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Nina stammt aus Hamburg. Ihre Eltern verpflanzen sie jedoch im zarten Alter von fünf in die Bausparmetropole Schwäbisch Hall. Es passiert nichts. Langeweile herrscht vor. Jedenfalls meistens. Ab und zu gibt’s Besuch bei Nina zu Hause von einem alten Sandkastenfreund aus Hamburg. Der bringt dann irgendwann die erste filmische Kunde von Hip Hop, “Wildstyle”, mit zu Nina ins Schwabenland. Doch die hat, man glaubt es kaum, auf den sauberen Bürgersteigen von Schwäbisch Hall schon längst selbst den ersten B-Boy entdeckt, der den Electric Boogie macht. Nina fängt Feuer für die Musik und für den Style. Bei einem Urlaub in New Jersey schenkt ihr Cousin ihr ein Run DMC-Tape. Nina ist geflasht.

Spätestens jetzt gehen das Tempo ihres Musikgeschmacks und das von Schwäbisch Hall endgültig nicht mehr zusammen. Mit fünfzehn Jahren zieht sie in einer Nacht- und Nebelaktion zurück zu ihrem Vater nach Hamburg. Hier kocht die frühe Hamburger Hip Hop-Szene ihr Süppchen in der “Soulkitchen”; fortan Ninas zweitem Zuhause. Feiern und Musik aufsaugen: Das erste Wu Tang Album ist da, verdreht die Hörgewohnheiten, macht süchtig. Nina und ihr damaliger Mitbewohner und heutiger Co-Produzent Tim schütteln auch zu Hause nächtelang die Köpfe.

Der Weg zum ersten eigenen Track damals fast mehr ein Spiel, doch im Rückblick der erste Schritt einer konsequenten, musikalischen Entwicklung. Noch ahnt niemand, welchen Impact “deutscher” HipHop schon bald haben wird. Außer den Fantastischen Vier, Fettes Brot und den Jungs aus Rödelheim ist an der Konsumenten-Oberfläche niemand zu hören. Der Rest werkelt zwar fleissig vor sich hin, ist aber gleichzeitig viel zu sehr in wilde Debatten über den einzig wahren Sound, den einzig wahren Style verstrickt.

Wir schreiben das Jahr 1995. Hamburg ist “aufgeteilt” in Viertel. Aus Altona kommen die harten Jungs, in Eppendorf wohnen die Weicheier mit den Steppjacken. Nina fühlt sich weder für die eine noch für die andere Seite zuständig. Schließlich ist sie in Eppendorf groß geworden und lebt später in Altona. Ihrer Mentalität haben diese seltsamen Grabenkämpfe sowieso nie entsprochen. Nina und Tim setzen sich mit Ironie und Leichtigkeit über das Theater hinweg, nennen sich “Altona Money Squad” und bringen ein prolliges Battlestück raus.

Und an dieser Stelle kommt Bubblez in Spiel, Teil der Doppelkopf-Crew und von nun an der musikalische Weggefährte an Ninas Seite. Der Mann mit der unfassbaren Plattensammlung, dicht an der Materie und genau dem richtigen Gespür für ihr Potential und ihren Style. Durch dick und dünn, hoch und tief, über viele Jahre eben. Für Nina, zu dem Zeitpunkt blutige Anfängerin mit dem Drang zu schreiben und zu singen, ist er der richtige Produzent. Bubblez und Nina wachsen zusammen (obwohl Bubblez nicht besonders viel spricht). Er schneidert die Beats, sie die Texte. Sie entwickeln sich. Wenn man mit jemandem unterwegs ist, hält man ihm auch die Treue – ein Nina Motto übrigens, dass er sich genauso auf die Fahnen geschrieben hat.

Aber auch einige andere Produzenten wie zum Beispiel Andy Meid finden mit Nina den Weg ins Studio. Es folgen weitere eigene Stücke und eine erste Veröffentlichung auf dem “Kurz und schmerzlos”-Sampler. Und während sonst viele HipHop-Karrieren auf der Bühne beginnen, startet Nina zuerst im Studio durch. Ihr Training ist die permanente Übung an Liedern. Schon damals feilt sie mit ihren Partnern an eher melodiösem HipHop, schreibt Texte, Texte, Texte und Lieder mit Strophen und Refrains. Es ist der tendenziell weiche, warme und organische Sound, der es ihr angetan hat.

Es kommt der Tag an dem auch Nina auf die Bühne will und muss. Keine geringere Veranstaltung als die Weihnachtsjam 1998. Doch nachdem das erste Lampenfieber überwunden ist, geht es nach vorn. Es folgt die Tour mit Einz Zwo und später mit Deichkind, die sie in vielerei Hinsicht mit auf gute Reise nehmen. Die Single “Bon Voyage” rast in die Charts. Wieder ein neues Tempo, eine neue Dimension. Nina macht die Erfahrung, dass eine Chartplatzierung mit sich bringt, dass selbst der stoischste Fan auf ihren Liveauftritten noch die letzte Zeile mitsingt. Was für ein Gefühl! Was für ein gutes Argument gegen schlechtgelaunte Undergrounddebatten.

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