisten und Frontmann Branden Campbell über die Pflichten eines Rockstars, ihren Erfolg in Amerika und die Killers zu reden.
motor.de: Heute ist der erste Tag eurer Europatour.
Wie ist es, vor einem völlig neuen Publikum zu spielen, wenn ihr in den USA bereits solch einen großen Erfolg hattet?
Branden: Es ist heute tatsächlich unser erstes Konzert hier und das finde ich ziemlich spannend. Wir haben ein wenig Selbstbewusstsein aufgebaut, da wir in den USA schon eine Fanbase haben. Aber für uns war es auch ein lang gehegter Traum, nach Europa zu kommen. Auch wenn uns das alles wie ein Neubeginn vorkommt – es ist echt aufregend!
motor.de: Ihr habt ein sehr erfolgreiches Jahr mit hohen Chartpositionen in den USA hinter euch. Was ist euer Plan für 2011? Wollt ihr die Fanbase in der Heimat ausbauen, oder euch zunächst dem Rest der Welt vorstellen?
Branden: Eigentlich beides. (lacht) Wir möchten ausbauen, was wir in den USA erreicht haben, geben nach der Europatour noch Konzerte mit My Chemical Romance und spielen auf dem Coachella Festival. Dann wollen wir abermals zurück nach Europa kommen und etwa Rock im Park, Rock am Ring und andere Festivals bespielen. Gedanken über eine neue Platte machen wir uns dann erst wieder im nächsten Jahr.
motor.de: Im März 2010 habt ihr eure aktuellste Platte “Habits” veröffentlicht. Wie kommt es, dass ihr erst jetzt in Europa seid?
Branden: Wir waren in der Zwischenzeit schon begierig, in Europa vorbeizuschauen. Wir dachten ursprünglich, wir könnten schon eher kommen, doch es lief einfach zu gut in den Staaten. Also blieben wir dort und haben weiter gearbeitet. Nun kommt das Album in Europa im März auf den Markt und von daher ist es gut, zu diesem Zeitpunkt auch gleich hier zu touren.
motor.de: Kannst du kurz anreißen, worum es sich in dem Album handelt? Der Titel legt ja zwischenmenschliche Thematiken nahe.
Branden: Es geht in der Tat um die Gepflogenheiten zwischenmenschlicher Beziehungen, egal ob gute oder schlechte. Mich haben die Beziehungen und Interaktionen der Menschen untereinander schon immer interessiert. Man übernimmt zum Beispiel oft die Angewohnheiten von Freunden. Zudem behandelt man alle Menschen stets unterschiedlich – das ist alles sehr interessant.
motor.de: Nach der Veröffentlichung einiger EP’s erscheint euer erstes Album nun auf einem Majorlabel. Hat sich dahingehend irgendetwas geändert – etwa die Musik oder Themen der Songs?
Branden: Wir wollen uns generell immer neu erfinden. Anfangs klang Neon Trees wie Branden, Chris, Tyler und Elaine – Die Musik war das Resultat vier verschiedener Leute. Je länger wir zusammen spielen, desto größer ist auch das Zusammengehörigkeitsgefühl. Das Hauptziel war und ist, ein Feingefühl für Pop zu entwickeln und die Schnittmenge zwischen Pop und Rock’n’Roll auszuloten.
motor.de: “Animal” war euer großer Hit. Kannst du dir erklären wieso? Befürchtet ihr manchmal, auf ein One Hit-Wonder beschränkt zu werden?
Branden: Eigentlich nicht, es hat sich im Nachhinein sogar als Segen erwiesen. Wir sind froh, dass er gemocht wird und dass wir dadurch Aufmerksamkeit bekommen. Der Song kann aber auch einen Gateway darstellen: Hey, du magst den Song – dann kannst du dir ja unsere anderen auch anhören! Wir wollen kein One Hit-Wonder sein! Wir wollen, dass die Leute die gesamte Scheibe hören. Und es klappt sehr gut.
motor.de: ‘Touren ist einer meiner Träume’ hast du einmal gesagt. Habt ihr euch je fest vorgenommen, nach Europa zu kommen, um eure Bekanntheit zu steigern? Oder tourt ihr eher just for fun und schaut dann, wohin es euch hinverschlägt?
