Mit vier von natürlichem, punktgenauem Instinkt geleiteten und sehr ambitionierten, wichtigen Werken – “Veuillez rendre l’âme a qui elle appartient”, “Du ciment sous les plaines”, “Tostaky”, “666.667 Club” – haben Noir Désir der französischen Rockmusik einen neuen Kick versetzt, eine frische und ungewohnte Richtung verliehen. Noir Désir gehören neben MC Solar, FFF (French Funk Fédération) und Mano Negra zu den international erfolgreichsten und anerkanntesten französisch sprachigen Künstlern. Voller fast revolutionärer, ausdrucksstarker Texte und Aussagen, klangvoller Strukturen, mit unverbrauchter Energie, zwingend geradliniger Konsequenz und einer erneuernden Rigorosität, Integrität und Wildheit, aufgebaut um großartige Beats – so hat es die Formation aus Bordeaux vollbracht, eine in sich geschlossene Verbindung zwischen der Kunst des Songwritings und der Kunst der Innovation zu schaffen.
Kurz darauf erschien dann “One Trip, One Noise” – ein abenteuerliches Album mit Remixen, die spontan und aufregend waren und die nachdrücklich belegten, dass Noir Désir keineswegs auf ausgetretenen Pfaden wandeln wollten. Sondern mutig ließen sie Remixer an ihr Material, akzeptierten, dass ihre Songs in die Einzelteile zerlegt, neu zusammengesetzt und in eine innovative, elektronische Form überführt wurden. Mitwirkende waren unter anderem Gus Gus und Franz Treichler. Von den rockigen Beschränkungen befreit, unternahm Noir Désirs Musik auf dem eigenwilligen, launigen Sampler eine Reise in ungewohnte Bereiche wie Jazz, Blues, Dub und sinfonische Klänge.
In fast anekdotenhafter Erzählform und herrlich spielerisch strukturiert, hinterließ “One Trip, One Noise” tiefe Spuren in dem Musikverständnis von Noir Désir. Man muss nur kurz in das brandneue Material der Band von “Des visages, des figures” hineinhören, um die Bedeutung und den Einfluss dieses wahrlich befreienden Effekts zu erkennen. In mehreren Etappen eingespielt, an Orten wie Marrakesch, Nîmes, Léon und New York, und mit der Hilfe von Jean Lamoot (Alain Bashung) und Nick Sansano (Public Enemy, Sonic Youth) aufgenommen, ist “Des visages, des figures” ein Zeugnis dieser neu gefundenen Freiheit, ein verspieltes, feingliedriges Album, auf dem rauhe Grundelemente zu elektronischen Kunstwerken verschmelzen. Ein Album voller Rhythmus und geformt aus dem Wunsch nach Experimenten, dem Gefühl für Afrika, der Wüste und dem Blues.
Bertrand Cantat: vocals, guitar
Denis Barthe: drums
Jean-Paul Roy: bass
Serge Teyssot Gay: guitar
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