Was haben James Brown, Warner Bros. und deutsche Pedanten gemeinsam? Die Antwort klärt motor.de im Patrick Watson Kurzinterview und beim Reinhören des neuen Albums.
Die Band um Patrick Watson macht bereits seit dem Jahr 2000 zusammen Musik. Während sie sich anfänglich nur auf Instrumentalmusik beschränkte, entdeckte Patrick Watson im Laufe der Jahre, dass er sich mithilfe von Texten und Gesang noch viel besser ausdrücken konnte. Den großen Durchbruch schafften Patrick Watson and the Wooden Arms dann im Jahr 2006 mit ihrem zweiten Album “Close to Paradise”, welches den Polaris Music Prize gewann. Himmlische Klangwelten aus verträumten Pianoläufen, und eigensinnige Streicher gepaart mit Watsons hoher, zerbrechlicher Stimme.
Patrick Watsons Rolle als Leadsänger, Pianist und Keyboarder einer vierköpfigen kanadischen Band gingen erste Solo-Versuche voraus. Auf die Frage, ob ihm beim Namen der Band nichts besseres einfiel, antwortete er im motor.de-Interview wiefolgt:
P.Watson: “Nunja. Es startete als mein eigenes Projekt und in drei weiteren Jahren etablierte sich eine Band daraus. Alle kannten diese nur als ‘Patrick Watson’. Ein Namenswechsel wäre also schwierig gewesen. Wir haben uns nun auf ‘Patrick Watson and the Wooden Arms’ geeinigt!”
Gibt es eigentlich Vorbilder an denen du dich orientierst?
P.Watson: “Also wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich nie Vorbilder. Ich nehme von jedem viele kleine Sachen”
2003 nahm die Band ihr erstes Album “Just Another Ordinary Day” auf. Im Anschluss tourten die Canadier u.a. mit James Brown.
Wie kam es dazu? Und gibt es es außergewöhnliche Momente an die du dich gern zurück erinnerst?
P.Watson: “Mr.Brown ist allein schon ‘außergewöhnlich’. Ansonsten erinnere ich mich, dass die gesamte Band sehr lieb zu uns war. Sie zeigten uns, wo es lang geht – ach, und dass er (Mr.Brown) seinen Licht-Techniker während seiner Show gefeuert hat. Das war witzig!”
Du hast somit schon reichlich Bühnenerfahrung – auch in Deutschland. Wie ist Dir das deutsche Publikum in Erinnerung geblieben?
P.Watson: “Eine Geschichte habe ich mir ganz besonders gemerkt – und zwar habe ich von deutschen Fans die exakteste Kritik überhaupt bekommen. Es wurde eine konkrete Note im dritten Akkord angesprochen, echt detailiert also. Das fand ich wunderbar.”
Abschließend noch eine Frage zu Deinem aktuellen Album. Was unterscheidet dein neues Werk von den Vorrangegangenen?
P.Watson: “Eines Tages verliebte ich mich in die Sounds der ‘Warner’ Cartoons. Ich fing an, die klassische Musik in Verbindung mit den witzigen Soundeffekten zu mögen und ich glaube, das spiegelt ‘Wooden Arms’ jetzt wieder”
Patrick Watson – Fireweed
Damit soll Watson Recht behalten, denn “Wooden Arms” erinnert tatsächlich entfernt an die klassische Cartoon-Ära. In fast jedem Song erklingt ein orchestrales Streicher-Arrangement. Titel wie “Tracy’s Waters”, “Beijing” oder “Where The Wild Things Are” ertönen klar und durchkomponiert. Das Streicher-Ensemble macht aus den Stücken Dramen, die sich wie kleine einzelne Musical-Märchen abspielen. Verspielte Klassik-Passagen, spannend-fesselnde Melodie-Folgen, die sich durch Lautstärken aufschaukeln, und im Anschluss wieder leise und fein, ganz schüchtern zu hören sind. Auch Watson passt sich in bester Singer/Songwriter-Manier stimmlich den jeweiligen Gegebenheiten an. Durch Aktzente, wie Kuhglocken in “Tracy’s Waters” oder eine markante Piano-Klangfolge in “Beijing” untermauert Watson seinen Faible für die Animations-Soundtracks.
Auch zu den anfänglichen Wurzeln der Instrumentalmusik kehrt die Band auf ihrem dritten Werk zurück. “Hommage” und “Down At The Beach” sind komplett ohne Gesang eingespielt. Wo Ersteres an ein Sinfonie-Orchester erinnert, bricht “Down At The Beach” hingegen mystisch-klangvoll aus. Es klingt, als hielten Gläser und Töpfe für das Fundament des Rhytmus’ her. Düstere Klavierklänge verstärken den sehr rätselhaften Sound des Stückes.
Der sieben-minütige, swing-artige Track “Machinery Of The Heavens” markiert den Abschluss des Albums. Überzeugend und kraftvoll ergänzen Schlagzeug, Bass und E-Gitarre das Piano. Watson singt sich ein letztes Mal in eine Art Trance und lässt “Wooden Arms” enden.
Zu entdecken gibt es unzählige, schöne Melodien und nicht alltägliche Song-Gerüste. Empfehlenswert.
Sebastian Wiczak
VÖ: 15.05.2009
Label: Vertigo
Tracklist “Wooden Arms”:
01. Firewood
02. Tracy’s Waters
03. Beijing
04. Wooden Arms
05. Hommage
06. Traveling Salesman
07. Big Bird In A Small Cage
08. Down At The Beach
09. Man Like You
10. Where The Wild Things Are
11. Machinery Of The Heavens
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