Wir setzten uns mit PTTRNS zusammen, nachdem sie ihr nunmehr zweites Album »Body Pressure« kürzlich veröffentlichten. Nach einem nüchternen Gespräch über das Album und die Single »Strong Talk« driftete das Gespräch in absurde Untiefen der Filmmusik und was Michael Douglas und Kevin Bacon mit Tanzfilmen zu tun haben. Wer darüber hinaus, wissen möchte, was eine Schwulenbar mit PTTRNS zu tun hat, dem sei das bis zum Ende lesen ans Herz gelegt.
motor.de: »Body Pressure« ist raus und es wurde schon viel Promotion betrieben. Resonanz gab es viel aus der (Musik-)Presse. Wie kam denn die Platte eurer Meinung nach bisher an?
Patrick: Verglichen mit dem Vorgänger von »Body Pressure« ist die Resonanz bisher genau so zu gewichten – zumindest, was die Reichweite angeht.
Daniel: Ich bewerte es bisher durchaus positiv, dass wir anscheinend genauso viel Resonanz bekommen haben, wie beim Vorgänger. Es gab auch schon ein paar nette Reviews zur Single »Strong Talk«. Insofern sind wir glücklich.
motor.de: Stichwort »Strong Talk«, das Video dazu ist ja doch recht eigensinnig. Die gesamte Zeit über läuft parallel zum Lied eine Geschichte über einen Antiquitätenhändler ab. Das Szenario wechselt nicht, man hat den Eindruck es handelt sich um einen kurzen Dokumentarfilm. Hab ich das richtig aufgefasst?
Patrick: Das ist mehr ein Trödelladen, der von Lothar betrieben wird, der einen ganz liebevollen Umgang mit den Gegenständen pflegt, die er zum Verkauf stellt. Ziel war es schon, dass der Text des Liedes zum Video passt, jedoch sollte es nicht zwingend eine erzwungene Performance sein, kein festes Storyboard aufweisen. Es sollte dem Protagonisten mehr Raum gegeben werden.
motor.de: Es ist ja schon recht ungewöhnlich für ein Musikvideo, dass der Geschichte des Videos mehr Platz eingeräumt wird, als der Musik selbst. Wie seid ihr überhaupt darauf gekommen?
Patrick: Wir haben lange überlegt, was wir machen. Meine Freundin erzählte mir dann von Lothar und seinem Laden. Uns interessierte dabei der Aspekt, wie Menschen mit Dingen interagieren, wie sie sich dabei verhalten und welchen Raum sie dabei den Gegenständen geben. So kam es, dass wir eben den Trödelladen als Kulisse wählten und Lothar mit all seinem Trödel in den Vordergrund stellten. Das sind tatsächlich auch O-Töne von Lothar und nicht Dialoge, die im Drehbuch standen.
motor.de: Eure Musik macht ja auf mich den Eindruck, als sei sie stark an die 80er angelehnt. Nur wirkt sie noch sexy-er und dadurch aber auch einfach extrem tanzbar und cool. Seid ihr Kinder der 80er, ist der Einfluss bewusst entstanden?
Daniel: Wir sind tatsächlich alle in den 80ern geboren, aber bewusst war das nicht (lacht). Die Ästhetik dieses Jahrzehnts war nicht bewusst angestrebt, sondern vielmehr findet man Konnotationen der 90er, 70er oder auch aus der heutigen Musik in unserem Schaffen. Allerdings würde ich auch da keine sonderliche Gewichtung sehen, die als ausschlaggebender Einfluss gewertet werden kann. Vielleicht ist es mehr eine Mischung aus Einflüssen, welche eher nebenher läuft.
motor.de: War für dich, Benjamin, deine Zweitband Urban Homes ein Einfluss? Hörbar ist es meines Empfindens nach, nicht.
Benjamin: Ne, ich glaube auch, dass es kein bewusster Einfluss ist. Wir kommen ja alle aus der gleichen Ecke und sicher war auch die Tatsache, dass ich mit Olli (Urban Homes) zusammen auflege, ein Grund dafür, dass Drum Computer und überhaupt elektronische Sounds in unsere Musik mit eingeflossen ist – gesteuert war das aber von uns allen nicht.
motor.de: Ich habe mal versucht, mir »Strong Talk« in einem Film-Soundtrack vorzustellen und irgendwie kam mir da Police Academy in den Sinn. Da gibt es eine Szene, in der Captain Harris und Proctor auf eine vermeintliche Party in die Blue Oyster Bar geschickt werden. Diese entpuppt sich als Tanzbar für Schwule in Bikerkostümen. Wo würdet ihr euren Sound sehen?
Alle: (Schallendes Gelächter) Aber bitte nur Teil Eins bis Vier.
Patrick: Also ich würde uns auch absolut dort sehen, speziell auf die Szene in der Schwulenbar bezogen (alle lachen).
motor.de: In welchem Film würdet ihr euch sehen?
Daniel: Vielleicht Beverly Hills Cop.
Patrick: Stimmt, das wäre echt cool. Oder Eis am Stiel, das wäre eher gescheiterte Coolness. Auch interessant.
Benjamin: Oder Last Boy Scout? Hm, wohl eher nicht. Eher eine Serie: Miami Vice wäre cool.
Daniel: Gibt es da nicht einen Tanzfilm mit Michael Douglas? The Chorus Line.
Patrick: Oder der eine mit Kevin Bacon, Fruit Loops, oder so ähnlich.
motor.de: Erstaunlich, ihr kennt Tanzfilme mit Schauspielern, denen man ein solches Genre gar nicht zutrauen würde. Danke für das Gespräch.
Chris Grimm // dingoflamingo.com
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