Port O’Brien gehören zu den wenigen Bands, die trotz Erfolg bodenständig bleiben. motor.de traf Van und Cambria zum Interview über anstrengende Touren, schlechtes Essen und Zukunftsträume.
Van Pierszalowski und Cambria Goodwin wissen, was harte Arbeit bedeutet: Er fängt Fisch auf einem Boot in Alaska, sie ist Bäckerin. Vor vier Jahren gründeten sie die Indie-Folk-Band Port O’Brien und sind mittlerweile zu fünft und fast unablässig auf Tour. Am 25. September steht die Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Threadbare“ an. Und trotz allem bleiben sich die Musiker treu. Zeit für ein kleines kulturelles Zwischenfazit mit motor.de.
Motor.de: Eure Karriere hat sich bis jetzt ziemlich gut und schnell entwickelt. Erst 2005 habt ihr Port O’Brien gegründet und nun veröffentlicht ihr bereits euer zweites Album „Threadbare“. Wie fühlt sich das alles für euch an?
Van: Das ging tatsächlich alles sehr schnell. Ich meine, unser erstes Album ist erst vor etwas mehr als einem Jahr erschienen. Zu der Zeit hatten wir schon viele Songs, die nun auf „Threadbare“ sind. Wir haben auch eigentlich gar nicht so ernst über alles nachgedacht und plötzlich waren wir nur noch am Touren.
Cambria: Das ist jetzt sogar die längste Pause, die wir seit längerem hatten. Die letzte Tour ist erst ungefähr eineinhalb Monate her und jetzt sind wir schon wieder unterwegs und spielen ein paar Festivals.
Motor.de: Auf eurer Homepage habt ihr viele verschiedene Tourvideos und Fotos. Sie zeigen, dass ihr wirklich versucht, die Orte an denen ihr seid ein wenig kennenzulernen. Was habt ihr bisher so von Deutschland gesehen?
Van: Wir haben viel Zeit in München verbracht. Wir waren auch auf dem Oktoberfest, was echt cool war. Naja, und letzten Dezember hatten wir Auftritte in ganz Deutschland zusammen mit Get Well Soon und Herman Dune.
Cambria: Es war echt toll, die Weihnachtsmärkte und das alles.
Van: Gestern sind wir hier in Berlin schon etwas rumgelaufen, am Fluss entlang, und haben Schwäne gefüttert.
Motor.de: Nun, da ihr Deutschland schon ein wenig kennt: Gibt es irgendeine Eigenart oder etwas, das euch hier total seltsam vorkommt?
Cambria: Hm, ich bin nicht ganz sicher, ich würde sagen Schnitzel? Unser Tourmanager hat sehr viel Schnitzel gegessen. Das scheint hier jedem zu gefallen…Ist das vielleicht eine Weihnachtstradition?
Van: Ich glaube, man trinkt hier viel Mineralwasser. Es war manchmal echt schwierig für uns, Wasser ohne Kohlensäure zu finden. In den USA ist das anders.
Cambria: Und die verschiedenen Levels: „medium“, „extreme bubbles“…
Motor.de: Das merkt man ebenfalls an euren Tourvideos, da geht es sehr häufig ums Essen…
Van: Das war für uns mit das Schwierigste. Hier in Europa ist das Essen so anders als in den USA. Wir essen oft Burritos, mexikanisches Essen, eigentlich sogar ein Mal täglich. Wenn man hier irgendwo mexikanisches Essen findet, dann ist es nicht gut. Das ist schon hart für uns…Oh, besonders in England, dort ist das Essen am schlimmsten.
Cambria: Oh ja, das ist es wirklich.
Port O’Brien – I Woke Up Today
Motor.de: Mit wem würdet ihr gerne zusammenarbeiten?
Cambria: Muss die Person lebendig sein? Kann sie auch animiert sein? Dann würde ich gerne mit Rémy, der Ratte aus diesem Pixar-Film „Ratatouille“ zusammenarbeiten. Er arbeitet ja auch in der Küche und ich glaube, ich hätte gerne eine Bäckerei mit ihm…Was meinst du, Van?
Van: Ich weiß nicht genau, eigentlich mag ich gar nicht wirklich mit anderen Leuten zusammenarbeiten. Ich mag es, mit Cambria zusammenzuarbeiten oder mit meinem Dad auf dem Boot.
Cambria: Und was ist mit Jason?
Van: Ja, mit Jason auch. Das ist ein guter Freund von uns, er spielt in der Band Papercuts und hat unser Album produziert. „Threadbare“ ist deshalb auch sehr von ihm und seiner Musik beeinflusst.
Motor.de: Auf Twitter habt ihr geschrieben, dass Facebook ein Alptraum für euch wäre. Was ist passiert?
Van: Wir konnten uns nicht mehr einloggen, wir waren quasi ausgesperrt. Und das für mehr als ein Jahr! Aber nun funktioniert alles wieder.
Motor.de: Denkt ihr, dass diese relativ neuen Communities im Internet ein guter Weg sind, um mit Fans Kontakt zu halten?
Van: Naja, wir benutzen Facebook, MySpace und ich persönlich auch viel Twitter. Ich weiß nicht, ob sie wirklich so viel genutzt werden, wie die Leute sagen. Für uns hilft es aber schon, wenn wir darüber unsere Konzerte publik machen können.
Cambria: Ich benutze diese Dinge gar nicht, generell bin ich weniger im Internet als der Durchschnitt. Allerdings liebe ich Ebay, aber selbst dort muss ich nicht Stunden mit verbringen.
Motor.de: Gibt es Länder, wo ihr unbedingt mal spielen wollt?
Cambria: Italien. Dort haben wir noch nicht gespielt und es ist mein absoluter Lieblingsort. Ich war mal für etwa eine Woche in Rom, das ist eine wundervolle Stadt. Hoffentlich werden wir dort auch bald mal sein.
Van: Ich würde gerne in Polen auftreten. Von dort kommen meine Vorfahren und ein paar Verwandte leben sogar noch dort.
Motor.de: Ihr habt beide schon sehr hart gearbeitet. Van auf dem Boot in Alaska und Cambria in der Bäckerei. Würdet ihr sagen, dass euch das einen anderen Blickwinkel auf diese ganze Sache des Berühmtseins gibt?
Van: Ich weiß nicht, kann man denn sagen, dass wir berühmt sind? Irgendwie bereitet uns das schon vor auf anstrengende Tourneen, stundenlange harte Arbeit und so etwas. Aber es ist trotzdem noch ziemlich unterschiedlich in vielerlei Hinsicht.
Motor.de: Wo seht ihr euch in fünf Jahren?
Cambria: Ich hätte gerne eine Bäckerei in San Francisco…Ich meine, ich würde schon gerne noch Musik machen und Songs schreiben, aber wahrscheinlich nicht touren. Eine Bäckerei haben in San Francisco und Hochzeitstorten machen, das wäre mein Traum. Und ich will einen Hund haben und ein Stinktier.
Van: Ein Haus-Stinktier…
Cambria: Ja, ein Haus-Stinktier und einen Hund. Was ist mit dir, Van?
Van: Hm, ich weiß nicht genau, wahrscheinlich werde ich auf dem Boot in Alaska arbeiten, vielleicht übernehme ich es sogar. Ich würde aber auch gerne noch Musik machen, touren, auf der Bühne stehen…Wir werden sehen, wie sich alles entwickelt…
Interview: Claudia Jogschies
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