Die Berliner Elektro-Popper von Pitchtuner sind auf Tour! Zugegeben, diese Info wäre für sich alleine noch nicht so wahnsinnig spektakulär. Schließlich tourt das Duo nun schon seit fast zehn Jahren wie besessen durch die Lande. Dieses Mal hat es die beiden aber nach China verschlagen, wo unter anderem ein Konzert auf der Weltausstellung Expo in Shanghai anstand. Um die gesammelten Eindrücke im Nachbarland der japanischen Sängerin Miki Yoshimura festzuhalten, haben sie für euch einen Tour-Blog gebastelt. Viel Spaß beim Lesen.
1. Anreise und erster Tag:
Für gewöhnlich ist vor einer Tour noch so viel vorzubereiten, sodass wir immer erst kurz vor knapp mit allem fertig werde. Da der Flieger meistens bereits um 6.30h abfliegt bedeutet das gar keinen Schlaf. Dieses mal ist es anders: Der Flieger geht am Nachmittag und wir können uns tatsächlich noch ein paar Stunden aufs Ohr legen. Schön, könnte man denken. Leider verbringe ich so die ganzen 14 Stunden Flug in mehr oder weniger wachem Zustand und sehe mir einen Blockbuster nach dem anderen an.
Zwischenstop in Doha: Hier sind wir recht überrascht, mit unserem Flieger direkt nach der Landung an ein paar wunderschönen Wohnhäusern vorbei zu fahren, vor denen sich ein paar Männer in der landesüblichen weißen Keidung angeregt unterhalten. So ein privater Flughafenzugang scheint hier nichts ungewöhnliches zu sein und zum guten Ton zu gehören. Beim Verlassen des Flugzeuges denke ich erst mal eine Weile, in der Abwärme der Triebwerke zu stehen. Beim Gang zum Transferbus muß ich allerdings erst mal feststellen, dass die 36 Grad an diesem späten Abend gar nichts mit unserem Flieger zu tun hatten. Ein kleiner Schock, wenn man aus dem verregneten Berlin kommt.
2. Anreise in China:
Unsere erste Station in China ist Shanghai. Nach dem Flug gibt es immer erst mal ein paar bange Minuten bis wir alle Koffer unversehrt auf dem Förderband entdecken. Das wäre nicht das erste mal, dass ein Stück verloren gegangen oder der Gitarrenkoffer gebrochen ist. Heute geht alles gut und am Zoll gibt es auch keine Probleme. Scheint alles entgegen allen Befürchtungen sehr entspannt hier zu sein. Nach einem kurzen Telefonat wissen wir auch, wie unser offizieller Status ist: Visum mit Arbeitserlaubnis. Da kommt mir sofort die Idee, ein paar Monate länger zu bleiben, denn inzwischen scheint es recht schwer, hier ein Arbeitsvisum zu bekommen. Ausgehend von dem Stress, den wir immer hatten, bis Miki ihr Visum in Deutschland bekommen hatte, sollte man so eine Chance eigentlich nutzen.
Am Flughafen werden wir freundlicherweise abgeholt und haben schon mal die erste Möglichkeit, ein wenig von Shanghai kennen zu lernen. Hier jagt ein Hochhaus das andere.
Im Hotel treffen wir auf Kissogram, die schon vor zwei Tagen hier angekommen sind und sich gerade auf den Weg ins Mao Live House machen. Wir gehen allerdings erst mal mit Philipp, der unsere Tour in China zusammen mit Hellen von ‘The Pet Conspiracy’ organisiert hat, essen. In dem Restaurant sind alle Menüs in Plastik eingeschweisst auf einem Tisch präsentiert, was die Auswahl sehr erleichtert.
Danach besuchen wir das MAO Live House, um Kissogram zu sehen. Leider sind wir zu spät. Der Club alleine ist allerdings schon einen Besuch wert. Den Sänger der chinesischen Band, die wir dort sehen, werden wir später auf einem Festival wieder treffen. Davon wissen wir aber zu dem Zeitpunkt natürlich noch nichts. Kleine Welt also auch in China.
Später gehen wir in den legendären Shelter Club, um dort Jahcoozi live zu sehen. Der Shelter Club ist ein immer noch aktiver Luftschutzkeller, in dem seit ein paar Jahren Parties und Live Events stattfinden. In einem kurzen Interview habe ich erfahren, dass der Club erst seit ein paar Jahren besteht und einer der ersten unabhängigen Clubs in Shanghai ist. Es gibt zwar viele Clubs, die allerdings sehr an den Mainstream orientiert sind und wohin die Leute weniger gehen, um gute Musik zu geniessen. Der Shelter Club ist da ganz anders und hier hat die lokale Szene ihr Zuhause und auch internationale Artists und DJ Acts spielen hier regelmässig. Lokale Größen wir Antidote, DJ Ozone und Liman sind hier sehr aktiv dabei.
