Rhye haben vor kurzem ihr erstes Album rausgebracht und hatten einen Riesenerfolg. Ihr Bettgeflüster wird von den alternativen Radiosendern gerade jetzt im Frühling zuhauf gespielt. Was sie mit Sade gemeinsam haben und warum Robin, der Instrumentalist der Zwei-Mann-Band seine eigene Musik nach der Produktion nicht mehr ausstehen kann, erzählte er uns im Telefoninterview.
motor.de: Es ist zwar schon 11 Uhr in L.A., aber vielleicht kann ich dir diese Frage trotzdem noch stellen: Hast du letzte Nacht gut geschlafen?
Robin: Ja, klar kannst du mir diese Frage stellen. Ich habe wie ein Stein geschlafen, wenn ich ehrliche sein soll. Ich bin momentan sehr beschäftigt. Es kommt nicht selten vor, dass ich heimkomme und einfach ins Bett falle. Teilweise ist das so schlimm bei mir, dass ich morgens aufwache und merke, dass ich noch alle Klamotten an habe.
motor.de: Das klingt nach viel Stress. Da muss ich dich also nicht wirklich fragen, ob du derzeit einen Augenblick findest, Musik zu hören.
Robin: Oh, eigentlich höre ich gerade sogar sehr viel Musik, weil ich viel mit dem Auto unterwegs bin. Ich habe mir viel CDs eingepackt, da L.A. riesig ist und ich viel Zeit mit Autofahren aufwende. Viele Leute nehmen sich heutzutage nicht mehr genug Zeit, sich mit der vollen Länge eines Albums auseinander zu setzen, da schließe ich mich nicht aus, deswegen bin ich froh um diese Gelegenheit.
motor.de: Wenn du unterwegs bist, hörst du dir dabei auch deine eigene Musik an?
Robin: Ich höre mir meine Musik an, während ich sie mache, aber wenn ein Projekt abgeschlossen ist, nicht mehr. Dann hasse ich sie regelrecht. Ich bin dann an einem Punkt, wo ich sie wirklich satt habe. Wenn ich sie mir dann noch öfter anhören würde, hätte ich immer etwas daran auszusetzen und überlege, was ich nicht noch hätte ändern bzw. verbessern können. Während ich die Songs mache, höre ich sie mir wirklich gerne beim Fahren an. Am Lenkrad sitzend, konzentriere ich mich auf den Verkehr und habe dadurch die nötige Distanz zu meiner Musik. So höre ich sie, wie als hätte ich sie nicht selber gemacht und finde Fehler oder auch Parts, die mir sehr gut gefallen.
motor.de: Bist du dann weniger kritisch gegenüber deiner Aufnahmen?
Robin: Genau so ist es. Es ist fast so, als würde ich die Musik wie durch eine Wand hören. Weniger Ecken und Kanten, mehr ein begleitendes Element.
motor.de: Ich habe schon in einigen Artikeln über euch lesen können, dass ihr Sade als einer eurer größten Einflüsse seht. Ist da was dran?
Robin: Teils, teils. Lustigerweise haben Mike und ich vor kurzem festgestellt, dass keiner von uns je ein Sade Album besaß. Wir respektieren sie beide ungemein, wir lieben beide an ihr, wie viel Gefühl und Ausdruck sie in ihre Musik legt und dass ihre Arbeiten so unglaublich ehrlich sind. Aber ehrlich gestanden, haben wir nie bewusst ihre Musik gehört oder fühlten uns in irgendeiner Weise inspiriert. Ich glaube die genannten Aspekte ihrer Musik sind dafür verantwortlich, warum versucht wird, eine Verbindung zwischen uns und ihr herzustellen. Natürlich trägt auch Mikes außergewöhnliche Stimme dazu bei, dass wir mit ihr verglichen werden.
motor.de: Wo wir gerade über Mikes Stimme reden, ist dir aufgefallen, dass sie sich verglichen mit seinen Solosachen bei Milosh verändert hat? Ich hoffe, er ist mir nicht böse wenn ich das sage, aber bei Milosh war sie irgendwie souliger, für Rhye scheint er ihr die Tiefe genommen zu haben. War das bewusst um sich vom Soloprojekt Milosh abzuheben?
Robin: Puh, ich weiß nicht. Das ist wirklich eine gute Frage. Ich habe echt keine Ahnung. Das einzige, was mir kürzlich auffiel, ist die Tatsache, dass Rhye mehr Songstruktur hat, somit sind die Vocals auch mehr in ein melodisches Schema gepresst. Bei Milosh war die Struktur wesentlich lockerer, somit hatte Mike vielleicht einfach mehr Raum, seine Stimme in andere Höhen und Tiefen zu entfalten. Aber das ist auch nur eine Vermutung. Ich werde ihn mal selber fragen müssen.
motor.de: Das war auch schon meine kritischste Frage. Ich hatte schon Angst, das Interview würde einen unangenehmen Verlauf nehmen, nachdem es hieß, ihr wärt der Presse nicht wohl gesonnen.
Robin: Nein, überhaupt nicht. Kritisch war das ja gar nicht so sehr und selbst wenn, sollte das nicht den Verlauf des Gesprächs beeinträchtigen. Ich glaube einige Musikjournalisten waren ganz schön sauer auf uns, weil wir erst gar keine Pressetermine zugelassen haben. Dabei hatten wir keine bösen Absichten. Wir verstehen Rhye, als etwas Pures und wollten den Eindruck zur Musik, nicht durch das in den Vordergrund-Rücken unserer Personen verfälschen. Das haben einige als Beleidigung aufgefasst.
motor.de: Auch nicht so recht verständlich, warum man da gleich böse Absichten unterstellen muss. Danke für deine Zeit Robin.
Robin: Vielen Dank für die guten Fragen, schöne Grüße nach Deutschland.
Chris Grimm
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