(Foto: Etage Noir Recordings)

Parov Stelar alias Marcus Füreder ist Produzent, Labelchef und seines Zeichens DJ. Dabei hat der gebürtige Österreicher eigentlich Angewandtes Design studiert und nennt die Bildende Kunst sein Steckenpferd. Zur Musik kam er über die Kunst, als er für diverse Electro Events die Flyer entwarf. Kurz darauf gelang bereits der Durchbruch mit der 2004 veröffentlichten EP Kiss Kiss und dem Album Rough Cuts. Seither füllt er Konzerthallen und ist live ein Garant für Gute Laune und jede Menge Energie. Wir trafen den smarten Sample-Profi in Berlin und quatschten über Inspirationsquellen, die Schwierigkeiten des Sample-Clearings und wie man als Labelchef den Durchblick behält.

motor.de: Du bist eigentlich studierter Grafiker. Wie bist du dann bei der Musik gelandet?

Parov Stelar: Die bildende Kunst war immer schon mein Steckenpferd, aber irgendwann habe ich dann gemerkt, dass man mit Musik noch viel mehr erreichen kann. Ein Bild oder eine Graphik kann noch so schön sein, aber du wirst nie jemanden mit Tränen in den Augen oder Gänsehaut davor stehen sehen. Das passiert nur mit Musik, für mich im Prinzip die Königin aller Künste. Dadurch, dass ich auch für diverse Techno Events Flyer entworfen habe, kam ich dann recht bald mit Elektronischer Musik in Berührung. Das war der auslösende Impuls.

motor.de: Du nennst das, was du machst Electro-Swing. Wie würdest du diese Musikrichtung beschreiben?

Parov Stelar: Im Prinzip ist das ganz einfach. Es ist eine Mischung aus Elektronischer Musik, sprich vierviertel Beat, also ein sehr house- und technolastig angehauchtes Fundament mit Versatzstücken aus alten Samples. Ob das jetzt die alte Swing- oder Motown-Zeit war…das heißt Elektro-Swing ist im Grunde ein Hybrid.

motor.de: Dann bist du in Berlin ja genau richtig. Hast du eine bestimmte Beziehung zu dieser Stadt?

Parov Stelar: Ja schon. Ich habe vor einiger Zeit mal ein Jahr hier gelebt. Ich hatte das Glück genau diese Aufbruchsstimmung gerade auch in der Elektro-Szene mitzuerleben. Für mich war das damals, wie ein Besuch im musikalischen Tresor. Das ist heute leider nicht mehr möglich. Aber da damals dabei gewesen zu sein, war schon etwas einzigartiges und außergewöhnlich.

(Foto: Etage Noir Recordings)

motor.de: Als Österreicher: Welche Stadt ist die größere Inspirationsquelle? Wien oder Berlin?

Parov Stelar: Definitiv Berlin. Die Stadt hat zwar etwas extrem Kühles und Verhaltenes, aber du weißt ja, wie das ist. Die Inspiration holt man sich immer da, wo Erfahrung oder Dinge auf einen prallen, die man eben noch nicht kennt. Und das passiert meistens eben nicht zu Hause. Abgesehen davon, dass ich persönlich kein großer Wien-Fan bin, ist diese Stadt einfach zu familiär und ich kenne sie einfach zu gut.

motor.de: Sample-Clearing ist ja immer so eine Sache. Wo gab es bisher die größten Schwierigkeiten?

Parov Stelar: Probleme gibt’s da immer wieder. Sample-Clearing ist nie einfach. Marvin Gay zum Beispiel. Die Urheber und generell alle Beteiligten, wie Labels, Verlage etc. wollen klarerweise immer wissen, was damit passiert, was die Leute damit machen. Das dauert alles seine Zeit bis es grünes Licht gibt.

motor.de: Wie viele Anwälte beschäftigst du damit?

Parov Stelar: (lacht) Ein paar. Nein, so schlimm ist es nicht. Es kommt einfach immer darauf an, welches Sample du willst bzw. in welchem Umfang du sampelst.

motor.de: Wurdest du schon mal gefragt, ob man von dir was sampeln darf?

Parov Stelar: Ja, das kam schon öfter vor. Ich hab da auch nichts dagegen. Wäre ja grotesk, wenn gerade ich mich dagegen verwehren würde.

motor.de: Kam was Gutes dabei raus?

Parov Stelar: Ich muss zugeben, dass ich das gar nicht gehört habe. Das war aber auch nur so eine kleine Sache und ist schon ewig her. Ich bekomm auch täglich so viele Mails mit Remixen, da kann ich leider gar nicht alles hören. Der Tag ist auch so schon kurz genug.


Parov Stelar feat. Marvin Gaye – Keep On Dancing on MUZU.TV.

motor.de: Die Abhängigkeit von Computern ist ja sehr groß. Wie oft stürzen dir deine Freunde und Helfer ab?

Parov Stelar: (lacht) Zum Glück nicht so oft, wie man meinen würde. Ich hab da eigentlich bis jetzt noch keine allzu schlechten Erfahrungen gemacht. Ich hoffe, dass das auch so bleibt (klopft auf Holz). Aber klar, ich bin abhängig von der Technik und meinen Geräten. Es ist immer wieder spannend auf die Bühne zu gehen ohne zu Wissen, ob alles so klappt, wie ich das will. So wird es wenigstens nie langweilig.

motor.de: Du betreibst auch ein eigenes Label. Wie hart ist das heutzutage?

Parov Stelar: Ich habe zum Glück ein Team, das mir sehr viel Arbeit abnimmt. Alleine könnte ich das schon gar nicht mehr betreuen. Es ist schon echt hart. Also mit Parov Stelar läuft es sehr gut, aber wenn man so kleinere Künstler, die man gut findet, aufbauen will, dann bedarf das schon echt sehr viel Mühe, Zeit und Durchhaltevermögen. Wir sind konfrontiert mit einer Flut an neuen Künstlern, die eigentlich nicht mehr überschaubar ist. Aus dieser Masse dann diejenigen rauszusuchen, die ganz was Eigenes machen, was für mich das Wichtigste ist, ist schon keine einfache Angelegenheit.