3. Erster Gig EXPO
Unser erster Gig in China ist auf dem ‘European Square’, auf dem sich für eine Woche Berlin präsentiert. Die Bühne ist recht groß und wirkt erst mal etwas leer. Vor der Bühne sind zehn Reihen Stühle aufgestellt. Nach dem zweiten Stück stehen allerdings schon alle Leute und Tanzen mit uns. Das hätten wir nicht so erwartet. In den Gesichtern der Zuschauer, die größtenteils Chinesen sind, sehen wir große Freude und unglaubliche Begeisterung. Ein schönes Gefühl, so viel Verbundenheit zu spühren, obwohl man sich mit Worten so gut wie gar nicht verständigen kann. Musik kennt wirklich keine Grenzen!
Nach unserem Konzert gehen wir noch zusammen mit Jeans Team essen und verbringen einen schönen Abend in der Dada Bar, die sich in einer Gegend befindet, in der es von Bars und Clubs nur so wimmelt und ausnahmsweise die Gebäude selten mehr als zwei Stockwerke haben. Eine Seltenheit hier in Shanghai.
Nach unserem Konzert gehen wir noch zusammen mit Jeans Team essen und verbringen einen schönen Abend in der Dada Bar, die sich in einer Gegend befindet, in der es von Bars und Clubs nur so wimmelt und ausnahmsweise die Gebäude selten mehr als zwei Stockwerke haben. Eine Seltenheit hier in Shanghai.
4. Zweiter Gig EXPO / Workshop / DJ GIG
Nach dem Frühstück im Hotel geht es schleunigst wieder auf die EXPO, wo schon eine Führung durch den deutschen Pavillon auf uns wartet. Das Gebäude macht einen sachlichen Eindruck, wenn man es von außen betrachtet: grau, eckig und irgendwie geometrisch. Das Gebäude besteht aus mehreren Teilen, die sich ineinander fügen lassen, würde man sie bewegen können. Natürlich war das Thema im Inneren ‘Better City, better Life’, das Motto der EXPO mit vielen interaktiven Ausstellungsstücken und als Höhepunkt ein Show in einem runden Raum, in dessen Mitte eine bewegliche und mit Videos bespielbare Kugel hängt. Die Zuschauer stehen auf drei Etagen und sind sehr angetan von dem kleinen Spektakel. Danach geht es fix zur Bühne auf dem Europe Square. Raschad, der Tonmeister von Jeans Team ist auch heute so nett, unseren Sound zu mischen, was wirklich einiges erleichtert. Allerdings hat Jeansteam heute das Problem, an ihre Instrumente zu kommen, die im Hotel deponiert sind, weshalb Raschad erst 30 Minuten vor Showtime zu uns aufbrechen kann. Wir wissen nicht, ob er sich durch den Verkehr schlagen kann und beginnen deshalb schon, mit dem chinesischen Techniker mit Händen und Füßen alles abzuklären. Schließlich ist Raschad dann doch noch direkt beim ersten Ton hinter dem Mischput und wir konnten beruhigt mit unserem Konzert beginnen.
Nach dem Konzert sind wir schnell mit Jeansteam in der äußerst und für den Geschmack von uns allen zu edlen VIP Lounge des deutschen Pavillons essen. Das Essen ist so nobel, dass man nicht wirklich satt davon wird.
Gegen 5 geht es dann in den ‘Not Me’ Club, ein lustiger Laden, in dem ich einen Workshop über Ableton Live und meine selbst entwickelten Instrumente und Controller gebe. Zum Glück war einer der Teilnehmer ein in China lebender Amerikaner, der meine Ausführungen den anderen Teilnehmern übersetzen konnte. Am Ende der Workshops machen wir alle zusammen eine Musik Session was uns große Freude bereitet.
Die Party nach dem Workshop ist wie erwartet großartig. Wir haben sogar noch Verstärkung von Liman, der eigentlich auf einer Party im Shelter Club, von dem ich ja schon berichtet habe, auflegen sollte. Allerdings ist heute Jahrestag der Tragödie auf dem Platz des himmlischen Friedens vor 20 Jahren, wo zahlreiche Studenten ums Leben kamen. Die Party im Shelter Club hatte das Motto ‘White’, was zur Folge hatte, dass von Oben die Veranstaltung kurzerhand abgesagt wurde. Die Farbe Weiß soll wohl der Grund für die Absage gewesen sein, da sie hier die Farbe des Todes sein soll.
Wir hatten also kurzerhand diese Party mit unserer zusammen gelegt und hatten somit doppelt Spass: Es wird heute sehr laut und spät….
5. Hangzhou
Unser Zug nach Hangzhou geht heute schon um 8 Uhr morgens. Zum Glück haben wir beim Check Out noch ein kleines Lunch Packet mit bekommen, sodass wir es irgendwie schaffen, in einem einigermaßen brauchbaren Zustand in Hangzhou nach etwa 1 ½ stündiger Fahrt in einem Zug mit noch nie gesehener Länge, anzukommen. In China wird übrigens das Gepäck auch vor der Zugfahrt wie beim Fliegen durchleuchtet. Von der Größe des Festivals sind wir nicht schlecht überrascht. Nach unserem Soundcheck gegen Mittag geht es sofort zum Hotel, um noch etwas Energie vor unserem Gig zu tanken. Beim Gespräch mit dem Soundengineer stellt sich heraus, dass dieser der Sänger der Band war, die wir an unserem ersten Abend im MAO Club in Shanghai gesehen hatten. Ein lustiger Zufall, der mal wieder zeigt, wie kurz dann oft die Wege sein können. Leider sind heute im Hotel Bauarbeiten zugange, sodass es mit dem Energie tanken nichts wird. So kann ich aber noch ein wenig an unserem Live Set arbeiten. Irgendwie stehen die Chinesen sehr auf so Dinge wie alle zusammen in die Hände klatschen und zusammen singen. Wir wollen es heute mit ‘alle in die Hocke gehen mit anschliessenden Aufspringen’ probieren und müssen deshalb unser Livset noch etwas umstellen.
