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Categories: Kolumne

Go Go Berlin’s Debüt New Gold: Rotziger Blick in den Rückspiegel

(Fotos: Morten Rygaard)

Immer noch Tränen in den Augen, weil Mando Diao schon lange keinen Bock mehr auf schnodderige Gitarren haben? Jetzt ist aber Schluss mit dem Geheule, denn mit Go Go Berlin kommt endlich eine Band um die Ecke, die die passenden Taschentücher im Gepäck hat.

Neuer 60s-Rotz aus Dänemark? Gerne, gerne – nur her damit. Ich werde schließlich schon seit Wochen von der Retro-Branche nach Strich und Faden verwöhnt. Robert Phersson, Heavy Tiger, Märvel: Da kommen mir die Jungs von Go Go Berlin gerade recht. Ergo: Anlage an, Silberling rein und los geht’s.

Nach dem wummerigen Intro dauert es keine halbe Minute, da haben mich die fünf schnodderigen Vintage-Rocker aus Silkeborg auch schon um den Finger gewickelt. Eine weitere Viertelstunde später steht fest: Ab heute trauere ich den Anfangstagen von Mando Diao nicht mehr hinterher. Hier haben wir ihn endlich wieder, diesen unverfälschten Großkotz-Vibe, der gefüttert mit knarzigen Gitarren, ordentlich Groove aus dem Background und einer Stimme im Vordergrund, nach der sich so manch etablierter Rotz-Rock-Act die Finger lecken würde, jede eingeschlafene Schlaghosen-Party spielend leicht wieder auf Vordermann bringt.

Ob der Mammut-Rocker „You You You“, das funkig angehauchte „Shoot The Night“ oder kratzige The Doors-Gedenkmomente à la „On The Run“ und „Raise Your Head“: Ich mach hinter jedem Track ein fettes Kreuzchen. Hier spiele ich gerne fünfzig Minuten lang an der Zeitmaschinen-Gangschaltung rum und lass mich Zeiten beamen, in denen an Gitarren noch gekräuselte Kabel hingen und die Frisuren daheim noch mit der Heckenschere in Form gebracht wurden.

Warum habe ich eigentlich keinen Plattenspieler mehr? Gibt’s den heißen Scheiß hier auch auf Vinyl? Wenn ja, lass ich alles stehen und liegen und renne schnurstracks zum Antik-Store um die Ecke. Hier jetzt noch das kratzige Rauschen der Turntable-Nadel im Hintergrund? Wie geil wäre das denn? Ich muss weg.

Text: Kai Butterweck

VÖ:  11.04.2014

Label: Sony

Tracklist:

01 – Enterlude

02 – On The Run

03 – Shoot The Night

04 – Darkness

05 – Waste Of Trying

06 – Raise Your Head

07 – California Mind

08 – Castles Made Of Sand

09 – Do You Mind

10 – Gimme More

11 – I Want You

12 – You You You

13 – Hope For The Hopeless

14 – Bad!

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