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No Doubt

Zwischen dem Abgesang des introspektiven Grunge-Geheules und dem ebenso männlich dominierten (Pubertäts- und Pop-)Punk-Revival schreit die Musikwelt förmlich nach einer neuen Gallionsfigur, einem Aushängeschild, welches die Belange und Befindlichkeiten einer neuen Weiblichkeit akkurat artikuliert. Mit einer Kombination aus gepflegter Riot Grrl Chuzpe und niedlich dreinblickender Rehaugen- Hilflosigkeit, die ebenso Emma-Leserinnen wie auch männlichen Beschützerinstinkt anspricht, verkörpert dies No Doubt-Frontfrau Gwen Stefani Mitte der Neunziger im ersten Hitsong der Band ‘I’m Just A Girl’ wie keine Zweite. Und das, obwohl No Doubt zu diesem Zeitpunkt schon auf eine bewegte Bandgeschichte mit einigen unschönen Schicksalsschlägen zurückblicken können.

 

 

 

 

Ursprünglich finden sich No Doubt 1987 in Anaheim im kalifornischen Orange County und beginnen ihre Karriere als Ska-Band. Sweet Gwen, damals erst 17, ist in der Urbesetzung, die zunächst aus Bandgründer und Sänger John Spence, ihrem Bruder und Keyboarder Eric und später Bassist Tony Kanal besteht, vorerst nur als Backgroundstimmchen im Hintergrund tätig. Noch im Dezember selben Jahres begeht Spence Selbstmord. Doch die Band beschließt, nicht ebenfalls das Handtuch zu werfen. Gwen tritt das Erbe als Stimme und Frontfigur der Band an und mit Tom Dumont (Gitarre) sowie Adrian Young (Schlagzeug) wird die Besetzung komplettiert. Man begibt sich an das sammeln von ersten Live-Erfahrungen in der örtlichen Umgebung, Tourneen im Vorprogramm der Red Hot Chili Peppers, Ziggy Marley oder Mano Negra folgen.

 

 

 

 

1992 erscheint schließlich das selbstbetitelte Debüt der Band, welches sich aus Achtzigerjahre-Pop und Ska-Bruchstücken zusammensetzt und desweiteren nicht viel Beachtung findet. Auf Grund dessen und des aufkommenden Grunge-Hypes von ihrer Plattenfirma ‘Interscope’ fürs erste auf Eis gelegt, geht man auf eigene Kappe auf Tour und spielt kleine Clubs sowie Shows mit u.a. Public Enemy.

 

 

 

 

Ein Jahr später beginnen die Aufnahmesessions zu ‘Tragic Kingdom’, welches No Doubt mit seiner Melange aus Pop, Rock, Punk und dezenten Ska-Einlagen zum internationalen Durchbruch verhelfen soll, aber nach langwierigen, auch zwischenmenschlichen Querelen, erst Ende 1995 erscheint. Eric Stefani hat darüber die Band bereits verlassen und die Band die Wartezeit für die Fans mit dem selbstproduzierten ‘The Beacon Street Collection’ überbrückt. Doch das Warten hat sich für No Doubt gelohnt. ‘Tragic Kingdom’ mausert sich über die kommenden Jahre hinweg zum Megaseller, erreicht ein Jahr nach Veröffentlichung die Pole Position der Charts und wirft mit besagten ‘I’m Just A Girl’ sowie der Gebrochenes Herz-Ballade ‘Don’t Speak’, die vom Ende der langjährigen Beziehung zwischen Gwen und Basser Kanal inspiriert ist, gleich zwei veritable Single-Hits ab. 1996-1997 gibt’s für die Band und ihre Frontblondine dann das zur damaligen Haarfarbe passende (mehrfach) Platin-Album.

 

 

 

 

Im Jahr 2000 erscheint, nach längere Pause, der Nachfolger ‘Return of Saturn’, welches die Band komplexer und gereifter in einem zunehmenden New Wave Kontext präsentiert, jedoch nicht mit so einschlägigen Hits aufwartet wie der Vorgänger.

 

 

 

 

Knapp ein Jahr später und damit diesmal überpünktlich steht mit 2001 mit ‘Rock Steady’ bereits das nächste Werk ins Haus. Kompromisslos wird hier dem unbändigen Stilmix-Willen gehuldigt. No Doubt unterziehen ihre Ska- und New Wave-Roots einer Wurzelbehandlung und gehen dazu mit HipHop-, Dance- und Reggae-und Ragga-Elementen in die Vollen. Gwens erfolgsgekrönte Ausflüge in fremdes Terrain (auf Mobys ‘South Side’-Remix oder im Duett mit Eve auf ‘Let Me Blow Ya Mind’) färbten sich anscheinend auch auf den Sound ihrer Band ab. Unterstützt von einer Madonna-geprüften Erfolgsproduzentenschar (u.a. Nellee Hooper, Sly & Robbie, William Orbit) unterstreichen No Doubt mit Songs wie ‘Hey Baby!’, ‘Don’t Let Me Down’ und ‘In My Head’ ihre kontemporäre Club- und Hitkredibilität.

 

 

 

 

2003 erscheint ein obligatorische Best-Of-Album unter dem Titel ‘The Singles 1992 – 2003’, auf dem sich neben eben jenen auch die neu eingespielte Coverversion des Talk Talk Songs ‘It’s My Life’ befindet. Visuell komplettiert wird diese Werkschau mit einer 2004 erscheinenden DVD desselben Zeitraums. Miss Stefani wird derweil zur Missis, indem sie ihren Freund Gavin Rossdale, seines Zeichens Sänger der britischen Post-Grunger Bush, ehelicht. Für Ende 2004 ist übrigens auch Gwen Stefanis Solodebüt angekündigt, welches zweifelsfrei abermals illustre Kombinationen und Kooperationen verspricht.

 

 

 

 

Diskografie

 

 

 

 

1992 ‚No Doubt’

 

 

1995 ‚The Beacon Street Collection’

 

 

1995 ‚Tragic Kingdom’

 

 

2000 ‚Return of Saturn’

 

 

2001 ‚Rock Steady’

 

 

2003 ‚The Singles 1992 -2003′

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gwen Stefani: Gesang
Tony Kanal: Bass
Tom Dumont: Gitarre
Adrian Young: Schlagzeug

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