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Categories: Kinokolumne

Noch mehr coole Einzelkämpfer

Der November war in den Kinos der Monat der Coolness – und an vorderster Front kämpfte sich dabei natürlich ein Einzelgänger namens James Bond über die Leinwand. Seit drei Wochen ist 007 nun schon die Nummer Eins beim deutschen Publikum, doch auch in dieser Woche gehen einige Jungs – und auch Mädels – die ganz auf sich allein gestellt versuchen, dem britischen Agenten in Sachen Lässigkeit das Wasser zu reichen.

Trailer – Death Race

Da ist zum Beispiel Jason Statham, den manche vielleicht böswillig als Bond oder Bourne des armen Mannes bezeichnen mögen, obwohl er doch eigentlich Hollywoods letzter richtiger Actionstar ist. Wenig sprechen, noch weniger lachen und sich im wahrsten Sinne des Wortes durchschlagen – das konnte der Brite jedenfalls immer schon gut. Schnelle Autos fahren ebenfalls, was ihm in „Death Race“, einem Film über tödliche Autorennen im Gefängnis, natürlich gut zupass kommt. Ein paar Abzüge in Sachen Coolness gibt es allerdings dafür, dass der Film als solcher trotz Stathams Charisma ganz schön trashig ist.

Trailer – New York für Anfänger

Diesen Vorwurf kann man „New York für Anfänger“ nicht unbedingt machen. Die Komödie glänzt und strahlt zumindest an allen Ecken und Enden, so wie es sich für die Geschichte eines Journalisten gehört, der bei einem Hochglanzmagazin landet und erstmal Hollywood-Starlets hinterher jagt. Auch hier ist es ein Brite, der in einer eher unwirtlichen Umgebung auf sich allein gestellt ist, doch so amüsant sich Simon Pegg auch anstellt: er hat mit „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“ schon bewiesen, dass er es noch besser kann.

Trailer – Paris, Paris

Andere Länder, andere Sitten, kann man da wohl sagen, denn das französische Kino schickt mit Monsieur Pigoil einen Helden der ganz anderen Art ins Rennen. Doch nur weil der Protagonist von „Paris, Paris“ nicht mehr ganz jung, allein erziehender Vater eines Sohnes und außerdem „nur“ als Bühnenarbeiter tätig ist, muss das nicht unbedingt heißen, dass der Mann uncool ist. Immerhin rettet er auf eigene Faust ein Vaudeville-Theater vor dem Untergang – und kennt deswegen sicher mindestens so viele sexy Showgirls wie James Bond

Trailer – Pazar – Der Markt

Tatsächlich eher der klassische Fall eines Losers ist dagegen Mihram, der vom Pech verfolgte Kleinhändler in der türkischen Provinz, dessen Geschichte in „Pazar – Der Markt“. Seine Spielleidenschaft hat nichts von der Eleganz eines Spionage-Thrillers, der versuchte Medikamentenschmuggel ebenso wenig und selbst die Eroberung des Telekommunikationsmarktes droht zu floppen. Der tolle Hauptdarsteller Tayanc Ayaydin ist trotzdem ein ganz großer Kinoheld – und hinter der Kamera stand mit Ben Hopkins übrigens doch noch ein weiterer Brite.

Trailer – It’s A Free World

Auch dessen legendärer Kollege Ken Loach ist bekanntlich ein Landsmann von 007, doch für „It’s a Free World“ schickt der keinen Mann, sondern eine Frau in den Kampf. In Sachen Durchsetzungsfähigkeit und Eigensinnigkeit kann seine Angie, eine energische Arbeitslose aus der so genannten Unterschicht, es durchaus mit allen derzeitigen Actionhelden aufnehmen. Nur kämpft sie eben nicht gegen finstere Bösewichter, sondern für die Unterprivilegierten – und eröffnet in ihrer Küche eine private Arbeitsvermittlung.

Trailer – Caótica Ana

Wie anders streift dagegen die „Caótica Ana“ durchs Leben, eine 18-jährige Malerin mit Hippie-Papa, die alsbald Sex, Hypnose und Esoterik im Allgemeinen für sich entdeckt. Von Animationssequenzen bis hin zu Charlotte Rampling fährt der Film von Julio Medem manches auf, was gemeinhin auf der Leinwand für Coolness sorgt. Aber auch das kann nichts daran ändern, dass seine Ana zwar eine Einzelkämpferin sein mag, aber eben nicht besonders lässig ist. Dazu ist sie einfach, der Filmtitel lässt es erahnen, einen zu chaotisch.

Vielleicht ist sie aber auch nur eine Vorbotin des Dezembers. Denn pünktlich zur Adventszeit verabschiedet sich die Coolness dann wieder von der Leinwand und wird – Dank „Madagascar 2“, der Feiertagsplanung von Reese Witherspoon und Vicne Vaughn sowie den „Buddenbrooks“ – kurzerhand durch Familienwerte ersetzt!

Text: Patrick Heidmann

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