Um 18.15 Uhr ist unsere Showtime angesetzt und die Stage Managerin ist schon total entsetzt, dass die chinesische Band vor uns 15 Minuten überzieht. Wir können sie aber zum Glück davon überzeugen, die ‘verloren gegangene Zeit’ nicht von unserer Auftrittszeit abzuziehen. Wahrscheinlich gibt es eine bestimmte Zeit, an dem keine laute Musik mehr gespielt werden darf, da das Festival in der Stadt neben einem schönen großen See mit wunderschöner Bergkulisse ist.
Unser Konzert ist dann ein großer Erfolg und das Publikum und wir haben riesen Spaß zusammen. Vor 5000 Leuten zu spielen, daran kann ich mich gewöhnen! Die Sache mit dem ‘alle in die Knie gehen’ funktioniert übrigens fantastisch und das Publikum dreht völlig durch. Das werden wir jetzt immer machen! Miki und ich sind beide überrascht, wie locker und ausgelassen hier das Publikum ist. Und so unglaublich begeisterungsfähig. Männer in Uniform sind zwar immer anwesend, scheinen aber auch recht entspannt zu sein.
Nach dem Auftritt treffen wir dann überraschenderweise noch Huze, den Gitarristen von ‘The Pet Conspiracy’. Es ist schon seit ein paar Wochen ein Gig im Süden von China im Gespräch, welcher allerdings mit unseren Tourplänen in Japan kollidiert. Irgendwie finden wir aber in den nächsten 30 Minuten eine Lösung und wir können uns jetzt auf einen weiteren Gig am 18. Juni im Süden von China freuen.
Nach einem leckeren Essen und kurzen frisch machen geht es an diesem Abend auch schon wieder weiter zum Bahnhof, wo wir unseren Nachtzug nach Wuhan nehmen. Die riesige Wartehalle lässt erahnen, wie viele Leute mit uns reisen werden. Als dann die Türen zum Bahnsteig geöffnet wurden, kommen die Massen in Bewegung. Die bisher einzige nicht so schöne Erfahrung hier: Die Chinesen drängeln wie verrückt und wir müssen uns ordentlich durchboxen. Es geht aber zum Glück alles gut und wir finden dann auch recht schnell unser Schlafabteil. Ich kann hier nur jedem empfehlen, es bei der nächsten Reise mit einem Nachtzug zu probieren! Das ist ein sehr angenehmes und entspanntes Reisen. Eine echte Alternative zu dem irrsinnig vielen Fliegen! Ich wünschte die Preise in Deutschland dafür wären so wie hier! Unsere neun stündige Zugfahrt kostet umgerechnet nur etwa 35 Euro!
6. Konzert in Wuhan mit Jeans Team
Nach einer etwa halbstündigen Fahrt im Taxi durch die Stadt sind wir froh, ohne Begleitung unser Hotel gefunden zu haben. An der Pforte stellen wir schnell fest, dass wir nicht mehr in Shanghai sind, auch wenn hier immer noch die Häuser weit in den Himmel ragen: eine Kommunikation ist nicht möglich und wir müssen leider den Promoter des Clubs anrufen, in dem wir heute noch spielen werden. Da es 8 Uhr morgens ist, ist es nicht zu überhören, dass wir gerade am anderen Ende der Leitung jemanden aus dem Bett geholt haben.
Nachmittags finden wir einen kleinen Markt. Fleisch liegt hier auf den Tischen aus, Fische werden in einer Nische ausgenommen und ein grobmaschiges Netz mit lebendigen Fröschen bleibt mir in Erinnerung. In Wuhan habe ich das Gefühl, China purer erleben zu können. Hier trifft man eigentlich keine Ausländer und ohne Chinesisch ist man aufgeschmissen. Trotzdem sind die Leute, auf die wir treffen, sehr freundlich und hilfsbereit und freuen sich über den Kontakt mit einem Ausländer. Ich hatte bisher nie das Gefühl, dass es hier gefährlich ist. Verloren gehen ist allerdings trotzdem gut möglich.
