Die amerikanische Band Real Estate steht seit ihrer Gründung 2009 für Indie Rock vom Feinsten. Nach der Veröffentlichung ihres ersten, gleichnamigen Albums "Real Estate" folgten Touren mit Deerhunter und Kurt Vile. Mittlerweile haben sich die smarten Jungs aus New Jersey einen Namen gemacht und zwei weitere Alben heraus gebracht. Ihr letztes Werk "Atlas" präsentierten sie erst letzte Woche. Wir trafen die Wahl New Yorker zu einem Gespräch in Berlin. 

 

Ihr wart in den letzten Jahren fast ständig auf Tour. Jetzt erscheint euer drittes Album. Wo habt ihr denn die neuen Songs geschrieben?

Ja stimmt. Wir waren ständig unterwegs. Für das Songschreiben haben wir uns aber extra eine Auszeit vom Touren genommen, um uns nur auf das Schreiben zu konzentrieren zu können. Die Songs sind also nicht auf Tour entstanden, aber durch unser vieles Reisen sehr davon beeinflusst.

Wie funktioniert Songwriting denn bei euch?

Normalerweise ist das ein Gemeinschaftsprozess. Also einer kommt mit einer Idee, einem Vers oder einer Melodie und dann arbeiten wir gemeinsam an der Struktur und den Texten.

Ihr habt gerade euer drittes Studioalbum veröffentlicht. Was gibt’s dazu zu sagen?

Ich würde sagen, dass es das erste Album ist, das so wirklich nach uns klingt bzw. so klingt, wie wir immer klingen wollten. Wir haben jetzt über sechs Jahre als Real Estate live gespielt und sind dabei so richtig zusammengewachsen. Für „Atlas“ spielten wir alles live im Studio ein und haben es diesmal echt geschafft auch auf Platte so zu klingen, wie wir live klingen. Das unterscheidet die Platte von den bisherigen. Außerdem klingen wir diesmal viel aufgeräumter und alles ist sehr viel klarer. Das mag ich besonders. Ich würde tatsächlich sagen, dass es das beste Album ist, das wir bisher gemacht haben.

Sagt ihr das nach jedem neuen Album?

(lacht) Ja irgendwie schon. Aber diesmal meine ich das echt ernst.

Ihr kennt euch alle schon sehr lange. Wieso habt ihr das Bandprojekt erst so spät gestartet?

Naja, wir kennen uns schon seit der Schulzeit und haben auch schon immer zusammen Musik gemacht. Als wir dann aufs College sind haben sich unsere Wege insofern getrennt, als wir alle in unterschiedlichen Teilen der Welt studiert haben. Erst als wir uns nach dem College wiedergetroffen haben, beschlossen wir etwas Neues, Gemeinsames zu machen und haben Real Estate gegründet.

Ihr kommt alle aus New Jersey, lebt aber mittlerweile in New York bzw. Los Angeles. Könntet ihr euch denn vorstellen in eure Heimat wieder zurückzukehren?

Ja schon. Also nicht sofort, weil wir ja jung sind und die Stadt gerade der richtige Ort für uns und die Band ist, aber ich kann mir schon vorstellen da mal wieder hinzuziehen. Es ist echt schön da. Nur in dem kleinen Ort, wo wir aufgewachsen sind, würde ich nicht mehr wohnen wollen. Das ist uns dann doch etwas zu provinziell.

Eure Musik klingt ja doch sehr melancholisch und nachdenklich. Seit ihr denn persönlich auch so drauf?

Witzig, dass du das sagst. Bisher haben wir immer nur gehört, dass der Sound vom neuen Album  so unglaublich glücklich und aufbauend ist, aber im Grunde ist „melancholisch“ genau das Wort, das unsere Musik am besten beschreibt. Also danke dafür. (Lacht) Ich finde Melancholie beinhaltet auch etwas unglaublich Hoffnungsvolles. Wir wollen einfach wohlklingende und schöne Musik machen. Das ist das Ziel. Und im Endeffekt kann sich jeder das herausholen, was er will. Aber wir selbst sind eigentlich sehr fröhliche Menschen.

Ihr habt auch schon als Vorband für Deerhunter und Kurt Vile gespielt. Wie war das?

Das war richtig gut. Wir kannten beide Bands schon davor und waren große Fans. Als ich auf dem College war, habe ich ständig Deerhunter gehört. Das war dann schon ein bisschen seltsam, als sie uns fragten, ob wir mit ihnen touren wollen. Das war ein gutes Gefühl und eine große Ehre.

(Mariella Gittler)