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Einer der größten Aufgaben, die eine neu gegründete Band zu bewältigen hat, ist das Finden des richtigen Bandnamens. Dazu ist es notwendig zu wissen wer man ist und was man will. Es macht wenig Sinn, sich als sanftmütige Pop-Formation Titel wie „Pumpgun“ oder „All Death“ zuzulegen. Neben dem Charakter sagt der Titel aber auch vieles über die Eigenständigkeit und Kreativität der jeweiligen Band aus. Ist man anders, heißt individuell, findet sich schnell das Gesuchte, wenn nicht, schwimmt Band/Künstler auf der Welle des Bewährten Richtung Namensfindung, es entstehen richtige Titel-Trends. Beispiele gibt es viele: Anfang des Millenniums baute man als lustige Band noch lustigere Zahlen in den Titel, ab 2002 das „The“ vor den eigentlichen Namen. Neuster Trend ist der Satz als Name: The Good, the Bad and the Queen, Suburban Kids With Biblical Names, und so weiter und so fort. Pretty Girls Make Graves haben auch den Satz als Namen, nur dass sie bereits im Jahr 2000 so hießen. Hinzu kommt, dass er sich höchstwahrscheinlich auf den gleichnamigen Song der Smiths bezieht (andere behaupten, der Bandname sei in Referenz zu Kerouacs Zeilen in “The Dharma Burns” entstanden) und allein deswegen schon nicht schlecht sein kann. Der erste Schritt Richtung guter Musik ist getan. Und damit Pretty Girls Make Graves nicht nur gelesen gut klingen, sondern auch von Platte, finden sich 2000 in Seattle fünf umtriebige Künstler zusammen, die fortan unter besagten Namen musizieren. Andrea Zollo (textet und singt bei den Death Wish Kids), Drummer Nick Dewitt und Gitarrist Nathan Thelen (beide kommen von den Bee Hive Vaults), Gitarrist Jason Clark von Kill Sadie und Basser Derek Fudesco (wahrscheinlich vom größtem Pferd im Stall: den Murder City Devils) heißen sie und tragen die Musik noch im Blut. Soviel, dass bei den ersten Jam-Sessions eine konstante Linie kaum greifbar ist. Einigen konnte man sich letztlich auf eine intelligenten Mixtur aus Post-Punk und weiblichem Sanges-Charme, die schnell Fans fand.
Die Energie der fünf wurde auf die selbstbetitelte EP gebannt und via Winzling Dim Mark veröffentlicht. Bereits knapp ein Jahr nachdem die Band zusammen gefunden hat, veröffentlichen Pretty Girls Make Graves ihr Debüt “Good Health” auf Lookout Records, das zuerst als EP geplant ist, sich dann aber auf Grund der Ideenfülle zum Longplayer entwickelt. Eine Entscheidung, die die Band im Nachhinein allerdings bedauert: „Es lief alles etwas zu schnell und zu überstürzt.“
Bei ihrem Zweitwerk „The New Romance“ ließen sich Pretty Girls Make Graves dann mehr Zeit. Zurückgezogen auf einer ehemaligen Pferderanch in der näheren Umgebung von Seattle spielen die fünf eine grandiose Platte ein, die sich irgendwo zwischen Fugazi, At The Drive-In, Sleater Kinney und halt Pretty Girls Make Graves bewegt. Es erscheint 2003 auf Matador Records.
Kurz nachdem das Album „The New Romance“ releaset wird, verlässt Gitarrist Nathan Telen aus familiären Gründen die Band. Er wird durch Leona Marrs ersetzt. Diese spielt fortan Keyboards. Zusammen mit Produzent Colin Stewart nimmt die Band dann ihr drittes Album “Élan Vital” auf. Eine gelungene Weiterführung der ersten beiden Platten.
Im Januar 2007 verkündet die Band den Ausstieg von Drummer Nick Dewitt. Mit Ersatzschlagzeuger spielen sie ihre umjubelte Maitour zu ende. Danach ist endgültig Schluss mit dem wilden Treiben, Pretty Girls Make Graves lösen sich auf.
Hans Erdmann
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