Abends treffen wir dann wieder Jeans Team, die gerade mit dem Zug angekommen sind. Beim Soundcheck im Vox Club müssen wir leider feststellen, dass die Anlage nur halb betriebsbereit ist. Zudem ist der hauseigene Soundengineer gerade auf der Hochzeit seiner Schwester. Der Techniker vor Ort ist eigentlich fürs Licht zuständig und weiß leider nicht wirklich Bescheid. Wir haben allerdings Glück, weil Raschad von Jeans Team dabei ist und uns gerade allen aus der Patsche hilft. Er kann allerdings nicht verhindern, dass beim Konzert von Jeans Team die ganze linke Seite der Anlage ausfällt. Wir schließen kurzerhand den Bass- und Gitarrenverstärker während des Konzertes an die Drum Machines und Synths an. Das gibt zwar einen speziellen Sound, aber zumindest ist alles wieder zu hören. Improvisation ist in China ein grosser Trumpf und mit defekten oder gar fehlenden Verstärkern muss man hier umgehen können.
Heute spielen wir nach Jeans Team und haben das Glück, dass die Anlage wie auf wundersame Weise wieder funktioniert, sodass wir ein sehr schönes Konzert spielen können. Bei manchen Stücken sind die Zuschauer richtig aus dem Häuschen und die Stimmung während des gesamten Konzertes ist unglaublich gut.
Beim Gespräch mit dem Promoter unseres Abends erfahre ich, dass der Vox Club das einzige Live House in Wuhan ist und eigentlich alle Bands aus China hier Halt machen. Eine unglaubliche Sache, da Wuhan immerhin neun Millionen Einwohner zählt. Wuhan ist bekannt für Punk und Hard Core Musik und hat eine lebendige Szene. Allerdings fehlt es auch hier an Studios und Musiklabels, die die Szene über die Grenzen von Wuhan oder gar China hinaus bekannt machen könnten. Ein Problem, welches auch in vielen deutschen Städten besteht und das leider nicht durch die großartigen Möglichkeit des Internets entschärft wird.
Nach dem Konzert stellen wir fest, dass die Stadt in der Nacht genauso belebt ist wie am Nachmittag. Die Straße hat sich in eine Kette von Grillläden verwandelt. Entgegen aller Ratschläge, niemals Essen von diesen Ständen zu essen, setzen wir uns an einen der Tische und probieren die verschiedensten Dinge. Es schmeckt alles sehr gut, allerdings braucht mein Magen fast eine Woche, um sich von diesem Abenteuer zu erholen.
7. Off Day in Wuhan mit Jeans Team
8. Off Day in Wuhan / Trip nach Beijing
Beim Auschecken treffen wir auf eine italienische Band, die gerade wie wir vor zwei Tagen vor der Rezeption auf ihr Zimmer warteten und heute Abend im Vox spielen werden. Wir beschließen kurzerhand zusammen essen zu gehen. Die Band ist seit drei Tagen in China unterwegs und vermisst bereits die gute italienische Küche und einen ordentlichen Kaffee. Kaffee und Bier sind für unsere Verhältnisse sehr ‘light’. Unser Plan, den neuen italienischen Freunden mit einem chinesischen Restaurant eine Freude zu machen, schlägt leider fehl.
Obwohl das Essen auf einem drehbaren Tisch serviert und so jeder von jedem Gericht probieren kann, müssen wir leider feststellen, dass sie sich wirklich mit dem Essen hier schwer tun. Dabei ist die Auswahl immer sehr reichhaltig und es werden mindestens doppelt so viele Leute wie am Tisch sitzen satt.
In Beijing angekommen staunen wir nicht schlecht, als wir in unser Hotel einchecken. Es heißt ‘A Hotel’ und befindet sich im Worker’s Stadium. Ein riesiges Stadion, in dem einst Mao seine grossen Paraden abgehalten hat. Ein Blick durch eines der Fenster ins Innere verrät, dass das Stadion immer noch in Betrieb ist. In der Zwischenzeit haben sich in den Räumlichkeiten zur Außenseite hin zahlreiche Restaurants, Galerien und eben auch unsere Hotel angesiedelt. Das scheint der Lauf der Geschichte zu sein und keiner scheint damit ein Problem zu haben oder gar einen Widerspruch zu sehen! Das Hotel ist wirklich sehr nobel und ich bin mir nicht sicher, auf welchen Wegen wir an diese Zimmer gekommen sind. In einem Zimmer von Jeans Team beispielsweise befindet sich vor dem Bett ein kleiner Pool, von dem aus man entspannt die Fußball WM im Fernsehen sehen kann. In dem durch die Stadionform gekrümmten Korridor ist ein Film-Team gerade dabei eine Szene für einen der vielen chinesischen Filme zu drehen. Ich wünschte, ich könnte an diesen Film rankommen, wenn er fertig ist. Aber wahrscheinlich würde ich kein Wort verstehen.
