Seit 16 Jahren stehen Papa Roach auf der Bühne und rocken, was das Zeug hält. Anlass genug für einen kurzen Rück- und Ausblick.
Als sich 1993 vier junge Menschen in Kalifornien trafen, um gemeinsam laute Rockmusik zu produzieren, ahnte keiner, dass sie es bis in die oberste Liga des Nu-Metal schaffen würden. Mit motor.de sprachen sie über ihre musikalische Entwicklung und die lange Reise bis zum Hier und Jetzt.
motor.de: Bis zum aktuellen Album “Metamorphosis” war es ein langer Weg. Könnt ihr euch noch an den Beginn eurer Story erinnern?
Jerry: Ja…was ist meine Geschichte?
Jacoby: Fucking Metallica Mann!
Jerry: Ah, ja klar! Ich hatte einen Nachbarn, von dem kannte ich Metallica. Ich habe auf der Air Force Base gelebt, da war man von Musik ziemlich abgeschottet. Aber er hat mir Metallica gezeigt, und mir auch beigebracht einige der Songs zu spielen. So bin ich dazu gekommen.
motor.de: Also habt ihr erst Metallica Songs gespielt bevor ihr eure eigenen Songs geschrieben habt?
Jacoby: Ja, aber eigentlich noch mehr Poison. Ich stand total auf Poison, und ich dachte das sind Frauen! Dann waren das leider Typen!
motor.de: Ich hab auch gehört, dass du Mötley Crüe magst?
Jacoby: Ja, ich liebe Mötley Crüe! Vor allem die früheren Platten, die noch sehr nach Punk Rock klingen. Ich habe alles auf Vinyl, ich mag sie wirklich sehr. Aber nicht nur die.
Rock hatte generell einen großen Einfluss auf uns. Wir hörten uns intensiv das klassische Zeug an: The Who, Led Zeppelin, Jimi Hendrix oder die früheren AC/DC, haben uns die Geschichte des Rock n’Roll angeschaut, und wo es angefangen hat. Wir wollten einen Schritt weiter gehen, und als Band den Rock und unsere Musik weiterbringen. Wir wollten nicht nochmal das Alte, Gleiche machen.
motor.de: Habt ihr denn dann noch eine Verbindung zum richtigen Punk Rock?
Jacoby: Ja, auf jeden Fall. The Clash, Social Distortion oder Bad Religion, das ist Punk Rock den ich mag! Diesen Pop Punk, à la „Meine Mama hat mich zum Weinen gebracht“ finde ich blöd! Ich wusste immer, dass es irgendwann doch diesen Moment geben würde, wo ich die jungen Leute nicht mehr verstehen würde – heute ist das passiert. Als mir jemand irgendeine Band gezeigt hat, dachte ich nur: “Was ist denn da los? Was läuft falsch mit den Kids heute?”
motor.de: …aber du willst nicht sagen welche Band es war?
Jacoby: Nein, ich meine, vielleicht hat irgendeine Band irgendwann mal das selbe über uns gesagt, und wir machen trotzdem weiter.
motor.de: Okay. Lasst uns über euer neues Album „Metamorphosis“ sprechen. Manche Leute sagen, es ist eher Mainstream, andere, dass ihr von den 80er Hard Rock Bands beeinflusst wurdet…
Jacoby: Hm, unsere musikalische Entwicklung… Jerry, erklär du das mal!
Jerry: Unsere Musik hat früher genau das reflektiert, was wir selbst gehört haben. Sowas wie die Red Hot Chili Peppers oder Deftones. Wir haben von allem ein bisschen rausgepickt, von jedem Genre das genommen, was uns gefallen hat. Jetzt haben wir unseren eigenen Stil gefunden, und es nehmen nur noch wenige Dinge Einfluss auf das was wir tun. Vielleicht ein Rhythmus der uns gefällt, oder ein Riff das ich höre. Jede Band die eine Weile dabei ist, macht so ihre eigene musikalische Reise und entwickelt sich weiter.
Jacoby: Ich würde aber auch gerne nochmal so ein “pissed-off” Album machen!
motor.de: Es gibt aber nicht nur eine musikalische, sondern auch eine persönliche Entwicklung. Die Musik ist positiv und hoffnungsvoll, aber die Texte sind eher negativ.
Jacoby: Ja, das ist eigentlich lustig, wir machen aufbauende Songs darüber, dass man sich schlecht fühlt. Das kommt vielleicht vom vielen Jonny Cash und Social Distortion hören. Und natürlich entspricht es einfach meiner Persönlichkeit – dieser aufbauende Sound ist wie das Licht am Ende des Tunnels. Unsere Musik ist sehr persönlich, und wir greifen alle Themen auf: Politik, Sexualität, Gott, persönliche Probleme und alles zwischendrin. Es ist ein sehr menschliches Album.
motor.de: Ihr wart international schon sehr erfolgreich, gibt es irgendetwas, das ihr unbedingt noch erreichen wollt?
Jacoby: Wir wollen auf den ganzen Welt Stadien voll kriegen! Und wir wollen wieder nach Europa, die Fanbase dort ist uns sehr wichtig. Wir hatten heute ein Meet & Greet und die Kids waren total begeistert. Es ist uns sehr wichtig, mit ihnen in Verbindung zu treten. Wir wollen ein Publikum von jung bis ganz alt, und wir sind grade dabei das aufzubauen. Wir haben schon viel erreicht, aber es ist wie bei den Junkies. Du probierst es einmal aus, und du willst immer mehr, es ist nicht genug, und das ist mit der Musik auch so.
motor.de: Gibt es einen Unterschied zischen den Fans in den USA und hier?
Jacoby: Ich glaube, dass unsere Fans hier ein bisschen extremer sind. Es sind Hardcore-Fans. In den USA ist man entweder grade in oder nicht, aber hier in Europa waren wir immer aktuell, das ist toll.
»Hier geht es zu den Bildern ihrer derzeitigen Tour.
Interview: Mark Lomenick
Fotos: Florian Kresse
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