Von „Darjeeling Limited“ über „No Country For Old Men“ bis „21“ war das Kinojahr 2008 bisher eine ziemliche männerlastige Angelegenheit, und auch in dieser Woche behalten die Kerle auf der Leinwand die Oberhand.

In „Chiko“ etwa, dem seltenen Versuch eines deutschen Gangsterthrillers, gibt sich zwar mit Reyhan Sahin alias Lady Bitch Ray eine junge Dame die Ehre, doch die vermeintliche Skandalrapperin spielt eine eher bescheidene Nebenrolle. Denn natürlich ist dieser von Fatih Akin produzierte Film ebenfalls absolute Jungssache, und so gehört die Show Moritz Bleibtreu als skrupellosem Drogenboss und dem bemerkenswerten Denis Moschitto als dessen titelgebenden Protegé, der für seinen Aufstieg einen brutalen Preis bezahlt.

Derweil dreht sich in „Street Kings“ alles um gute Cops, böse Cops und richtig fiese Gangster, die sich gegenseitig durch die Straßen von Los Angeles jagen. In der Geschichte von James Ellroy sind die Männer allesamt korrupt, desillusioniert oder sonst wie außer Kontrolle geraten und für Frauen bleibt da kaum Platz. Umso mehr allerdings für die männlichen Kollegen von Frau Bitch Ray, denn neben Keanu Reeves, Forest Whitaker und Hugh „Dr. House“ Laurie tummeln sich hier mit Common und The Game gleich mehrere schauspielende Rapper.

Einblick in komplexe Männerseelen bietet auch „Fleisch ist mein Gemüse“, die Verfilmung der Lebenserinnerungen von Kult-Mann Heinz Strunk. Zumindest in der älteren Version spielt Strunk sich in diesem schrägen Kuriosum natürlich selbst, und wer genau hinsieht entdeckt seinen Kumpel Rocko Schamoni als Schützenkönig. Die Rollen fürs weibliche Geschlecht sind da wesentlich undankbarer, denn Frauen kommen hier vor allem als depressive Mütter oder suizidgefährdete Nachbarinnen vor.

In „Sommer“ dürfen die Mädels immerhin auch im Bikini am Strand entlang tollen und den Jungs den Kopf verdrehen. Letztlich bleiben allerdings auch sie zweitrangig, denn die jugendliche Kino-Romanze ist kaum mehr als ein weiterer Schritt im groß angelegten Masterplan, der Jimi Blue Ochsenknecht zum Megastar machen soll. Deutschlands Antwort auf „La Boum“ soll sein erster Nicht-„Wilde Kerle“-Film angeblich sein, doch dafür kommt er leider nicht nur 20 Jahre zu spät, sondern vor allem ohne Sophie Marceau daher!

Selbst in der Mongolei, wo zuletzt starke Frauen („Tuyas Hochzeit“) zu filmischen Ehren kamen, scheint das Kino derzeit auf die so genannten Herren der Schöpfung zu setzen. Im Zentrum von „Khadak“ steht jedenfalls der 17-jährige Bagi, der erst in der Einöde Schafe hütet und sich schließlich in einer Bergarbeiterstadt zum Schamanen berufen fühlt. Klingt eigentlich spannender als die Nordsee-Liebelei des kleinen Ochsenknecht, weswegen man ruhig hoffen darf, dass in einer gerechten Welt auch der junge Hauptdarsteller Khayankhyarvaa Batzul zum Star werden könnte.

Eine wackere Kinokämpferin hält in dieser Woche immerhin auch die Fahne der Frauen hoch. Valeria Bruni-Tedeschi, ihres Zeichens schon lange famose Schauspielerin und mittlerweile auch Schwägerin des französischen Präsidenten, hat „Actrices – oder der Traum aus der Nacht davor“ inszeniert und natürlich auch die Hauptrolle übernommen. Dabei herausgekommen ist nicht nur ein selbstironisch-skurriles Drama über eine Schauspielerin, sondern vor allem der ultimative Beweis, dass auch Frauen mindestens so egozentrisch und kompliziert sein können wie alle Heinz Strunks und kalifornische Polizisten zusammen.

Text: Patrick Heidmann

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