Wir sind dem 'Pfeifen des Friedhofes' gefolgt und haben den Jungs von Nothing But Thieves mal ein wenig auf den Zahn gefühlt. Der musikalische Kern der Band, bestehend aus Joe, Dave und Conor, hat sich vor einigen Jahren zusammengefunden, um unseren Tagträumen heute einen gewaltigen Schuss an musikalischer Untermalung zu bieten. Mit Einflüssen von Arcade Fire und den Foo Fighters, reiht sich der melancholische Indie-Pop von Nothing But Thieves seit Kurzem in unsere Plattenregale ein. Und wie es nun genau zu so viel gefühlvoller Musik gekommen ist, hat uns von motor.de einfach neugierig gemacht. Während wir also gequetscht, gefragt und gedrückt haben, wurden uns unter anderem Antworten auf die zermürbenden Fragen geboten, wie der Bandkern zur Musik gefunden hat und was für eine Rolle dabei eigentlich die Vergangenheit sowie der Herkunftsort Essex in UK gespielt haben. 

motor.de: Ihr kennt euch bereits seit einer ziemlich langen Zeit, da ihr alle unter anderem zur gleichen Schule gegangen seid. Würdet ihr sagen, dass die Verbindung mit der Musik genau das gewesen ist, was euch als Freunde hat zusammenfinden lassen?

Nothing But Thieves: Wir haben uns alle auf unterschiedlichen Wegen und während verschiedener musikalischer Projekte getroffen. Conor und Ich (Joe) haben in Bands gespielt, seit wir 14 Jahre alt gewesen sind, sodass es eigentlich so ziemlich alles ist, was wir bis dato gekannt haben. Musik und Freundschaft ist damit in gleichen Maßen gewachsen. Wir haben Dom in einem Musikkurs kennengelernt und es schien für uns einfach Sinn zu ergeben, gemeinsam Songs zu schreiben.

Nothing But Thieves – Graveyard Whistling from Lewis Cater on Vimeo.

motor.de: Welche Rolle spielt die Vergangenheit und eure Jugend in Essex (UK) für eure gegenwärtige Arbeit als Musiker?

Nothing But Thieves: Wir schreiben über Erfahrungen und ich denke, manche von ihnen sind heimatbezogen. Southend hat eine ziemlich belebte Musikszene, von der wir sehr lange ein Part gewesen sind, da wir in unterschiedlichen Bands gespielt haben. Es hat uns definitiv zu dem gemacht, was wir heute sind.

motor.de: Wie würdet ihr in einem Satz die Botschaft eurer neuen EP „Graveyard Whistling“ beschreiben, wenn diese denn so eindringlich auszudrücken ist?

Nothing But Thieves: Die Graveyard Whistling EP ist die reinste Form unserer Musik. (Es fällt schwer, drei Jahre an Arbeit in nur einen Satz zu packen).

motor.de: Das Cover eures Albums ist sehr simpel und zeigt nichts, außer einem Kreis mit leicht gezackten Linien – Warum oder wie habt ihr dieses Symbol für das Cover eures ersten Albums ausgewählt?

Nothing But Thieves: Wir lieben Kunst, die kühn und simpel ist. Momentan geht viel in der Musik vor sich, seien es nun Arrangements oder Klanghaftigkeit, sodass es besonders wichtig für uns schien, solide und fokalisierende Kunst einzusetzen.

motor.de: Ihr habt Bands und Sänger, wie Arcade Fire, Foo Fighters, Led Zepplin oder Ray Charles als Inspirationen genannt, wenn es zur eigenen Musik kommt. Gibt es denn bestimmte Künstler, die nicht allein eine Inspiration wären, sondern Musiker, mit denen ihr gerne auch mal zusammenarbeiten würdet?

Nothing But Thieves: Wir haben bereits zuvor einmal auf einem Festival mit Arcade Fire zusammengespielt und das war ein ziemlich besonderer Moment für uns. Wir würden es lieben, noch was Cooles mit ihnen zu machen. Außerdem haben wir erst neulich Royal Blood für uns entdeckt…

motor.de: “Lover, Please Stay With Me” ist einer dieser wirklich emotionalen Songs von euch, mit akustischem Sound. Was hat es damit auf sich? Was war eure Hauptinspiration dafür, einen Song wie diesen zu schreiben?

Nothing But Thieves: Dieser Song ist nicht auf der EP, aber wir haben ihn als eine Live Version auf Youtube veröffentlicht. Ich erinnere mich, dass wir zu dem Zeitpunkt eine Menge von Jeff Buckley gehört haben und ich denke, dass man das besonders heraushören kann. Die Idee war es, nichts mit musikalischem Schnickschnack, sondern einen ehrlichen Song zu schreiben. Das ist wahrscheinlich das, womit wir uns am Offensten gezeigt haben, da wir ansonsten lyrisch eher dazu tendieren, etwas metaphorisch zu sein.

motor.de: Wann habt ihr für euch entschieden, dass Musik soviel mehr, vielmehr eine Berufswahl für euch ist als der alleinige Soundtrack eures Lebens? Gab es einen Moment, in dem ihr gesagt habt 'Ok, Musik ist das, was ich für den Rest meines Lebens machen möcht!'?

Nothing But Thieves: Ja, da war ein Punkt, an dem wir einfach drauf los sind. Joe hat die Uni für einige Jahre auf Eis gelegt und wir alle haben ziemlich üble Jobs angenommen, um die Band zu finanzieren. Und damit ist zugleich klar, dass es schwer fällt, den Punkt zu sehen, an dem wir das, was wir jetzt tun als 'Beruf' ansehen. Das hier macht einfach zu viel Spaß, als dass es allein 'Arbeit' sein könnte.Momentan sind wir einfach nur sehr, sehr glücklich, das machen zu dürfen, was wir tun. Wir wollen gerne daran glauben, das niemals zu vergessen.

motor.de: Wie müssen wir uns genau den Prozess des Kreierens / Schreibens einer eurer Songs vorstellen?

Nothing But Thieves: Das geschieht auf unterschiedlichen Wegen. Joe schreibt Songs und bringt diese dann zum Rest der Band. Manchmal kommt dann Dom auf einen bestimmten Loop und wir schreiben dann einfach darauf los… Wieder andere Male geht alles bloß von einem einzigen Text aus. Wir haben gewiss keine Formel dafür, wie das läuft und denken, dass wir damit auch besser dran sind. Eine Formel oder Anleitung wäre doch ziemlich langweilig.

motor.de: Wir sind überzeugt, dass ihr in der folgenden Zeit an Berühmtheit dazugewinnen werdet – Was für Hoffnungen füllen momentan eure Träume in der Nacht?

Nothing But Thieves: Erst einmal, vielen Dank! Wir lieben es einfach, Leute bei unseren Shows zu sehen. Wenn das weiterhin so bleibt, oder anwächst, denke ich nicht, dass wir noch für irgendwas anderes Bitten könnten.

(Foto: RCA Records // Text: Hannah Ziegler)