9. Gig Beijing
Heute ist unser Gig im Yu Gong Yi Shan, dem legendären Club hier in Beijing. Ich war hier schon vor einem Jahr und habe eine ‘Pet Conspiracy’ Show eröffnet. Die Erinnerungen an den Abend sind nach wie vor sehr gut! Beim Soundcheck müssen wir leider feststellen, dass beim Flug nach Beijing (Peking) Miki’s Bass beschädigt wurde. Ein Bund steht jetzt mehrere Zentimeter vom Griffbrett ab und der Bass ist eigentlich nicht mehr spielbar. Mit einem Hammer und Schraubenzieher können wir den Schaden zumindest so weit reparieren, dass wir den Bass hoffentlich noch bis zum Ende der Tour verwenden können. Da es heute mitten in der Woche ist, hoffen wir, dass sich der große Raum füllen wird. Die Sorgen erweisen sich allerdings als überflüssig. Der Laden ist sehr gut gefüllt. Jeans Team und wir haben eine großartige Zeit. Vor dem Konzert geben wir ein Interview für ein Online Magazin und beim Konzert von Jeans Team lerne ich einen hier lebenden Ex-Berliner kennen, der den ‘Club Tresor Beijing’ in ein paar Wochen eröffnen wird. Ich kann es kaum glauben, als er mir erzählt dass sich der Club im ehemaligen Mao Bunker befinden wird. Am selben Abend werden wir uns noch von Jeans Team verabschieden, die am nächsten Tag zurück nach Deutschland aufbrechen.
10. DJ Gig Beijing / Die Große Chinesische Mauer
Der obligatorische Besuch der chinesischen Mauer ist für heute geplant. Wir fahren mit einem Linienbus dorthin, haben aber einige Probleme den Richtigen zu bekommen, da wir keinen Plan finden der uns sagt, welcher Bus wo und wann abfährt. Etwas chaotisch und nach vielem Hin und Her finden wir doch den richtigen Bus! Am frühen Abend sind wir bei Huze von ‘Pet Conspiracy’ zum Essen eingeladen und sehen dort ein paar bekannte Gesichter wieder. Liman ist auch zu Gast und hat mir ein paar Videos aus seinem Studio mitgebracht, das sich auf einem Militärgelände befindet. Leider kann ich als Nicht-Chinese nicht in das Areal. Ich hätte ihn zu gerne dort besucht. Er erzählt mir, dass er viele seiner Synths und Effekte über Ebay nach China importieren muss, da es in China dafür keinen Markt gibt. Das ist natürlich sehr kostenintensiv und er muss viel für Werbespots produzieren, um seine eigene Musik finanzieren zu können. Liman betreibt mit einem Partner das erste und immer noch eines der wenigen chinesischen Elektro/Techno Label ‘Shanshui Records’ und hat auf diesem u.a. Kid 606 und Jeans Team in China zu einiger Aufmerksamkeit verholfen. Leider konnte er noch keinen Vertriebspartner in Europa finden.
Am Abend haben wir einen weiteren DJ Gig im ‘White Rabbit’, einem der ersten Techno Clubs in Beijing. Viele weitere Clubs befinden sich in der Nähe und wir wollen es uns nicht nehmen lassen, zumindest einen dieser typisch chinesischen Clubs zu besuchen. Schliesslich stehen wir vor der Wahl ‘Mix’ oder ‘Vix’ und entschließen uns für den ‘Mix Club’. An den Wänden sind zahlreiche Leuchtelemente und Bildschirme angebracht. Es gib in diesem Club mehrere Private Séparées und mit der ganzen Beleuchtung wirkt alles eher wie in einem Film. Allerdings werden wir hier nicht besonders alt. Der Morgen dämmert ja auch schon.
11. Chongqing
Die letzte Etappe in China ist für uns besonders interessant, da wir bis jetzt meistens einen chinesischen Betreuer oder Betreuerin zu Seite hatten. Seit der Taxifahrt zum Flughafen sind wir ab jetzt auf uns alleine gestellt. In Chongqing angekommen, können wir sofort einen Linienbus ausfindig machen der uns ins Zentrum von Chongqing bringt. Bei der Fahrt wird mir erst mal bewusst, wie groß diese Stadt ist! Die Metropolregion zählt fast 8 Mio Einwohner, das gesamte Stadtgebiet umfasst sogar 32 Mio Menschen. Hier leben mehr Leute als in Australien! Da sich der Stadtkern auf der Halbinsel zwischen den beiden Flüssen Jangtse und Jialing befindet, ist die Baufläche sehr begrenzt, was zur Folge hat, dass es hier von Hochhäusern nur so wimmelt.
In Chonqing City angekommen sprechen uns sofort ein paar Männer an, die nicht sehr vertrauenserweckend aussehen. Eine Frau bekommt das mit und ist so nett uns erst mal von hier weg zu lotsen, worüber die Männer weniger erfreut sind. Sie überredet ihren Mann kurzerhand, uns zu unserem Hotel zu bringen, das sich in einem anderen Stadtteil befindet. Wer weiss, welches Abenteuer uns hier durch diese so hilfsbereite Frau erspart geblieben ist! In Beijing hieß es immer, dass Chongqing eine Provinz sei, was ich bei der Größe der Stadt nicht begreifen kann, allerdings sehr gut bei der Clubdichte: In der ganzen Stadt gibt es nur zwei Live Clubs! Da in dem einen hauptsächlich Reggae gespielt wird, treten wir in der ‘Nuts Bar’ auf. Der Club fasst etwa 200 Leute und der Clubbesitzer und die Leute von der Bar sind super nett zu uns. Leider ist heute das Equipment nicht sehr berauschend. Trotzdem geben sich alle sehr viel Mühe, sodass wir auch hier viele neue Freunde und Fans während und nach unserem Konzert gewinnen können.
