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Puddle of Mudd

Es gibt immer wieder Fragen, die man sich besser nicht stellt, um sich schlaflose Nächte zu ersparen. Deshalb sollte Sänger/Gitarrist Wesley Reid Scantlin auch gar nicht erst konkreter darüber nachdenken, was wohl aus ihm geworden wäre, hätte er nicht mit Hilfe eines gefälschten Backstage-Passes einen Sicherheitsbeamten während der “Family Values”-Tournee beschwatzen können, Fred Durst ein Demotape mit seiner Musik zu überreichen. Durst, Sänger der Nu Metal-Formation Limp Bizkit und Eigentümer der Plattenfirma “Flawless Records”, war seinerzeit bereits ein vielbeschäftigter Superstar, Scantlin dagegen eine zwar unüberhörbar talentierte, aber noch gänzlich unbekannte Größe. Doch die Geschichte ging gut aus: Tatsächlich erreichte die kleine Kassette die Garderobe des berühmten Musikers, der sich bereits zwei Wochen später bei Scantlin meldete, um ein Treffen in Los Angeles vorzuschlagen. Schon der Anruf selbst war eine Art Ritterschlag, was dann folgte kann nur als überraschende, aber zielsichere Wendung bezeichnet werden.

Durst nämlich fand das ihm überreichte Tape außerordentlich interessant, sah Scantlin und seine Musik allerdings in einem anderen (soll man sagen: professionelleren?) Umfeld und organisierte ein Treffen mit Bassist Douglas John Ardito, Schlagzeuger Greg David Upchurch und Gitarrist Paul James Phillips, allesamt Könner ihres Instruments, Upchurch überdies bereits nach der Zusammenarbeit mit Ex- Soundgarden Frontmann Chris Cornell für derartige Aufgaben prädestiniert. “Wir fingen an zu proben, Songs zu schreiben und, nun ja, jetzt sind wir hier”, fasst Phillips das unkomplizierte, außerordentlich fruchtbare Procédere zusammen.

Mit dem Hier und Jetzt ist in erster Linie das Debütalbum “Come Clean” gemeint, ein furioses und ungewöhnlich reifes Werk einer jungen neuen amerikanischen Band, die sich Puddle Of Mudd nennt und in den USA gleich mit ihrer ersten Singleauskopplung “Control” bis hoch auf Platz 6 der Billboard Modern Rock Track-Charts einsteigen konnte. Elf heiße, kraftstrotzende und ungewöhnlich intensive Kompositionen produzierten Puddle Of Mudd in den “Third Stone Recording Studios” bzw. den “NRG Studios” in Nord-Hollywood, Kalifornien und ließen das Ergebnis vom legendären Andy Wallace (u.a. Nirvana, Skunkworks) mischen. Dass auch Fred Durst, Entdecker und größter Förderer der Gruppe, als Co-Produzent höchstpersönlich mit Hand anlegte, untermauert noch zusätzlich die Bedeutung, die Come Clean für ihn und sein Label hat. Der Limp Bizkit-Frontmann ließ es sich zudem nicht nehmen, Wes Scantlin mit zu den MTV Europe Music Awards zu nehmen und dort mit ihm gemeinsam den Led Zeppelin-Klassiker “Thank You” anzustimmen. Eine Art Ritterschlag, zweiter Teil.

Der dritte sollte nur wenig später folgen. Schon im September fanden sich Puddle Of Mudd im Vorprogramm der Nu Metal-Superstars Linkin’ Park auf Europatournee wieder, spielten allein in Deutschland vor mehr als 10.000 Zuschauern und schafften das Kunststück, als hierzulande bis dato völlig unbekannte Band das Publikum zu frenetischen Ovationen hinzureißen.

Wie es nun weitergeht mit Puddle Of Mudd? Nun, prophetische Neigungen wären bei dieser Frage sicherlich gerne gesehen, doch auch ohne eine Ader zur Weissagung wird man Come Clean attestieren können, dass es das erste Kapitel einer Erfolgsgeschichte darstellt. In Amerika hält sich das Werk seit mehr als zwölf Wochen unter den Top 50 der Albumcharts, ungeduldige Anfragen über eine Veröffentlichung auch in Deutschland gibt es seit der Tour mit Linkin’ Park zuhauf.

Wie charakterisierte Scantlin die Musik seiner Band doch so treffend: “Unsere Songs klingen wie richtiger, emotionaler Hardcore Rock’n’Roll mit massiver Rhythmusabteilung, bei dem jeder hören kann, dass er ehrlich ist.” Und halb ironisch, halb ernst, vor allem aber gewohnt selbstbewusst fügt er das Motto der kommenden Monate hinzu: “Wir wissen, dass es da draußen Millionen von Menschen gibt, die uns brauchen.” Also Jungs, come clean – packt aus!

Gesagt, getan. Mit ihrem neuen Album, das im November 2003 erscheint, setzen Puddle Of Mudd dort an, wo sie aufgehört haben. Und das gestärkt durch eine Unmenge Live-Shows. “Wir sind durch die zahlreichen Liveauftritte zusammengewachsen – und bessere Musiker geworden” folgert denn auch Bassist Douglas Ardito. Folglich präsentiert sich “Life On Display” wesentlich härter und ausgereifter. “Der Sound ist fetter geworden, nicht aufpoliert, sondern roher! Wir wollten, dass das Album wie live klingt” fügt Paul hinzu.

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