Während der Rest ihrer Generation noch ihre Politikverdrossenheit zur Schau stellte, war Kafvka schon immer laut. 2013 stoß Rapper Jonas Kakoschke zu der Band dazu, 2018 Dann der Durchbruch mit dem Song „Alle hassen Nazis“ und während wir das Jahr 2021 schreiben, erreichte sie mit ihrem „Paroli“ Platz 33 der Albumcharts. Kafvka bilden die perfekte Symbolik das sich der Zeitgeist verändert hat- doch wie ist es als eine politische Band solch einen Erfolg zu haben? Ein Gespräch mit Kafvkas Bassist Phil.

motor.de: Die letzten Jahre konnten (leider) häufig mit der Zeit der Weimarer Republik verglichen werden, man denke an die Parallelen beim Tod von Walter Lübcke. Seht ihr euch dadurch manchmal in einer ähnlichen mahnenden Rolle wie Brecht oder Tucholsky zur damaligen Zeit?

Phil: Der Vergleich mit Brecht ist schon krass, aber was wir durchaus auf Tour merken ist, wie die Jugend unsere Songs annimmt und wie wichtig ihnen die Texte sind. Es ist schon etwas Besonderes, wenn jemand zu uns kommt und sagt „eine Demo ohne Kafvka kann ich mir nicht vorstellen“. In so einem Kontext neben den Hosen oder den Ärzten genannt zu werden ist total krass für uns.  

motor.de: Ihr seid in den letzten Jahren extrem gewachsen – macht es euch manchmal auch Angst, das ihr mit solch höchstpolitischer Musik so erfolgreich seid?

Phil: Nicht Angst, aber es hat uns durchaus zu Beginn verwundert. Das lag aber bei uns einfach an so einem Generationenumbruch. Wir selbst kommen ja aus dieser sehr unpolitischen Generation, die nach dem Motto „Politik fass ich nicht an, da verbrennt man sich nur“ gelebt hat. Jetzt fand eben dieser Umbruch statt und die jetzige Jugend bzw. die jungen Erwachsenen sind so dermaßen politisiert und so weit in so vielen Dingen, was großartig ist. Dementsprechend macht es uns keine Angst, sondern es ist eine Erleichterung zu sehen, dass diese politischen Texte jetzt so gut ankommen und wir dieser Generation einfach unsere Songs als Empowerment an die Hand geben können.

motor.de: Auf dem Album thematisiert ihr die schweren gesellschaftlichen Themen – wie schafft ihr es solch emotionale Themen in Musik zu verwandeln ohne das es zu “gewollt” wirkt?

Phil: Die Texte schreibt bei uns Jonas, der mit seiner Arbeit für diverse Organisationen bei vielen gesellschaftlichen Themen einfach ganz nah dran ist. Er schreibt dann einfach immer über die Dinge, die ihn in dem Moment emotional berühren und beschäftigen. Unsere Songs ansich entstehen dann ganz unterschiedlich: Entweder hat Jonas schon fast einen kompletten Text und die Musik kommt dann darauf oder wir spielen erst ein Instumental ein und Jonas hat zu Beginn nur ein Textschnipsel und arbeitet dann damit. Es gibt bei uns nicht den Prozess, es gibt viele verschieden Prozesse und das kann auch echt lange dauern. Dorfjugend hat zum Beispiel über ein Jahr gedauert oder bis wir endlich die richtige Version für „SNL“, das auf Schrei nach Liebe basiert, gefunden haben hat es auch vier verschiedene Versionen gebraucht. Da war der Text zwar schnell da, aber die Musik hat lange gedauert, weil wir da zwar das Grundgerüst der Ärzte hatten, aber wir wollten sie nicht einfach nur nachspielen, sondern die Musik in unsere Zeit übertragen. 

motor.de: Als politische Band habt ihr nicht nur Fans – wie schwer ist der Hass, der euch auf Social Media entgegenschlägt?

Phil: Es geht tatsächlich. Auf YouTube ist es am krassesten, da haben wir schon unsere Pappenheimer. Wir müssen aber tatsächlich sagen, dass wir zum Teil als wir unbekannter waren mehr hate speech hatten als jetzt. Aber das liegt glaube ich vor allem am Wandel der Plattformen. Als wir angefangen hatten, lief alles noch über Facebook und jetzt ist die Hauptplattform für Bands Instagram, wo sich sehr viel mehr von Beginn an in so einer Wohlfühl-Bubble gebaut hat. Auf YouTube ist es immer noch schlimm, aber da moderieren wir auch ganz rigoros und was auf Menschenhass geht wird gelöscht. Der Vorteil ist aber natürlich jetzt auch, dass dadurch das wir gewachsen sind, auch immer häufiger unsere Fans das schon moderiert haben, wenn wir den Kommentar sehen und das ist natürlich toll, wenn die Fans zeigen das wer rechte Scheiße redet auch Gegenwind bekommt und in der Unterzahl ist.


Ihr könnt Kafvka hier auf Instagram folgen und hier geht es zu ihrem Album auf Spotify.