12. Chengdu
Chengdu liegt in Zentral-China und ist für die chinesische Musikszene eine sehr wichtige Stadt. Es gibt hier im Gegensatz zu Chongqing richtig viele Clubs und in der Nähe findet das älteste und größte Musikfestival Chinas statt. Es ist gerade mal drei Jahre alt und hatte dieses Jahr schon 300 000 Besucher. Der Club, in dem wir heute spielen heisst ‘Littel Bar’ und ist in ganz China bekannt. Jede chinesische Band reisst sich darum, hier spielen zu können. Als Support spielt die Band Mosaic – eine lokale Größe mit coolem Gitarren Sound. Die Band besteht seit etwa drei Jahren und wird demnächst in Beijing in einem Studio die ersten Aufnahmen machen. Auch hier in Chengdu scheint es nach Aussage der Band keine guten Studios zu geben. Vielleicht ist das eine Chance für Sound Engineers aus Deutschland? Ich denke, sie wären hier sehr sehr begehrt! Das Leben hier scheint auch recht angenehm zu sein. Zumindest als Ausländer und ich habe mir sagen lassen, dass Chengdu eine der entspanntesten Städte Chinas sei. Die Leute wollen ihr Leben hier genießen, was man gerade abends auf den Strassen erfahren kann, da es hier viele Cafes und Restaurants gibt.
Nach dem Konzert, das wieder sehr viel Spass macht und grosse Begeisterung auslöst, kommen wir mit Jef ins Gespräch. Der einzige nicht Chinese, den ich heute ausmachen kann. Er kommt auf Empfehlung seiner chinesischen Freundin, die uns in Wuhan gesehen hatte. Jef lebt bereits seit drei Jahren hier und hat angefangen, für Bands aus Europa und USA Touren zu buchen. Da die Musikszene hier noch recht überschaubar ist, finden wir sofort ein paar Überschneidungen und verstehen uns auf Anhieb prächtig. Jef wird demnächst zusammen mit dem Betreiber der ‘Littel Bar’ ein weiteres Live House in Chendu eröffnen. Er erzählt mir, dass es dafür erst mal sehr guter Kontakte zur Regierung bedarf und eines chinesischen Partners, da Ausländer hier nicht selbständig ein Geschäft eröffnen dürfen. Er ist sehr zuversichtlich, da dieser neue Live Club in einem Areal eröffnet werden soll, in denen sich viel Ateliers und Gallerien befinden und es sogar eine kleine Förderung von der Region geben wird. Anscheinend besteht ein Interesse der Stadt, der lokalen Szene unter die Arme zu greifen.
Da unser Hotel von Mäusen besetzt ist, entschliessen wir uns das Angebot von Jef anzunehmen in seiner WG zu übernachten in dem gerade ein Zimmer frei ist. Wir haben so die Chance noch einen Tag mit Jef zu verbringen und zusammen mit Spaniern, Chinesen, Schweden und sogar einem Kölner Fußball zu sehen. Den Tag verbringen wir mit Sightseeing, besuchen den Mao Platz und ein paar buddhistische Tempel, die wahre Ruhepole in der belebten Stadt sind. Ein Paradies für Vegtarier, da die vegetarische Küche hier eine lange Tradition hat. Gegen Abend entdecken wir eine Gruppe Frauen, die zu Kylie Minogue Gymnastik im Park machen. Ein toller Anblick!
Nachts fahren wir mir den sehr beliebten elektrischen Mofas in der Stadt umher. Eine gute Entwicklung, die man hier überall sieht! Die Dinger fahren etwa 50 Km/h und eine Batteriefüllung hält für etwa 40 km, was in der Stadt gut reicht. Den Akku kann man über Nacht abnehmen und in der Wohnung aufladen. Das kann gerne nach Deutschland importiert werden, denn die Mofas stinken nicht und machen keinen Lärm!
13. Xiamen
Der Gig heute ist sehr kurzfristig zustande gekommen und wir sind alle gespannt, wie wohl alles über die Bühne gehen wird. Der Soundcheck ist für 10 Uhr morgens geplant und ich bekomme jetzt zum ersten Mal mit wo wir heute spielen werden: bei der Vorstellung einer neuen Schuhmarke – AnyWalk. Ein unglaublich großer Event mit riesigen LED Screens, auf denen der neue Markenname aufwendig dargestellt wird. Unzählige Models sind gebucht, um die Schuhe zu präsentieren und alle sehen westlich aus. Ich denke mal, dass heute mein Gesicht uns zu diesem Gig verholfen hat. Aus Gesprächen mit anderen Ausländern weiss ich, dass man in China seine westliche Nase gut zu Bargeld machen kann.
Leider ist hier alles sehr durcheinander und es scheinen alle auf irgendetwas zu warten. So auch wir. Bis wir endlich auf die Bühne können um alles anzuschliessen, ist es bereits 14.30h. Ich bin schon recht genervt und als ich dann feststelle, dass der ganze Sound von uns erst mit ein paar Sekunden Verzögerung draussen ankommt, bezweifle ich, dass es heute Abend einen erfolgreichen Gig von uns geben wird. Trotz der Größe der Veranstaltung also immer noch sehr viel Improvisation. Leider kann das Soundproblem von den Technikern nicht bis zu unserem Konzert behoben werden, sodass unser kopletter Gig mit einem enormen Echo versehen ist. Egal, es war auf jeden Fall ein Erlebnis!
