Die Robocop-Fans, die ‘They Think They Are The Robocop Kraus‘ als ihre bislang liebste Platte der Band erachten, treffen sich am besten zu einem beruhigenden Kamillentee mit einem Schuss Baldrian und halten sich an Händen, wenn sie sich zum ersten Mal ‘Blunders And Mistakes‘ anhören. Nach wie vor kann man bestens mitpfeifen, -klatschen, -singen, -tanzen, -schnipsen, -stampfen etc., doch der Geist der Neuerung hielt ganz massiv Einzug auf diesem jüngsten Werk der Band. Legte man anno 2005 noch ausführlichst das musikalische Geodreieck an, um der Töne Übermut ein wenig zu zähmen, entschloss man sich jetzt, zwei Jahre später, zu einem technischen Rückschritt, um voranzukommen, packte alle und alles zusammen in einen Raum und nahm das Album so auf. Keine Chance, da irgendwelche Patzer nachträglich aufzuhübschen oder in Sachen Exaktheit nachzuhelfen – klingt eben wie es klingt und fertig. Ob es ein gewollter Nebeneffekt war oder nicht, bleibt unklar, aber der Vergleich mit Franz Ferdinand, auf den man sowieso nie Lust hatte, ist mit diesem Schritt obsolet.

Eine wirklich sehr hübsche Untermalung dieser Entwicklung bildet der bildkünstlerische Aspekt von ‘Blunders And Mistakes‘. Ein geradezu erschlagendes Meer von Farben ergießt sich über die rund 350 Quadratzentimeter des Covers, wie man es nicht mehr gesehen hat, seit man damals seine alten Märchenbücher in den Keller räumte. Verantwortlich für diesen bunten Wahn zeichnet sich der New Yorker Künstler Kevin Hooyman, der seine Dienste nicht nur auch anderen Musikern, wie beispielsweise der Band !!!, feilgeboten hat, sondern sich in solchen Märchenwelten öfters zu bewegen scheint (an dieser Stelle sei eine kurze Reklame für die Homepage www.kevinhooyman.com erlaubt). Kevin Hooyman hatte so gut wie keine Anweisungen der Band erhalten und lediglich darum gebeten, ihm doch bitte die Musik zukommen zu lassen. Gesagt, getan, der Künstler verbrachte Nächte damit, die neuen Robocop-Songs zu hören, die ihn zu ebendiesem Artwork inspirierten.

Kein Wunder, denn aufgrund der neuartigen Anreicherung durch Hintergrundchöre, eine besonders großzügige Portion Pop und Melodie und das Experimentieren mit verschiedenen Sounds und Instrumenten, wie Kinder-Keyboards, ist die dominierende Stimmung, die einer fröhlich verklärten und kindlichen Nostalgie. Songs, die in ihren Inhalten nicht unbedingt unbedarft sind, aber genauso klingen. Sänger und Gitarrist Thomas Lang dazu: “Nostalgie ist was Schönes in der Musik, finde ich, auch auf den alten Platten war das schon so. Man kann immer kindlich sein. Das hat aber wenig mit Alter und Reife zu tun. Was heißt denn kindlich? Verspielt und neugierig sein, viel ausprobieren und genau das haben wir ja gemacht auf der neuen Platte. Ich finde das sehr spannend.“. Passend zum Thema Kindheit hat Thomas Lang einem Erlebnis aus ebendieser den Song ‘Snake‘ gewidmet, der nicht so allegorisch ist, wie er auf den ersten Blick wirkt: “Die Geschichte ist mir letztens eingefallen, als wir alle in einer Kneipe saßen und keiner hat’s mir geglaubt! Als ich zwischen acht und zehn Jahren alt war, war wirklich so eine Schlange in unserem Garten und als ich versuchte, sie zu fangen, hat sie mich gebissen. Dahinter steckt kein philosophischer Ansatz, das ist mir wirklich passiert, aber ich fand es witzig, dann dieses ‚With The Poison On My Tongue All My Youth Was Gone’ da einzubauen und außerdem wollte ich mal einen Satz mit “biblical dimensions” verwenden.” Sagt’s und lacht und ihr könnt euch auf 40 Minuten bester Unterhaltung freuen.

Text: Seraina Nyikos