Branden: Beinahe jede Band ist letztenendes darauf aus, bei möglichst vielen Leuten Beachtung finden. Viele denken aber, dass es einfach sei, eine Band zu gründen. Guck dir nur die Castingshows an. Man denkt, jeder kann so etwas und man ist sofort berühmt. Aber es steckt wirklich harte Arbeit dahinter. Es ist nicht nur die Zeit, die man auf der Bühne steht. Es geht um tausende Meilen, die man für Konzerte zurücklegt, tausende Dollars, die man ausgibt, nur um letztenendes überhaupt Konzerte zu spielen. Wir wollen an uns arbeiten, aber nicht zu schnell berühmt werden. Unser erstes Ziel ist somit erst einmal, dass Leute unserer Musik zuhören, unsere Konzerte sehen und dann auch wiederkommen.
motor.de: Was magst du mehr am Musikerdasein, den kreativen Prozess des Aufnehmens oder das Touren?
Branden: Beides ist schön, aber das Performen macht schon mehr Spaß. Man kann eher spontan sein. Und natürlich die Interaktion, die zwischen der Band und dem Publikum statt findet… dieser Austausch von Energien, ist eine besondere Art von Kommunikation.
motor.de: Tyler hat gemeint, dass Musik so etwas eine Obsession ist, kannst du das näher erläutern?
Branden: Nun, wir leben die Musik einfach. Es ist nicht etwa wie ein Nine to Five Job, wo man dann hinterher nach Hause kommt und Sportfernsehen guckt. Wenn wir einmal keine Konzerte geben, schauen wir uns eben andere Konzerte an. Wenn wir keine Lieder schreiben, sitzen wir am Design des Merchandise und so weiter. Das alles kommt von der Liebe zur Musik und das ist schon seit unserer Kindheit so.
motor.de: Ihr wart live schon mit einigen Bands unterwegs. Gibt es spezielle Gründe, warum ihr gerade mit Acts wie 30 Seconds To Mars oder den Killers zusammen getourt habt?
Branden: Da gibt es zwei Gründe – zum Einen sind wir Fans der genannten Bands und natürlich wollen wir auch vor den Leuten spielen. Es ist großartig, wenn man jetzt noch positives Feedback von Fans bekommt, die uns auf einem Konzert vor zwei Jahren gesehen haben, als wir vor den Killers gespielt haben.
Neon Trees – “Animal”
motor.de: Wie würdest du jemandem, der noch nie die Neon Trees gehört hat, euren Sound beschreiben?
Branden: (überlegt) Sagen wir Postpunk-Soul. Wenn New Order und Aretha Franklin ein Baby zusammen hätten, wäre dieses Baby Neon Trees (lacht).
motor.de: Als Letztes wollte ich euch noch nach eurem Namen Fragen. Während ihr dies sicher schon oft genug in Interviews in Amerika beantwortet habt, bin ich mir sicher, dass viele eurer deutschen Fans das noch nicht wissen.
Branden: Tyler war in Kalifornien auf der Highschool und dort hing er mit seinen Freunden immer im selben Restaurant ab. Dort waren Bäume, die mit Neonlicht angestrahlt werden. Neon Palm Trees. Dies behielt er seitdem im Hinterkopf. Als er Chris getroffen hatte, und sie begonnen haben, Musik zu machen, brauchten sie auch einen Namen – So ist die Band Neon Trees geboren. Zusätzlich stellte sich heraus, dass mein Vater zehn Jahre zuvor ebenjene Neon Trees für dieses Restaurant hergestellt hat. Das war wirklich Schicksal! (lacht) Dabei machen wir ja eigentlich gar nicht so ‘leuchtende’ Musik.
motor.de: Gibt es noch etwas, das ihr loswerden wollt? Berühmte letzte Worte?
Branden: Wir freuen uns, so bekannt wie David Dasselhoff zu werden (lacht). Und wir hoffen, ein zweites Zuhause in Deutschland zu finden.
Fotos und Interview: David Jacob
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