Bei der Fahrt zum Flughafen müssen wir etwas 1 ½ Stunden übers Land fahren, da unser letzter Gig in einer Nachbarstadt von Xiamen stattfand. Hier muss ich leider feststellen, wie unterschiedlich China doch sein kann. Fern von der großen Stadt wirken manche Orte so früh morgens sehr trostlos und verlassen. Auf den Straßen befinden sich viele alte Motorräder mit zum Teil drei Personen an Bord oder waghalsigen Konstruktionen zum Transport von Wahren.
Zum Großteil habe ich in China eher Aufbruchsstimmung wahrgenommen. Hier ist es eher Stillstand. Auf einem See sehe ich um sieben Uhr morgens einen Mann auf einem, aus Plastikkanistern gezimmerten, Floss. Ich frage mich, was er dort macht! Kaum in Xiamen angekommen, ändert sich jedoch wieder das Bild. Viele neue Gebäude, Brücken und Straßen. Nach einem kurzen Zwischenstop in Beijing wenden wir China den Rücken zu und machen uns auf den Weg nach Japan, wo wir mit einigen Gigs unser Album-Release promoten.
14. Ankunft in Japan
Unsere erste Station in Japan ist Nagoya. Nach unserer Ankunft treffen wir Miasaki, der unser Album ‘Riding the Fire’ in Japan zu Beginn dieses Monats veröffentlicht hat. Wir freuen uns sehr über das Wiedersehen.
Der Kontakt zu Miasaki kam über den Chef des Clubs zustande, in dem Miki gearbeitet hat, als sie vor über zehn Jahren noch hier in Japan lebte. Der Club, in den wir nun fahren, befindet sich im Zentrum von Nagoya. Hier scheint es eine lebhafte Szene zu geben und wir werden herzlich von den Leuten vom Club, der mit uns spielenden japanischen Band und den VJ’s empfangen.
Die Verhältnisse hier sind durchaus mit denen in England zu vergleichen: besonders als einheimische Band ist es kaum möglich bei Live-Konzerten Geld zu verdienen. Im Gegenteil: wer hier spielen will, muss dem Club ein bestimmtes Kontingent an Eintrittskarten abkaufen, die er dann selbst verkaufen muss. Zum Glück haben wir eine Sonderstellung als ausländische Band und können so bessere Deals vereinbaren.
Das Konzert heute Abend ist sehr gut besucht und da es ein Party-Veranstaltung ist, tanzt das Publikum auch ab dem ersten Ton von uns mit. Wir freuen uns sehr über den schönen Abend. Nach dem Konzert lerne ich sogar Mikis ehemaligen Chef kennen, der eine teure Flasche Champagner zum Ausdruck seiner großen Freude über das Wiedersehen mit Miki mitbringt. Er sieht sehr stolz auf seinen Sprößling aus. Auch einige Freunde von Miki aus dieser Zeit spielen heute noch in recht bekannten Bands oder sind anderweitig im Musikgeschäft aktiv. Es ist schön, so eine Entwicklung zu sehen und ein Teil davon zu sein!
15. Tokyo – Dommune
Heute sind wir zu Gast bei Mars, einem der beiden Macher des Internet Live Video Streams dommune.com, der seit etwa einem halben Jahr besteht und in dieser kurzen Zeit die größte Fangemeinde auf Ustream gewonnen hat. Zum einen aufgrund des hervorragenden Sounds, zum anderen wegen Ukawa, der in Japan großes Ansehen genießt und die Signale der verschiedene Kameras live mischt. Die meisten Live Streams sind von bekannten DJs wie Towa Tei oder Kaito und wir werden eine der erste Bands sein, die ihre Musik hier präsentieren wird. Vor uns waren lediglich ‘The XX’ zu Gast und die nächste Live-Band wird MIA sein. Wir freuen uns natürlich, daß wir uns hier einreihen dürfen und nachdem ich erfahre, dass uns der Soundengineer von ‘Primal Scream’ mischen wird, ahne ich langsam, wo wir hier gelandet sind. Gesendet wird aus dem kleinen Dommune Club in Shibuya, in dem trotz des Fassungsvermögens von weniger als 100 Leuten ein Funktion One Sound System installiert ist, das wir alle aus dem Berghain in Berlin kennen.
Das Konzert ist ein großer Erfolg und wir haben jetzt mehr als 30 Seiten voll mit Feedback über Twitter, das während unseres Konzertes geschrieben wurden. Unser Konzert kommt hier unglaublich gut an, was uns natürlich wahnsinnig freut. Nach unserer Show lauschen wir dem Live DJ Set von Shinichi Osawa, der nach uns sein neues Album präsentiert. Wer mal in Tokyo ist, sollte hier unbedingt vorbei sehen! Hier kann die Szene Tokyo’s hautnah miterlebt werden und in dem Cafe ‘Supercore’, das sich über dem Club befindet, kann man die eine oder andere Größe der japanischen Musikszene treffen.
