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U2 und The Cure, gemischt mit Joy Division, The Smiths und Echo and The Bunnymen, gepfeffert mit einer kaum spürbaren Prise Discovaganz – kann sich hier jemand vorstellen, wie das klingen würde? Wahrscheinlich gar nicht mal schlecht. Und mit einem saftigen Schuss modernem Alternative-Rock und Neopop drin hat man dann ein angenehm und herzhaft schwingendes Pop-Konglomerat mit viel Melodie und Gefühl. ROCK KILLS KID heißt das kalifornische Quintett, das mit prägnanten Basslinien, unprätentiösen Rhythmus-Gitarren, auf das Wesentliche konzentrierten Drums und zuweilen eleganten Streicher-Arrangements aufwartet und nun ein herrlich unspektakuläres Pop-Album vorlegt, das sich am ehesten noch mit den Killers vergleichen lässt. Ansonsten: Kein Gepose, kein hysterisches Next-Big-Thing-Geeiere, kein weiterer Bloc Party-Klon. Stattdessen: ROCK KILLS KID.
„Die meisten meiner Songs haben eigentlich dasselbe Thema,“ erklärt Gründer und Kopf der Band Jeff Tucker. „Es geht fast immer darum, wie ich mit der Isolation klar komme. Denn ich war wirklich allein, und ich meine allein. Ich ging nie raus, die Leute nannten mich ‚Einsiedler’, und ich hatte eine Menge Zeit, herauszufinden, wer ich war. Darum geht’s übrigens auch in der ersten Single Paralyzed – festzustecken und nicht in der Lage zu sein, auch nur einen Schritt zu tun.“
Tucker wuchs im erzkonservativen Orange County auf, das abseits der TV-Bildschirme nicht mal halb so spannend und lustig ist wie in der gleichnamigen TV-Serie. Mit 16 nahm er zum ersten Mal eine Gitarre in die Hand und war weit entfernt von jedem Gedanken, jemals Musiker zu werden. Er schloss die High-School ab und war völlig ideenlos. „Ich interessierte mich für gar nichts. Und ich wollte nichts spezielles sein.“ Ab und zu jobbte er in der Verladestation der Drucker-Firma seines Vaters, dann versuchte er sich als Kellner. „Ich war der mieseste Kellner auf dem ganzen Planeten. Die Gäste fragten mich, ob ich Drogen genommen hätte. Sie bestellten eine Cola und ich brachte einen Salat.“
Irgendwie kam Tucker an ein paar Punk-Bands, und weil keiner von ihnen Songs schrieb, fing er selbst damit an. Mit zwei Kumpeln nahm er ein Demo auf, das irgendwie in die Hände des Cali-Indies Fearless Records gelangte und im Frühjahr 2001 eine 5-Song-EP herausbrachte. Das Publikum war interessiert, aber die Band wollte nicht touren, und so hatte Tucker nicht viel zu tun. Pleite wie er war, zog er nach LA in das Studio, das Fearless angemietet hatte und wohnte dort. Wohnte und schrieb. Eine Dusche gabs nicht, also hielt er sich mit BabyWipes sauber.
Drei Jahre lang tat Tucker nichts als Komponieren. „Ich hatte sonst nichts zu tun, Schreiben wurde mein Lebensinhalt. Ich gewöhnte mich dran. Dann wurde ich süchtig.“ Nach zwei Jahren hatte er etwa 150 Songs geschrieben. ROCK KILLS KID war immer noch der Bandname, aber das Line-up blieb variabel. Mitglieder kamen und gingen, bis Bassmann Shawn Dailey und Keyboarder Reed Calhoun von einer Band namens Bright Life dazu kamen. Drummer Ian Hendrickson stieß über eine Annonce dazu und Gitarrist Sean Stopnik kam, nachdem seine Band Stairwell sich aufgelöst hatte. „Stopnik ist eine echte Bereicherung,“ so Tucker. „Er ist der einzige mit so etwas wie Verantwortungsgefühl. Ohne ihn würden wir nicht mal unsere Schuhe geschnürt kriegen.“
Schließlich gingen die Fünf mit Producer Mark Trombino (Jimmy Eat World, Blink 182) ins Hollywood Sound Studio in Los Angeles, um Are You Nervous? aufzunehmen, das mit seinen gleitenden und in Hall eingewobenen Gitarren, New Wave-Synthesizern und geraden Rhythmen gut zu den Killers und Interpol in die Plattensammlung passt. Songs wie Paralyzed, Hideaway und das clubfreundliche Midnight sind dunkelnde, atmosphärische und durchaus einnehmende Stücke. Wenn man sich einen jungen Bono und etwas rauere The Cure vorstellt, liegt man da schon richtig.
Nachdem Reprise Rock Kills Kid dann in seine Reihen aufgenommen hatte, wurde Tucker klar, dass die Leute ihn genauer betrachten würden, wenn er auf die Bühne ginge. Ein Anlass, Maßnahmen zu ergreifen. „Ich fragte meinen Dad, wer die größten Live-Acts aller Zeiten seien, und er antwortete ohne zu zögern: Der Boss und U2.“ Also besorgte sich Tucker Springsteens Live In New York City und U2s Elevation Tour 2001 – Live from Boston und schloss sich zwei Tage lang mit einem DVD-Player ein. Seine Erkenntnis: „Du musst lieben, was du tust und das Publikum wird sich davon mitreißen lassen.“
Gerade nach der langen Isolation ist es ein Geschenk für Tucker, sich einem Publikum zu stellen, ein neuer Anfang, von dem der Song Back to Life erzählt. Es ist der letzte Song, den er für Are You Nervous? schrieb, und der Text könnte passender nicht sein: I have waited for this day / To feel I’m fitting in / And I have longed to feel this way / To be alive again / I came back, back to life.“
„Dieser Song kommt direkt aus meinem Mauseloch,“ so Tucker. „Und er fühlt sich großartig an!“
Warner Music
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