16. Record Release Party im Womb – Tokyo
Bevor wir ins Womb gehen, wo wir heute mit unseren japanischen Fans und unserem neuen Label die Veröffentlichung unseres Albums in Japan feiern werden, besuchen wir Tower Records in Shibuya, dem Kiez Tokyo’s, in dem gefühlte 99% der interessanten Dinge stattfinden. In dem Plattenladen sind wir nicht schlecht überrascht, unser Album in den Präsentier Ständern direkt neben Uffie oder einem Kitsune Sampler zu sehen.
Der Womb Club befindet sich im Herzen von Shibuya. Eine Straße weiter ist der Shibuya-O-Nest Club, in dem wir letztes Jahr nach unserem Konzert Miyazakisan von unserem jetzigen Label kennen gelernt haben. In unmittelbarer Nähe sollen sich noch fünf weitere Live-Häuser befinden. Ein guter Ort also, sein neues Album zu präsentieren. Da der Womb Club recht groß ist, haben wir uns mit zwei weiteren Bands zusammen getan diesen Abend zu gestalten – und die Rechnung geht auf. Die Stimmung bei unserem Gig ist super! Zunächst spielen ‘Lillies and Remains’ und präsentieren ihr neues Album. Ein sehr gitarriger Sound. Leider ist das Publikum noch recht verhalten. Nach der Performance von ‘MYSS’, die ebenfalls ihren aktuellen Release vorstellen und deren Elektro Sound mir sehr gut gefällt, sind wir dran und legen uns natürlich mächtig ins Zeug. Es lohnt sich!
Nach dem Konzert ist noch etwas Zeit, mich mit Kenji zu unterhalten, mit dem ich vor 10 Jahren, als ich hier in Japan lebte, zusammen experimentelle Musik gemacht habe. Er wohnt inzwischen in Tokyo und ich freue mich sehr über das Wiedersehen, da wir in den letzten Jahren den Kontakt etwas verloren haben. Von der Zeit damals weiss ich noch, wie schwer es hier in Japan ist, als Musiker über die Runden zu kommen. Ich habe großen Respekt vor allen, die es trotzdem durchziehen. Bei Proberaum Preisen von gut 30 Euro pro Stunde muß der Idealismus sehr groß sein und einiges aushalten.
17. Fuji Rock Warm Up Party
Bevor wir zum AgeHa fahren, der sich im Industriebezirk von Tokyo befindet, treffen wir Wata, den ich in Berlin vor ein paar Jahren kennen gelernt habe. Wir besuchen den abgefahrensten Synthladen, den ich jemals gesehen habe: Five G.
Hier reihen sich Kostbarkeiten an Sound-Olymps. Ich wünsche mir nichts mehr als einen Freischein für ein paar der alten analogen Geräte.
Von Wata erfahre ich, daß die Musikszene in Tokyo sehr vielseitig ist, was ein Vor- und Nachteil seiner Ansicht nach darstellt, da es so kein richtiges Steckenpferd gibt und die Szene dadurch außerhalb von Japan wenig wahrgenommen wird. Einige Liebhaber kennen ‘The Boredoms’, ‘Melt Banana’ oder DJs wie DJ Krush und Shinichi Osawa. Das Potential, das hier vorhanden ist, könnte es aber viel weiter bringen. Japanische Musik genießt einen sehr guten Ruf im gesamten asiatischen Raum und viele Bands aus Japan sind hier auch auf Tour. Wata empfiehlt Tzboguchi (http://www.myspace.com/masayasutzboguchi), der in seinen Augen am Keyboard unglaubliches hervorbringt.
Nach einem leckeren Essen in einer japanischen Bar machen wir uns auf den Weg zum AgeHa, wo heute ein Warm Up des legendären Fuji Rock Festivals, dem bedeutensten Festival Japans, stattfindet.
Das Soundsystem im AgeHa ist atembraubend. Von der Decke hängen zahlreiche noch nie gesehene Lautsprecher. Der Sound ist dementsprechend gut. Es fällt mir allerdings auf, dass es auch im Soundspektrum kulturelle Unterschiede geben kann. Der japanische Sound hat weniger Bässe und mehr Höhen. Das mußte ich erst mal lernen, dass das Soundempfinden hier wirklich ein anderes zu sein scheint.
Da die Organisatoren der Veranstaltung schon bei unseren anderen Konzerten in Tokyo waren, gibt es ein sehr freundliches Wiedersehen. Einem wunderschönen Abschlusskonzert unserer nun fast einmonatigen China-Japan Tour steht nichts mehr im Wege.
Am nächsten Tag geht es schon auf die Heimreise nach Europa, wo schon die nächsten Konzerte in Genf und Paris auf uns warten. Die Zeit war atemberaubend und ein Erlebnis hat wirklich das andere gejagt. Da die Rückmeldungen von Publikum und Veranstaltern durchweg mehr als positiv waren, können wir auf ein baldiges Wiedersehen mit unseren neuen Freunden in China und Japan hoffen! Pläne gibt es jedenfalls schon einige.
No Comment